Blick auf ein Schulgebäude in Sande.

Niedersachsen Nach Angriff in Sande: Schülerin verlässt das Krankenhaus

Stand: 30.01.2025 15:56 Uhr

Eine 14-Jährige mit Hirnblutungen im Krankenhaus, Morddrohung gegen eine Lehrerin, wiederkehrende Polizeieinsätze: Ein Krisenrat hat sich mit den gewalttätigen Übergriffen an der Oberschule Sande beschäftigt.

Beteiligt an dem Treffen waren Vertreterinnen und Vertreter der Landesschulbehörde, der Polizei, der Oberschule selbst sowie der Gemeinde Sande und des Landkreises Friesland. Sie alle arbeiteten gemeinsam mit der Polizei an der vollständigen Aufklärung des Vorfalls, hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung. Während die Ermittlungen weiterlaufen, habe man eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um von Gewalt betroffene Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern künftig besser zu unterstützen.

Maßnahmenpaket gegen Gewalt und ein Schulzaun

So werde etwa die Familienberatungsstelle ihr Beratungsangebot für junge Gewaltopfer erweitern. Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) werde an zwei Tagen in der Woche im Sozialraum in Sande präsent sein. Auch sollen Sozialraumprojekte in Sande und Schortens unter Leitung des Familien- und Kinderservicebüros (Famki) initiiert werden. Neben diesen Maßnahmen prüfe der Landkreis gemeinsam mit der Schule bauliche Veränderungen, die bei der Gewaltprävention dienlich sein können. Demnach wünsche sich die Schule insbesondere einen Zaun um das Schulgelände, um Unbefugte am Zutritt zu hindern, heißt es in der Erklärung.

Mutter betroffener Schülerin kündigt Schulwechsel an

Der Landkreis Friesland betonte zudem, dass die Oberschule Sande kein strukturelles Gewaltproblem habe. Vielmehr handle es sich um "nicht hinnehmbare Einzelfälle", die "selbstverständlich nicht geduldet" würden. Unterdessen hat die 14-jährige Schülerin am Mittwoch das Krankenhaus wieder verlassen. Die Mutter der Schülerin kündigte im Gespräch mit NDR Niedersachsen an, ihre Tochter auf einer anderen Schule anmelden zu wollen. Sie habe nach den Vorgängen an der Schule das Vertrauen in die Lehrerschaft und das pädagogische Personal verloren.

Oberschule Sande: Kein Angriff einer Mädchen-Gang

Die Landesschulbehörde hatte nach eigenen Angaben einen Dezernenten und einen Psychologen zum Krisentreffen geschickt. Es sei jetzt wichtig, den Fall lückenlos aufzuklären, hieß es. Aus Sicht der Schule sei es eben nicht so gewesen, dass eine Mädchen-Gang andere Mädchen überfallen hätte. Mütter mutmaßlich betroffener Kinder schildern das anders.

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Lehrer eingereicht

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert aus Wilhelmshaven hatte den Müttern geraten, den Fall öffentlich zu machen. Das bestätigten auch die Mütter dem NDR Niedersachsen. Er selbst habe Anzeige gegen die Schulleitung und Lehrer erstattet. Zudem habe Sichert eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht, weil Lehrer nicht eingeschritten seien. Diesen Vorwurf bestreitet die Landesschulbehörde ebenfalls. Das Kultusministerium teilte mit, dass Lehrkräfte versucht hätten, einzuschreiten - die Schülerinnen seien schließlich davongerannt.

Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung

Die Polizei ermittelt gegen drei Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Laut den Ermittlern war es am vergangenen Donnerstag zu einer körperlichen Auseinandersetzung an der Oberschule in Sande gekommen. Die sechs Beteiligten beschuldigten sich gegenseitig, sich beleidigt, geschlagen und getreten zu haben. Laut der Mutter der 14-jährigen Schülerin erlitt sie Einblutungen im Gehirn und Quetschungen in der Lunge. Das Kultusministerium teilte mit Verweis auf die Mutter und die Schule lediglich mit, dass die Jugendliche zur Behandlung in ein Krankenhaus kam. Zum genauen Gesundheitszustand gab es demnach keine Informationen.

Die Polizei hat im Bereich der Schule seit Januar 2024 zwölf Taten von Körperverletzungen registriert. Darüber hinaus wird wegen Bedrohung einer Lehrerin und eines in einer Chatgruppe geteilten gewaltverherrlichenden Videos ermittelt.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 29.01.2025 | 19:30 Uhr