
Hessen Brandbombe lag tagelang unbemerkt auf Gehweg in Niestetal
Ein Stück Metall auf dem Gehweg, das qualmt, zischt - und Feuer fängt: In Niestetal haben Anwohner nach diesem Fund die Feuerwehr gerufen. Die stellt fest: hier liegt eine Weltkriegsbombe - und das offenbar schon länger.
Als die Bombe am Mittwochabend auf einer Baustelle im Niestetaler Ortsteil Sandershausen (Kassel) gefunden wurde, hatte sie dort schon länger am Rand eines Gehwegs gelegen. Das haben mehrere Anwohner dem hr bestätigt.
Genau genommen seit Dienstagnachmittag wie Christian Rösch, Geschäftsführer der zuständigen Baufirma auf hr-Anfrage mitteilte - und damit etwa zwei Tage, bevor sie vom Kampfmittelräumdienst gesichert wurde. Das abgerundete und verrostete Metallteil war beim Ausheben von Gräben für Wasserleitungen entdeckt worden. Zuerst hatte die HNA darüber berichtet.
Anwohnerin bemerkt "qualmendes Stück Metall"
Der Baggerfahrer habe das Teil nicht als Bombe identifiziert, auch weil er dort vorher bereits Rohrteile gefunden habe, so Rösch. Deshalb habe er es wie normalen Schrott an die Seite gelegt.
Dort bemerkte Anwohnerin Anna am Mittwochabend nach dem Einkaufen "ein qualmendes Stück Metall". Sie habe gleich gedacht, dass es eine Bombe sein könnte, sagt sie - aber so etwas "wird ja nicht einfach an den Straßenrand gelegt".

"Meint ihr, das muss so, dass das dampft und zischt?" fragte Anna nach dem Fund auf Snapchat.
Sie sei näher herangetreten und habe ein Zischen gehört. Eine Nachbarin habe dann Flammen bemerkt und die Feuerwehr gerufen, erzählt die 27-Jährige, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte.
Bauarbeiter vermuteten wohl Rohrteil
Ihr Vater habe die Bauarbeiter nach dem Fund am Mittwoch angesprochen, berichtet Anna. Diese hätten ihm gesagt, dass sie davon ausgegangen seien, es handele sich um ein Teil von einem Rohr.
Dieses hätten sie vorher von Hand aus der Baggerschaufel entladen und auf dem Gehweg abgelegt. "Was da alles hätte passieren können, will ich mir gar nicht ausmalen", sagt Anna.
Bereich wurde vorher abgesucht
Bürgermeister Marcel Brückmann (SPD) wundert sich über die Baufirma - und ist froh, dass nicht mehr passiert ist. "Es ist schon hart, wenn man das Material an den Rand legt und einfach weitermacht", sagt er. Der Baustellenbereich sei im Vorfeld nach Kampfmitteln mit Radar und Probebohrungen abgesucht worden.

Blick auf die Baustelle: Hier lag unbemerkt eine Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
"Die Arbeiter hatten Glück, dass es eine Brandbombe und keine Sprengbombe war", so der Bürgermeister. Eine Brandbombe entzündet sich bei Kontakt mit der Luft. Dabei entfaltet sie - anders als eine Sprengbombe - keine explosive Kraft.
Sorge vor weiteren Kampfmitteln
Aktuell ruht die Baustelle. Zunächst müsse festgestellt werden, dass dort keine weiteren Kampfmittel liegen, erklärte Tiefbauer Rösch. Erst dann kann es weitergehen. An seine Leute habe er aus gegebenen Anlass noch einmal Informationen zu möglichen Bombenfunden im Boden ausgeteilt. "Aber ein Bild von so etwas findet man da nicht", so der Geschäftsführer. Außerdem seien seine Mitarbeiter "keine ausgebildeten Sprengstoffleute".
Am Mittwochabend war rund um den Fundort eine Sperrzone eingerichtet worden. Betroffene wie Anna und ihre Nachbarn mussten die Häuser verlassen. Es kam zum Austritt giftiger Dämpfe. Verletzt wurde niemand.
Für die 27-Jährige war die Evakuierung eine "surreale Situation", wie sie am Freitag berichtet. Sie habe ihren Hund geschnappt und Hundefutter, Portemonnaie und ein Buch eingepackt. Zwei Stunden dauerte der Einsatz, bis der Kampfmittelräumdienst den Blindgänger gesichert und abtransportiert hatte.