Ein Schlagloch auf einer Straße im Hintergrund parkende Autos (Symbolbild)

Bayern "Ein Teufelskreis": Marode Kreisstraßen in Bayern

Stand: 31.03.2025 05:13 Uhr

Schlaglöcher, Risse, Ausbrüche oder Unebenheiten im Asphalt: Bayerns Kreisstraßen sind marode – wenigstens zum Teil. Das zeigen aktuelle Zustands- und Bewertungsanalysen. Wo es besonders schlimm ist und warum das zum Sicherheitsrisiko werden kann.

Von Anna Dannecker

Der Straßenzustand hat sich über die Jahre sukzessiv verschlechtert, heißt es aus dem Tiefbauamt des Landkreises Forchheim. Nur knapp 40 Prozent der Straßen in Verantwortung des Landkreises seien in Ordnung.

Der Rest ist oder droht marode zu werden: 37 Prozent der Kreisstraßen haben eine schlechtere Note als 4,5 bekommen und rund 24 Prozent liegen über dem "Warnwert", also der Note 3,5. Heißt: Sie drohen marode zu werden oder sind es schon. Das geht aus der Zustandserfassung und -bewertung der Kreisstraßen hervor, die zuletzt im Bauausschuss des Forchheimer Landkreises diskutiert wurde.

"Teufelskreis": Schlaglöcher als Sicherheitsrisiko

"Wenn Sie mit einem Motorrad unterwegs sind und in ein Schlagloch fahren, kann es sein, dass Sie querschnittsgelähmt sind", erklärt der Straßenrechtsexperte Franz-Rudolf Herber von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Sanierung von Straßen sei eine Sicherheitsmaßnahme und Pflicht der jeweiligen Verantwortlichen für die Straße. Während etwa in Forchheim die schlechtesten Straßen saniert würden, würde sich gleichzeitig der Zustand der anderen 40 Prozent verschlechtern und sanierungsbedürftig werden. "Das ist ein Teufelskreis. In diesem Spiel muss man permanent am Ball bleiben. Und das ist hier versäumt worden. Das ist eine schwere Amtspflichtverletzung", schlussfolgert Straßenrechtsexperte Herber.

Rückstau zum Wohle aller aufarbeiten

Der Jurist erklärt es mit einem Beispiel: Bei Straßen sei es wie beim Zähneputzen. Es bedarf dauerhafter Pflege. Und die koste. "Nur durch mehr Finanzen für den Straßenbau kann der Rückstau zum Wohle aller, insbesondere auch der Verkehrssicherheit, aufgearbeitet werden", heißt es auch im Bericht des Landkreises Forchheim. Ein Sprecher des Landratsamts schreibt dazu auf Anfrage des BR: Die benötigen Finanzmittel für die Straßen werden im Haushalt des Kreises beantragt. Wie viel dann aber letztlich zur Verfügung gestellt werden, sei eine politische Entscheidung.

Landkreis Ansbach konnte Zustand der Straßen verbessern

Das weiß auch Landrat Jürgen Ludwig aus dem Landkreis Ansbach. Das ist der bayerische Landkreis mit dem größten Kreisstraßennetz. Im Landkreis Ansbach konnte der Zustand der Straßen in den letzten Jahren verbessert werden, erzählt Landrat Jürgen Ludwig. "Die Erkenntnis vor etwa zehn bis zwölf Jahren war, dass wir kaum noch Straßen sanieren können. Damals haben wir pro Jahr 6,5 Kilometer abgeschlossen. Wenn man weiß, dass man 600 Kilometer bewirtschaften muss, dann sollte man eher 20 bis 30 Kilometer pro Jahr schaffen."

Mittlerweile gehen sie im Landkreis Ansbach die Planungen für die Straßensanierungen früher an. Dadurch ist mehr Zeit für langwierige Ausschreibungen und Abstimmungen. Außerdem saniert der Kreis immer gleich längere Straßenabschnitte oder legt mehrere zusammen, was den Vorlauf für die Verwaltung auch verkürzt. Und kleine Risse werden frühzeitig verschlossen.

Trotzdem: Auch im Landkreis Ansbach unterschreiten knapp 40 Prozent der Straßen die Zustandsnote 3,5. Landrat Jürgen Ludwig führt das auf Baustellen in den Ortsdurchfahrten zurück und auf den Mangel an Personal, die Straßen sanieren.

Auch überwiegend guter Zustand in Landkreisen

Die Qualität der Landkreisstraßen ist je nach Landkreis sehr unterschiedlich, wie eine stichprobenartige Anfrage bei verschiedenen bayerischen Landkreisen gezeigt hat. Im Landkreis Augsburg werde der Zustand der Straßen etwa als "überwiegend gut" bewertet, heißt es von einer Sprecherin des Landratsamts.

Im oberpfälzischen Landkreis Schwandorf werden sogar nur 15 Prozent der Straßen schlechter als Note 3,5 bewertet. Das Landratsamt schreibt: "Die Straßen, die ausgebaut werden müssen, sind von Grund auf auszubauen. Sprich, es müsste zugleich die Entwässerungseinrichtung erneuert und die Straßenbreite und Linienführung geändert werden. Hierfür ist meistens Grunderwerb notwendig und es fehlt leider an der Abgabebereitschaft der Anlieger." Man achte viel auf die Beseitigung der Schadensursachen, vor allem auf Entwässerungsprobleme.

Straßensanierung: Wo kein Kläger, da kein Richter

Für Straßenrechtsexperte Franz-Rudolf Herber ist jedenfalls klar: Die Sanierung der Straßen ist die Pflicht der Landkreise, Kommunen, des Bundes oder Bundeslandes. Je nachdem, wer für die Straße verantwortlich ist. Doch: "Wo kein Kläger, ist kein Richter – und wenn es nur kleine Unfälle gibt …" Die Bürger würden oft nicht wissen, dass der Staat zur Rechenschaft gezogen werden könnte.

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Quelle: BR24 03.03.2025 - 09:47 Uhr