
Bayern Goldschatz-Diebstahl: Probleme mit Alarm und Videoüberwachung
Am Landgericht Ingolstadt hat die Beweisaufnahme zum Goldschatz-Diebstahl aus dem Kelten-Römer-Museum Manching begonnen. Thema war auch die Sicherheit. Der Museumsleiter sagte, dass vor dem Einbruch die Videoüberwachung nicht funktioniert habe.
Am Landgericht Ingolstadt hat die Beweisaufnahme rund um den Diebstahl des Goldschatzes aus dem Kelten-Römer-Museum in Manching begonnen. Vernommen wurden Zeugen aus dem Umfeld des Museums und von der Polizei. Dabei ging es auch immer wieder um die Sicherheit des Museums: Der Museumsleiter und seine Stellvertreterin erzählten etwa, dass vor dem Einbruch bereits seit längerem die Videoüberwachung nicht mehr funktioniert habe.
Museumsalarm mit Mängeln?
Zu den Schwierigkeiten bei der Videoüberwachung hat es laut dem Museumsleiter im Oktober ein Krisengespräch gegeben, unter anderem mit kommunalen Behörden wie dem Bauamt. Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (FW) sagte in einer Sitzungspause, dass es bereits einen Grundsatzbeschluss gegeben habe, die Videoüberwachungsanlage auszutauschen. Der Beschluss dazu war für zwei Wochen nach dem Einbruch im November 2022 vorgesehen.
Teil der Zeugenvernehmung war auch, ob bei der Alarmsicherung des Museums eine Redundanz gefehlt habe, also mehrere voneinander unabhängige Alarmwege. Einer der Museumsmitarbeiter, dem der Einbruch als erstes aufgefallen war, sagte, dass er zunächst problemlos die Alarmsicherung der Sonderausstellung deaktivieren und diese öffnen habe können. Bei der Dauerausstellung, in der sich auch der Goldschatz befunden hatte, sei dagegen nicht der gewohnte Pfeifton erklungen, der signalisiere, dass die Alarmanlage deaktiviert sei und die Türe geöffnet werden könne.
Wert des Goldschatzes größer für Wissenschaft als für Diebe
Als der Museumsmitarbeiter wegen der Vorkommnisse die zuständige Sicherheitsfirma anrufen wollte, hätten ihm seine Kolleginnen im Sekretariat gesagt, dass in ganz Manching das Telefon und das Internet ausgefallen sei. Er habe deshalb mit einem Kollegen erneut versucht, die Alarmanlage auszuschalten, und sei dann schließlich einfach so in die Dauerausstellung gegangen und habe dort direkt Glassplitter gesehen und das Fehlen des Goldschatzes bemerkt.
Der Museumsleiter sagte vor Gericht, dass die Alarmanlage vom Zweckverband betrieben werde. Vor seinem Dienstbeginn im Jahr 2018 sei die Entscheidung gefallen, Alarme nur zu einer privaten Sicherheitsfirma und nicht direkt zur Polizei durchzustellen – vermutlich aus Kostengründen, denn bei Fehlalarmen stellt die Polizei ihren Einsatz in Rechnung.
Die Anlage habe auf zwei Wegen funktioniert, nämlich über das Telefonnetz und den Mobilfunk. Zum Wert des Goldschatzes sagte der Museumsleiter, dass dieser materiell zwar nur etwa 250.000 Euro wert sei, laut Auswertungen des LKA auf dem legalen Markt aber theoretisch für ca. 1,5 Millionen Euro verkauft werden könne. Allerdings seien die Münzen legal unverkäuflich, weil sie dafür zu gut dokumentiert seien: Von jeder einzelnen der 483 Münzen gebe es Aufnahmen. Die gute Dokumentation und umfassende Erforschung des Goldschatzes mache ihn für die Wissenschaft so wertvoll und den Verlust deshalb unermesslich, so der Museumsleiter weiter.
Nächster Prozesstermin: Wie Diebe Alarmanlage lahmlegten
Die stellvertretende Museumsleiterin beschrieb, dass der Goldschatz in den 18 Jahren des Museums nur zweimal durch die Archäologische Staatssammlung gereinigt worden sei. Das Mutterhaus des Kelten-Römer-Museums Manching ist für die Dauerausstellung zuständig, weshalb Museumsmitarbeiter selbst keinen Zugriff auf den Goldschatz gehabt hätten: Seine Vitrine sei extra alarmgesichert gewesen, nur die Archäologische Staatssammlung habe den Alarm deaktivieren lassen und sie öffnen können. Gereinigt worden sei dann unter dem Sechs-Augen-Prinzip – also mit mehreren Zuschauenden innerhalb und außerhalb des Rondells, in dem die Vitrine – eine Spezialanfertigung nach Vorgaben des LKAs – aufgestellt war.
Am Donnerstag soll die Beweisaufnahme fortgesetzt werden, der inhaltliche Schwerpunkt liegt dann laut dem Vorsitzenden Richter auf dem Verteilerhäuschen der Telekom. Dort sollen die vier Angeklagten laut Staatsanwaltschaft Telefon- und Internetkabel gekappt haben, um die Alarmanlage des Museums unschädlich zu machen. Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Männern aus Schwerin und Berlin unter anderem schweren Bandendiebstahl vor.
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Quelle: Regionalnachrichten aus Oberbayern 28.01.2025 - 15:30 Uhr