Eine Frau mit Hund geht über den fast menschenleeren Bahnhofsvorplatz des Hauptbahnhofs.

Hessen Vor dem Hauptbahnhof: Frankfurt bekommt Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz

Stand: 16.04.2025 18:41 Uhr

Obwohl er jahrelang in Frankfurt lebte, erinnert in der Stadt bisher wenig an den "Judenretter" Oskar Schindler. Der jahrelange Plan, den Vorplatz am Hauptbahnhof nach Schindler und seiner Frau zu benennen, wird jetzt in die Tat umgesetzt.

Ab dem 27. April soll der bislang namenlose Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs offiziell "Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz" heißen. Wie die Stadt Frankfurt am Mittwoch mitteilte, werden Oberbürgermeister Mike Josef (SPD), der zuständige Ortsvorsteher Michael Weber (CDU) und Publizist Michel Friedman das neue Straßenschild enthüllen.

Friedmans Eltern waren zwei der insgesamt 1.200 Juden, die Oskar Schindler und seine Frau Emilie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vor den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten gerettet hatten.

Als Geschäftsmann und NSDAP-Mitglied hatte Schindler in einer Fabrik im besetzten Krakau jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt, die er schließlich aber vor der Deportation und Ermordung bewahrte.

Schwarz-weiß Bild von einer Frau mit Pelzmantel und einem Mann in hellem Anzug und mit Sonnenbrille

Die Reproduktion eines historischen Fotos zeigt Emilie und Oskar Schindler.

Wenig Spuren in Frankfurt

Schindler war schon während seiner Lebzeiten im Ausland gewürdigt worden, weltberühmt wurde er erst in den 90er Jahren mit Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste".

Gedenktafel mit Gesicht Schindlers und Geburts- und Todesdaten sowie einem weiteren Text, der nicht ganz zu erkennen ist.

Bislang erinnert diese Plakette an seinem ehemaligen Frankfurter Wohnort an Oskar Schindler.

Was viele dennoch nicht wissen: Schindler lebte nach der Trennung von seiner Frau 17 Jahre lang bis zu seinem Tod 1974 in Frankfurt - zuletzt in einer Einzimmerwohnung direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. Dort, wo heute ein beliebter Irish Pub im Erdgeschoss untergebracht ist, weist bislang nur eine Gedenktafel an dem Gebäude auf Schindler hin.

Schon 2023 hatte der Ortsbeirat entschieden, Schindler und seine Frau mit der Umbenennung des Bahnhofsvorplatzes an zentraler Stelle zu würdigen. "Emilie und Oskar Schindler dienen als herausragende Vorbilder für Menschlichkeit und Mut", hieß es damals in der Begründung.

Auch die Deutsche Bahn hatte sich bereits damals dem Vorschlag gegenüber offen gezeigt.

Empfang mit Zeitzeugen und Angehörigen

Wie die Stadt nun mitteilte, soll es am Abend nach der Enthüllung des Straßenschilds einen Empfang für geladene Gäste im Kaisersaal des Rathauses geben.

Dabei sollen unter anderem die Zeitzeugin Erika Rosenberg-Band und ein Angehöriger der Familie Trautwein sprechen. Dieter Trautwein war zu Schindlers Zeiten in Frankfurt evangelischer Stadtjugendpfarrer und hatte sich schon damals dafür eingesetzt, dass dessen Geschichte in Deutschland bekannter wurde.