Stefan Oster SDB (Bischof von Passau)

Bayern Hauzenberg: Kardinal Marx soll Handeln von Bischof Oster prüfen

Stand: 02.04.2025 17:01 Uhr

Hat Bischof Oster zu spät auf Vorwürfe gegen den Hauzenberger Pfarrer reagiert und den Vatikan informiert? Ein Mann meint ja – und hat eine "kirchenrechtliche Meldung" gegen Oster eingereicht.

Von Christian Wölfel

Hat der Passauer Bischof Stefan Oster seine Meldepflicht gegenüber dem Vatikan verletzt? Diese Frage soll nun der Münchner Kardinal Reinhard Marx klären. Findet Timo Ranzenberger. Er hat bei Marx eine sogenannte kirchenrechtliche Meldung gegen den Passauer Bischof eingereicht. Diese liegt dem BR vor.

In eigener Sache hatte Ranzenberger vor Jahren einen Priester aus dem Bistum Trier angezeigt, der ihn als Jugendlicher sexuell missbraucht hatte. Der Priester wurde verurteilt und aus dem Klerikerstand entlassen. Dass Vorwürfe gegen Geistliche – welcher Art auch immer – aufgeklärt und Meldeverfahren eingehalten werden, ist Ranzenberger daher wichtig.

Hinweise auf grenzüberschreitendes Verhalten bereits 2023

Ranzenberger bezieht sich in seiner Meldung auf das Video-Statement von Passaus Bischof Stefan Oster vom vergangenen Freitag. Darin habe Oster unter anderem eingeräumt, schon seit September 2023 von den Vorwürfen gegen Pfarrer Alexander Aulinger gewusst zu haben.

Außerdem hätte ein Präventionskonzept in der Pfarrei nicht umgesetzt werden können, da der Pfarrer kompromittiert sei, heißt es in dem Schreiben Ranzenbergers. Zudem verweist er auf Medienberichte, nach denen zu den Vorwürfen auch Verhaltensweisen gehörten, die als Grenzüberschreitungen zu werten seien.

Kardinal Marx soll Untersuchung gegen Bischof Oster einleiten

Diese erfüllen Ranzenberger zufolge einen Tatbestand in einer kirchenrechtlichen Regelung, die Papst Franziskus erlassen hat, um Vertuschung zu verhindern. In diesem sogenannten Motu Proprio ist unter anderem vorgeschrieben, Verdachtsfälle nach Rom zu melden.

Timo Ranzenberger sieht dies im Fall des Pfarrers nicht erfüllt und fordert daher eine Untersuchung gegen Bischof Oster. Zuständig dafür ist als nächst höherer Würdenträger der Münchner Kardinal Marx.

Dessen Pressestelle wollte sich auf Anfrage des BR nicht äußern. Ranzenberger wurde jedoch der Eingang des Schreibens bestätigt. Das Bistum Passau hat auf eine BR-Anfrage inzwischen reagiert und bestätigt, dass ein Abdruck des Anschreibens von Timo Ranzenberger an Kardinal Marx am Sonntagabend beim Bistum Passau eingegangen ist.

Vorwürfe gegen Pfarrer von Hauzenberg

Hauzenbergs Pfarrer war vor eineinhalb Wochen von Bischof Oster suspendiert worden. Der Grund: mutmaßliches Fehlverhalten in der Jugendarbeit. Der Pfarrer soll Minderjährigen Alkohol besorgt und mit ihnen exzessiv gefeiert haben, was er genauso bestreitet, wie angebliche Trinkgelage – unter anderem auf Hüttenausflügen. Die zuständige Staatsanwaltschaft sieht nach einer Anzeige durch das Bistum hinsichtlich aller Vorwürfe bisher keinen Anfangsverdacht.

Der Bischof erteilte dem Pfarrer ein vorläufiges Zelebrations- und öffentliches Auftrittsverbot. Zuvor hatten sowohl die Unabhängige Aufarbeitungskommission als auch der Betroffenenbeirat ein Handeln angemahnt. Seitdem bekunden Tausende Hauzenberger ihre Solidarität mit dem Geistlichen. 80 Ministranten sind aufgrund dessen zurückgetreten, knapp 60 Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten.

Hinweis: Wir haben den Artikel um weitere Informationen zu Timo Ranzenberger und zum Stand der Ermittlungen ergänzt.

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Quelle: Regionalnachrichten aus Niederbayern 02.04.2025 - 12:05 Uhr