Das Wappen der Polizei Niedersachsen auf der Schulter einer/s Polizisten/in.

Niedersachsen Dealer erpresst? Staatsanwaltschaft Hannover klagt Polizisten an

Stand: 16.05.2025 16:47 Uhr

Zwei Streifenpolizisten sollen über Jahre in Hannovers Innenstadt Drogendealer erpresst und Geld einkassiert haben. Die Staatsanwaltschaft hat nun Anklage erhoben - erste Hinweise kamen von Dealern.

Den seit Januar suspendierten Polizisten wird Erpressung, Bestechlichkeit, Diebstahl und Strafvereitelung vorgeworfen. Der Prozess gegen die beiden soll Ende Juni am Landgericht Hannover beginnen. Die 34 und 50 Jahre alten Polizisten kommen aus dem Kommissariat Hannover-Mitte und sollen seit Januar 2022 6.000 Euro erpresst und für sich behalten haben. Zuerst hat die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.

Gegen Bezahlung keine Strafverfahren eröffnet

Wie die Staatsanwaltschaft dem NDR Niedersachsen bestätigte, sollen die beiden Polizisten unter anderem Drogendealer nach Kontrollen laufen gelassen und dafür bis zu 400 Euro verlangt haben. So seien in einigen Fällen - gegen Bezahlung - auch keine Strafverfahren eingeleitet worden, hieß es von Oliver Eisenhauer von der Staatsanwaltschaft Hannover. In einem Fall seien durch die beiden Beamten bei einem Dealer Drogen festgestellt worden. Das Rauschgift haben sie laut Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Der 34-jährige Polizist hat bei dem Verdächtigen demnach auch 400 Euro in bar gefunden. Das soll sich der Beamte dann selbst eingesteckt und nicht im Protokoll angegeben haben, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Der 50-jährige Kollege soll daneben gestanden und es billigend in Kauf genommen haben.

Staatsanwaltschaft: Hinweise kamen von Drogendealern

Erste Hinweise auf das Vergehen der Polizisten gab es laut Eisenhauer im Januar. Die Beamten sind demnach aufgeflogen, weil mutmaßliche Drogendealer, gegen die bereits ermittelt wurde, erzählten, dass die Polizisten Geld von ihnen verlangt hätten. Da in den Akten von keinerlei Zahlungen die Rede war, habe sich der Verdacht erhärtet, dass sich die beiden Beamten Geld in die eigene Tasche gesteckt hatten. Bei den anschließenden Durchsuchungen wurden laut Staatsanwaltschaft ein Streifenwagen, die Spinde der beiden Polizisten und die Privatwohnungen durchsucht. Dabei wurden Handys, Computer und Bargeld sichergestellt

Angeklagten drohen Haftstrafen

Der 34-jährige Oberkommissar sitzt aktuell wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Bei ihm seien hohe Geldbeträge auf dem Konto entdeckt worden und es gebe Hinweise darauf, dass er sich ins Ausland absetzen könnte, so die Staatsanwaltschaft. Bei dem 50-jährigen Kommissar besteht laut Eisenhauer keine Fluchtgefahr, weshalb er sich auf freiem Fuß befindet. Den Angeklagten drohen Haftstrafen. Es gelte die Unschuldsvermutung.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Hannover | 16.05.2025 | 15:00 Uhr