
Baden-Württemberg Zurück zur Atomkraft? Umweltministerium in BW lehnt Forderung von Söder ab
Geht es nach Bayerns Ministerpräsident Söder, lassen sich die abgestellten Atommeiler "jederzeit" wieder aktivieren. Das Umweltministerium in BW zweifelt an seiner Glaubwürdigkeit.
Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hält Forderungen nach einer Reaktivierung des Atomkraftwerks in Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) für unrealistisch. Die EnBW habe vor "wenigen Wochen öffentlich erklärt, dass der Rückbau von Neckarwestheim II de facto irreversibel sei und sich die Diskussion über die weitere Nutzung von Atomenergie für den Konzern erledigt habe", sagte Walker dem SWR.
Umweltministerium: Starke Zweifel an Söders Glaubwürdigkeit
Damit stellt sich die Umweltministerin gegen den Vorstoß von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). "Ich habe starke Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit", kritisierte Walker den bayerischen Ministerpräsidenten. Söder müsse seine Quellen offenlegen. "Als ehemaliger Umweltminister und treibende Kraft des Atomausstiegs 2011 müsste er es eigentlich besser wissen."
Söder fordert, die drei zuletzt in Deutschland abgeschalteten Atomkraftwerke Neckarwestheim II, Isar 2 (Bayern), und Emsland (Niedersachsen) wieder in Betrieb zu nehmen. Ziel sei es, eine "vorübergehende, für die nächsten zehn Jahre mindestens, vorübergehende Stabilität, Netzstabilität, Stromstabilität, gerade auch regional zu entwickeln", so der CSU-Chef.
Aussagen der Akw-Betreiber widersprechen Söder
Die Reaktivierung der 2023 im Zuge des deutschen Atomausstiegs abgeschalteten Meiler sei "nach den Rücksprachen, die wir mit vielen technischen Experten haben, [...] in diesem und im nächsten Jahr jederzeit noch möglich. Je länger es dauern würde, desto höher die Kosten", betonte Söder.
Bisher hatte es auch von den bisherigen Betreibern der Meiler anderslautende Aussagen gegeben: Eine Reaktivierung sei auch wegen des laufenden Rückbaus und fehlender Mitarbeiter nicht mehr möglich. EnBW-Kernkraftchef Jörg Michels hatte bereits Ende 2024 betonte, eine Inbetriebnahme sei "praktisch gesehen irreversibel". An diesem Standpunkt hat sich auch zwischenzeitlich nichts verändert, wie ein EnBW-Sprecher auf Nachfrage des SWR bestätigte.
In Neckarwestheim habe man bereits im Sommer 2024 beim Rückbau des Meilers damit begonnen, "die Hauptkühlmittelleitungen, die Teil des Primärkreislaufs sind, zu durchtrennen und zu demontieren, so dass der Kreislauf nicht mehr intakt ist". Vor diesem Hintergrund habe sich eine Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft für die EnBW erledigt.
Für Isar 2 hielt der Betreiber diese Aussage auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur ebenfalls aufrecht: "Unsere Position dazu ist unverändert: Für Preussen Elektra ist der Weiterbetrieb von Isar 2 kein Thema mehr. Der Rückbau hat begonnen und die Anlage ist damit praktisch nicht mehr reaktivierbar."
Letzte Akw wurden im Frühjahr 2023 abgeschaltet
Nach einer Laufzeitverlängerung um wenige Monate wegen der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges waren die verbliebenen deutschen drei Atomkraftwerke im Frühjahr 2023 abgestellt worden, darunter auch das EnBW-Kraftwerk Neckarwestheim II. Das Unternehmen hat dort nach eigenen Angaben mittlerweile wichtige Bauteile der Anlage demontiert.
Sendung am Di., 11.2.2025 17:30 Uhr, SWR4 BW Studio Heilbronn - Regionalnachrichten