
Bremen Bovenschulte: "Im Space-Bereich führt kein Weg an Bremen vorbei"
Muss die Bundesregierung mehr Geld in die Raumfahrt stecken? Das fordert die "Space-Connection" – eine ungewöhnliche Allianz aus Bremen, Baden-Württemberg und Bayern.
Auch angesichts der gewachsenen internationalen Unsicherheiten muss Deutschland nach Ansicht von Bremen, Bayern und Baden-Württemberg deutlich mehr Geld in die Raumfahrt stecken – national und auf europäischer Ebene. Bei einem gemeinsamen Auftritt in Berlin forderten die drei Länder-Regierungschefs eine Aufstockung des nationalen Raumfahrtprogramms auf eine Milliarde Euro pro Jahr.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die drei Länder dabei als "Space-Connection". Dass gerade Bayern und Bremen gemeinsame Sache machen, hat Seltenheitswert. Schließlich haben die beiden Bundesländer häufig unterschiedliche Interessen.
Am Donnerstagabend nach der Pressekonferenz beantwortete Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte die Fragen von buten un binnen.
Herr Bovenschulte, das ist ja ein Haufen Geld. Da geht es ja um mehrere Milliarden. Was hätte denn Bremen konkret davon, wenn dieser Vorschlag angenommen wird?
Die Luft- und Raumfahrtindustrie spielt in Bremen eine riesige Rolle: 140 Unternehmen, 20 Forschungsinstitute, mehr als 12.000 Beschäftigte, vier Milliarden Euro Umsatz. Und natürlich sind wir auch darauf angewiesen, dass es die entsprechenden Aufträge gibt.
Und deshalb ist es so wichtig, dass die europäische Weltraumagentur mit ausreichend Geld ausgestattet ist. Deshalb ist es aber auch so wichtig, dass das nationale Raumfahrtprogramm mit ausreichend Geld ausgestattet ist. Denn davon profitieren die Unternehmen. Nicht nur in Bremen. In den heutigen Zeiten ist es wichtiger denn je, dass Deutschland und Europa einen eigenen Zugang zum All haben.
Raumfahrt ist ja eng verknüpft mit Rüstung und Verteidigung. Aber da wurden ja schon viele Milliarden locker gemacht. Sind weitere Milliarden da richtig angelegt?
Das Geld wird ja nach absehbarer Voraussicht aus dem Infrastruktursonderprogramm des Bundes kommen. Das ist ja gerade dazu gedacht, dass auch technologischer Fortschritt gefördert wird. Und wir brauchen natürlich so etwas wie moderne Satelliten, um ein unabhängiges Kommunikationssystem zu haben, eine bessere Erdbeobachtung und fortgeschrittene Navigationssysteme.
Das ist unverzichtbare Infrastruktur. Nicht nur für den Fall der Verteidigung, sondern auch für das ganz normale zivile Leben. Mit der Raumfahrt machen wir einen großen Schritt nach vorne und deshalb wollen wir sie auch stärken.
Sie haben die vielen Unternehmen in Bremen angesprochen. Wie drückt sich diese Unterstützung dann aus, wenn sie kommt? Mehr Jobs? Besser bezahlte Jobs?
Wir haben wie gesagt mehr als 12.000 Beschäftigte im Luft- und Raumfahrtbereich. Und wenn es mehr Aufträge gibt, dann gibt es mehr Arbeitsplätze, dann haben mehr Menschen in der Region Arbeit – gut bezahlte Arbeit. Dann nützt das der Wirtschaft, wir haben dann mehr Wachstum, mehr Beschäftigung. Das ist das, was wir im Land Bremen ganz dringend brauchen. Und wenn wir das dann auch noch mit solch einer klaren technologischen Perspektive verknüpfen können, ist das glaube ich eine runde Sache.
Markus Söder musste ein bisschen schmunzeln, wegen der neuen Situation. Wie war das für Sie? Entsteht da eine neue Freundschaft zwischen Bremen und Bayern?
Im Space-Bereich führt kein Weg an Bremen vorbei. Es gibt drei große Weltraum-Länder in Deutschland: Bayern, Baden-Württemberg und eben das kleinste Bundesland Bremen. Ich denke, das ist eine starke Allianz. Wir stehen da auch nicht allein, es gibt auch andere Bundesländer, die da mitziehen und es gibt auch den europäischen Kontext. Aber man sieht, dass auch Bremen und Bayern, wenn es darauf ankommt, gut zusammenarbeiten können.
Das Interview führte Janos Kereszti. Milan Jaeger hat es aufgeschrieben und redigiert.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 6. Juni 2025, 19:30 Uhr