Ein Schüler schreibt von der Tafel ab.

Niedersachsen NDR Umfrage: User wollen an Schreibschrift-Pflicht festhalten

Stand: 16.05.2025 10:15 Uhr

Der Landesschülerrat in Niedersachsen bezeichnet verpflichtende Schreibschrift im Schulunterricht als "überholt und realitätsfern". Das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage bei NDR.de zeigt ein anderes Bild.

Die geforderte Abschaffung der verpflichtenden Schreibschrift war am Donnerstag Thema beim Landesschülerrat in Hannover. Derzeit ist es üblich, dass Grundschülerinnen und -schüler nach der Druck- oder Grundschrift zusätzlich eine verbundene Schreibschrift erlernen. Das führe "vor allem zu Frust, Zeitverlust und einer Abwertung individueller Handschriften“, kritisierte der Vorsitzende des Gremiums, Matteo Feind. Die Schreibschrift sei "kein Zeichen von Bildung, sondern oft ein Hemmschuh für eine lesbare, persönliche Handschrift."

NDR Umfrage: Überwiegende Mehrheit für Schreibschriftpflicht

In der nicht repräsentativen Umfrage bei NDR.de zeigt sich ein anderes Bild: Bis Freitag um 9.45 Uhr haben rund 5.800 Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt. Mit 83 Prozent ist die überwiegende Mehrheit dafür, Schreibschrift weiterhin im Unterricht zu lehren, weil diese die Entwicklung von Kindern fördere. Knapp 17 Prozent stufen Schreibschrift als überholt und ohne Alltagsnutzen ein und stimmten dagegen.

Landesschülerrat: Schreibschrift nicht künstlich als Kulturgut verklären

Aus Sicht des Schülerrats entwickle sich im Verlauf der Schulzeit ohnehin eine eigene gut lesbare Mischform aus Schreibstilen. Durch das Festhalten an der Schreibschrift werde diese Entwicklung eher gestört als gefördert. Die stellvertretende Vorsitzende des Rates, Liv Grohn, betont: "Wir warnen davor, die Schreibschrift künstlich als Kulturgut zu verklären."

Tippen statt Schreiben

Das Tippen an Tastaturen im Schulalltag und im späteren Berufsleben gewinne im Gegensatz zur Schreibschrift zunehmend an Relevanz. Gefördert werden solle deshalb der sichere Umgang mit digitalen Schreibwerkzeugen, so der Landesschülerrat. Es brauche eine Schrift, "die uns im Alltag weiterbringt", fordert Grohn.

Kultusministerin für verschiedene Schreibweisen

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) betont, dass sowohl digitales Schreiben als auch die analoge Handschrift wichtige Komponenten des Unterrichts seien. Verschiedene Schreibweisen zu lernen, sei außerdem förderlich für die Entwicklung eines Kindes. Am Ende mache es der Mix. "Insofern werden wir das in Niedersachsen auch beibehalten", sagte Hamburg.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 15.05.2025 | 18:00 Uhr