Ein Bagger fährt mit Weihnachtsbäumen in der Frankfurter Biokompostanlage durch die Halle.

Hessen Wie aus unseren Weihnachtsbäumen Kompost gemacht wird

Stand: 27.01.2025 17:52 Uhr

Seit Wochen sammeln Frankfurts Stadtreiniger Weihnachtsbäume am Straßenrand ein. Sie werden in der Biokompostanlage im Frankfurter Osten zu Kompost verarbeitet. Rund 20.000 Bäume werden so dem Verwertungskreislauf zugeführt.

Von Frank Angermund

Mitte Januar, an einem kalten Morgen, rollt ein großes weißes Müllauto durch die Straßen des Frankfurter Gallusviertels. Fahrer Carsten Ponke und sein Team sammeln die abgeschmückten Weihnachtsbäume, die am Straßenrand liegen, ein und werfen sie in das Heck des Wagens. Bis zu acht Tonnen oder rund 450 Weihnachtsbäume könnte das Müllauto aufnehmen. Tatsächlich sind es rund 150 Bäume pro Tour.

Fahrer Ponke von der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) macht die Arbeit Spaß. "Es riecht gut. Mal was anders und eine leichte Arbeit in Anführungsstrichen", sagt er. Die Bäume seien zwar schwer, doch Sperrmüll oder Biotonnen, die er sonst entsorgt, seien schwerer. 

20.000 Weihnachtsbäume landen in der Kompostieranlage

Ponke fährt die Weihnachtsbäume nach dem Sammeln in den Frankfurter Osten, zur Rhein-Main-Biokompostanlage (RMB). Dort werden sie in Empfang genommen.

"Dieses Jahr sind es insgesamt rund 20.000 Weihnachtsbäume", schätzt Peter Dumin, Geschäftsführer der RMB. Das sind gut 300 Tonnen Tannenbäume. Die Bäume werden erstmal auf einem Platz gesammelt.

Plastikkugeln können zum Problem werden

Lametta oder Kunstschnee sind in dem Berg aus hunderten Weihnachtsbäumen nicht zu sehen. Hin und wieder hängen aber noch vergessene Kugeln an den Bäumen, wie Peter Dumin sagt. "Plastikkugeln sind schlimm", meint er. Diese würden in tausend Teile zerspringen. Und auch wenn die zerkleinerten Bäume und der Humus x-mal gesiebt werden, könne es vorkommen, dass kleinste Partikel im Kompost landen. 

Pestizide sind laut Dumin kein Problem. "Unser Kompost wird einmal im Monat getestet und analysiert, von externen Labors", erklärt Dumin. Hier sei alles im grünen Bereich.  

Kompost wird im Schnellverfahren gewonnen

Dann wird der Berg aus Weihnachtsbäumen nach und nach in eine Halle transportiert. Es stinkt und ist laut. Ein Radlader greift die Bäume und wirft sie in eine Zerkleinerungsmaschine. Die zerhackten Reste werden über Laufbänder zusammen mit zerkleinertem Bioabfall dem Prozess zugeführt.

Zur Auswahl stehen "Vergärung oder Kompostierung", wie Peter Dumin erklärt. Aus der Vergärung wird Gas gewonnen. Die Weihnachtsbäume sollen allerdings kompostiert werden. Per Schnellverfahren wird Kompost gewonnen.

Die Hauptarbeit übernehmen Mikroorganismen in 18 sogenannten Rottentunneln. Dort landen die komplett zerkleinerten Weihnachtsbäume. Damit sie nicht wie Misthaufen auf dem Bauernhof monatelang umgeschichtet werden müssen, wird über Schlitze von unten Luft in die Rotten geleitet. 

"Wir machen das hier in 10 bis 14 Tagen", erklärt RMB-Vorarbeiter Thomas Kind. Das hänge davon ab, wie hoch der Feuchtigkeitsgrad des Komposts ist, beziehungsweise wie schnell die Tunnel trocknen.

Die Bäume werden zerkleinert und dann über Laufbänder zu einem Sieb transportiert.

Die Bäume werden zerkleinert und dann über Laufbänder zu einem Sieb transportiert.

Kompost mit Gütesiegel

"Die Mikroorganismen vermehren sich bei diesen Bedingungen exponentiell, das heißt überdurchschnittlich", sagt Geschäftsführer Peter Dumin. Damit keine Bakterien, andere Samen oder Salmonellen den Prozess überstehen, wird der Kompost drei Tage lang bei 65 Grad oder sechs Tage bei 60 Grad in den Rottentunneln getrocknet. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. 

"Das ist Kompost mit Gütesiegel", ergänzt Vorarbeiter Thomas Kind. So werde gewährleistet, dass Menschen, die in Kontakt mit dem Kompost kommen, nicht krank werden. "Oder dass statt einer Rose eine Tomate wächst", scherzt der Vorarbeiter.

Von den Rottentunneln wird der Kompost nochmal in eine Zerkleinerungsmaschine geschüttet und dann über Laufbänder zu einem 10-Millimeter-Sieb gebracht. Alles, was dort nicht durchpasst, kommt zurück in den Rottentunnel. 

Der Biokompost wird im RMB-Shop in kleinen Säcken verkauft. Bauern und Gärtner können aber auch direkt mit einem Hänger den draußen gelagerten Kompost abholen. "Von der Masse des Baumes werden schätzungsweise 40 Prozent zu Kompost", erklärt Geschäftsführer Dumin. Dieser eignet sich sehr gut als Gartendünger und Bodenverbesserer.