
Bayern So groß ist der Einfluss von Schlafmangel auf das Immunsystem
Müder Körper, schwaches Immunsystem? Einer Studie zufolge steigt das Risiko für eine Erkältung mit Schlafmangel um ein Drittel. Doch laut den Wissenschaftlern ist es gar nicht so einfach, den Zusammenhang herauszufinden.
Wer zu wenig schläft, wird schneller krank – da sind sich die Menschen auf Münchens Straßen einig. "Ohne guten Schlaf gibt’s keine Gesundheit", findet eine Passantin. Ein anderer Passant arbeitet im Schichtdienst und merkt, wenn er eine anstrengende Nacht mit wenig Schlaf hatte: "Da ist man schon schneller angeschlagen."
Der Grund ist für die meisten auch ganz klar: "Der Körper ist einfach müde", erklärt eine Passantin. Eine andere meint: "Weil der Körper schon geschwächt ist, und dann ist man, glaube ich, einfach anfälliger." Den tatsächlichen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Infektion zu verstehen, ist laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aber gar nicht so einfach.
Studie: Schlafmangel erhöht Erkältungsrisiko um ein Drittel
Eine Studie der Universität Bergen sagt klar: Es gibt einen Zusammenhang. Für die Untersuchung wurden 1.335 Krankenschwestern und Pfleger in Norwegen befragt. Sie berichteten, wie viel Schlaf sie benötigen, wie viel sie bekommen, welche Schichten sie arbeiteten und wie häufig sie in den vergangenen Monaten bestimmte Infektionskrankheiten hatten.
Das Ergebnis: Hatten die Pflegekräfte ein Schlafdefizit von bis zu zwei Stunden, erhöhte sich das Risiko für eine Erkältung um ein Drittel. Lag der Schlafmangel über zwei Stunden, bekamen sie sogar noch häufiger eine Erkältung. Auch das Risiko für eine Bronchitis, eine Nasennebenhöhlenentzündung und einen Magen-Darm-Infekt war erhöht.
Viele Faktoren beeinflussen Immunsystem
Einschränkend erwähnt das Forschungsteam aus Bergen allerdings, dass sie anhand der Studie nicht sagen können, was zuerst da war: der Infekt oder der Schlafmangel. Vielleicht gebe es sogar eine unbekannte dritte Variable, die beides beeinflusse.
Daniel Jira, Leiter des Schlaflabors an der Technischen Universität München (TUM), bestätigt das. Laut ihm ist es schwer, den Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Erkältungsanfälligkeit festzumachen, "denn Erkältungen werden von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel vom Lebensstil. Schlaf ist da nur ein Baustein, möglicherweise aber ein wichtiger." Diesen Baustein "Schlaf" isoliert von allen anderen Faktoren zu betrachten, sei laut ihm sehr schwer.
Hinweise auf Zusammenhang in Studien
Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Krankheit geben aber dennoch verschiedene Studien. Studien zufolge werden zum Beispiel im Schlaf bestimmte Hormone ausgeschüttet, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken, erklärt Schlafexperte Jira.
Außerdem kann der Körper Erreger, die er kennt, besser abblocken. Dieses Immungedächtnis festigt sich im Schlaf. Erst im Tiefschlaf kann der Körper die Informationen beispielsweise langfristig abspeichern.
Wie viel Schlaf ist notwendig? Und was tun bei Schlafmangel?
Zwar ist das Schlafbedürfnis laut dem Leiter des Schlaflabors, Daniel Jira, sehr individuell, dennoch gibt es eine Faustregel: "Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die meisten Menschen ungefähr siebeneinhalb bis acht Stunden Schlaf bräuchten." Schlafmangel tritt ihm zufolge schon ab sieben oder sechseinhalb Stunden auf. "Man sieht also schon, dass die meisten Menschen wohl zu wenig schlafen", erklärt er.
Zu wenig Schlaf liegt häufig am Zeitfaktor. Auch ein erhöhtes Stresslevel kann das Einschlafen und Durchschlafen erschweren, weiß Schlafexperte Daniel Jira. Professionelle Hilfe, zum Beispiel aus dem Schlaflabor, empfiehlt er spätestens dann, wenn der Schlaf nicht mehr erholsam ist: "Wenn man sich morgens nicht ausgeruht fühlt oder wenn zum Beispiel die Bettpartnerin oder der Bettpartner nächtliche Atemaussetzer feststellt."
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Quelle: Abendschau 11.03.2025 - 18:00 Uhr