
Bayern Nach Schlachthof-Schließung: Legehennen-Halter in Bredouille
Der größte Legehennen-Schlachthof Süddeutschlands ist dicht – und bringt eine ganze Branche ins Wanken. Eierproduzenten wissen nicht, wohin mit ihren schlachtreifen Tieren. Warum die Lage für viele Betriebe jetzt dramatisch ist.
Für die 6.000 Legehennen von Florian Naßl aus Alling bei Fürstenfeldbruck war das Schicksal bereits besiegelt: Im September sollten sie wie jedes Jahr per Lkw zum Schlachthof Buckl gebracht werden – rund zwei Stunden Fahrt nach Wassertrüdingen. Dort wurden zuletzt täglich bis zu 60.000 Tiere verarbeitet – darunter auch Naßls Hühner.
Schlachthof geschlossen: Was ist passiert?
Doch jetzt ist der größte Geflügel-Schlachthof in Bayern geschlossen, nachdem Tierschützer des Vereins "Aninova" Verstöße gegen den Tierschutz öffentlich gemacht hatten. Gefilmt im Frühjahr dieses Jahres, zeigen die Aufnahmen, wie Mitarbeitende die schlachtreifen Tiere würgen, verdrehen und ihnen gewaltvoll Eier aus dem Körper quetschen. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen vier Mitarbeitende bereits entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und hat den Betrieb durchsucht.
Nun brauchen die Halter der 60.000 Legehennen, die hier täglich geschlachtet wurden, eine Alternative. Einfach ist das nicht, denn der betroffene Schlachthof ist die einzige Anlaufstelle in dieser Größenordnung in ganz Süddeutschland.
Betroffener Schlachtbetrieb für Branche kaum zu ersetzen
Auch Eierproduzent Naßl steht plötzlich ohne Schlachtmöglichkeit da. Zunächst erwägt er, die Tiere selbst schlachten zu lassen – mit seiner Frau verkauft er ohnehin schon Suppenhühner. Doch dann müsste er die Hühner nicht nur selbst schlachten, sondern auch vermarkten – denn auch das übernahm der mittlerweile geschlossene Schlachtbetrieb Buckl in Wassertrüdingen. 6.000 Hühner selbst zu verkaufen, sei für ihn aber nicht leistbar.
Wie ihm geht es vielen Eierproduzenten: Allein aus dem Landesverband der bayerischen Geflügelwirtschaft sind nahezu alle der 220 Mitgliedsbetriebe betroffen. Geschäftsführer Felipe Soto sagt, der Verband organisiere nun Sammelfahrten nach Polen und konnte zwischenzeitlich so für alle Mitglieder Alternativen finden.
Doch das Problem verschärft sich täglich. "Jeden Tag werden mehr Legehennen schlachtreif. Gleichzeitig sind in vielen Ställen bereits Junghennen bestellt, die bald Platz brauchen", so Soto. Die gesamte Produktionskette gerät ins Stocken.
Wiedereröffnung gefordert – doch Auflagen sind hoch
Der Verband fordert daher eine rasche Wiedereröffnung des Schlachthofs. "Wir wünschen uns von den Behörden, dass sie die Bedeutung dieses Standorts erkennen", sagt Soto. Doch die Hürden sind hoch: Laut dem Bayerischen Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen hat der Betreiber bisher nicht signalisiert, den Betrieb wieder aufnehmen zu wollen. Zudem seien die erforderlichen Auflagen bislang nicht erfüllt worden. "Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann", so die Behörde auf BR24-Anfrage.
Soto kritisiert den politischen Umgang mit der Krise: "Wir haben das Gefühl, dass alles zu lange dauert. Die Frage ist: Will die Politik diesen Standort überhaupt erhalten?"
Eierproduzent findet Notlösung
Eierproduzent Florian Naßl kann jedoch vorerst aufatmen: Ein Schlachtbetrieb in Norddeutschland hat zugesagt, seine 6.000 Legehennen im September abzuholen und zu schlachten. Doch für ihn ist es nur eine Notlösung, denn auch hier müssen alle 6.000 Tiere acht Stunden in einem nicht klimatisierten Lkw aushalten. Auch er wünscht sich, dass der Schlachthof Buckl schnell wieder öffnet. Auf eine Anfrage von BR24 reagierte dieser jedoch nicht.
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Quelle: BR24 16.05.2025 - 18:30 Uhr