Ein Banner mit der Aufschrift: Landessynode.

Bayern Missbrauch bis "Trauung für alle": Bayerische Landessynode tagt

Stand: 30.03.2025 16:28 Uhr

Diakonie, Missbrauch und der Umgang mit queeren Menschen: Die evangelische Landessynode in Bayern ist zu ihrer Frühjahrsversammlung in Augsburg zusammengekommen. Drei Themen stehen dabei im Fokus.

Von Nadja Stempel, Redaktion Religion und Orientierung

Die evangelische Landessynode in Bayern kommt heute zu ihrer Frühjahrsversammlung nach Augsburg. Das Kirchenparlament vertritt 2,1 Millionen bayerische Protestanten. Bis Donnerstag beraten die Mitglieder über den aktuellen Stand in Sachen Missbrauchsaufarbeitung, die Lage der Diakonie und den Umgang mit queeren Menschen.

Ein Jahr nach Missbrauchs-Studie: Was hat sich getan?

Bei der Synode fragt das Kirchenparlament, was sich in der Landeskirche im vergangenen Jahr zur Missbrauchsprävention und Aufarbeitung getan hat. Die ForuM-Studie, eine von der evangelischen Landeskirche in Auftrag gegebene Missbrauchs-Studie, hatte vor gut einem Jahr ein ungeahntes Ausmaß an sexualisierter Gewalt in der Vergangenheit offenbart.

Fest steht schon zu Beginn: Eine Entscheidung zu möglichen Anerkennungsleistungen wird es noch nicht geben. Grund dafür ist, dass sich die Landeskirche hier nach den Vorgaben der Evangelischen Kirche in Deutschland richtet. Maßnahmen wie einheitliche Anerkennungsleistungen für Betroffene sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie hatte der Rat der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erst am 21. März verabschiedet – zu knapp vor der Landessynode. "Für uns als bayerische Landessynode heißt das in der Folge, dass wir frühestens bei unserer nächsten Tagung im Herbst 2025 über Anerkennungsleistungen beschließen können", sagte Synodenpräsidentin Annekathrin Preidel.

Rainer Sebastian, früheres Mitglied der Dekanatssynode Passau, hat sich für sein Dekanat mehrfach für eine schnellere Aufarbeitung eingesetzt. Er bezweifelt, dass in naher Zukunft alle Missbrauchsfälle aufgeklärt werden: "Es ist immer dasselbe Spiel. Es wird gesagt, es wird was getan, aber im Ergebnis kommt einfach nichts dabei raus."

Diakonie und Kirche besser verbinden

Ein weiterer Schwerpunkt der Landessynode liegt auf dem Thema Diakonie. "Es geht darum, die Verbindung zwischen Kirche und Diakonie zu stärken", sagt Preidel. Es solle deutlich werden, dass Kirche und Diakonie zusammengehören. "Das haben viele Menschen - selbst innerhalb der Kirche - nicht auf dem Schirm", so die Synodenpräsidentin.

Diakonie bezeichnet die soziale Arbeit der evangelischen Kirche. Über eine halbe Million Menschen sind bei der Diakonie angestellt.

Kommt die "Trauung für alle"?

Diskutiert wird auf der Frühjahrsversammlung auch der Umgang der Landeskirche mit queeren Menschen. Gefragt wird: Soll es ein Schuldbekenntnis seitens der Kirche gegenüber dem früheren Umgang mit Homosexualität geben? Sollen Pfarrerinnen und Pfarrer verpflichtet werden, queere Paare zu trauen, auch wenn sie das aus ihrer religiösen Überzeugung heraus nicht wollen?

Zur Abstimmung steht unter anderem der Vorschlag einer "Trauung für alle". Bisher wird in der evangelischen Kirche noch unterschieden, ob es sich um eine Trauung zwischen Mann und Frau oder eine Eheschließung von queeren Paaren handelt. "Ich glaube, es werden verschiedenste Leute nicht zufrieden sein. Und ich denke, es wird auch Diskussionen geben", sagt Malte Scholz, Vorsitzender der Evangelischen Jugend in Bayern (ejb). Unter anderem der konservative Arbeitskreis ABC lehnt gleichgeschlechtliche Trauungen ab.

Eine konsensfähige Idee könnte sein: Künftig soll es einen "Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung" geben - für alle, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Religion, Kirche, Glaube, Spiritualität oder ethische Fragen? Dann abonnieren Sie hier den Newsletter der Fachredaktion Religion und Orientierung.

Quelle: BR24 im BR Fernsehen 31.03.2025 - 18:00 Uhr