Ein Stahlarbeiter entnimmt eine Probe am Abstich des Hochofens

Niedersachsen Schleswig-Holstein US-Zölle auf Aluminium und Stahl: So reagiert Norddeutschland

Stand: 11.02.2025 19:40 Uhr

US-Präsident Donald Trump hat neue Sonderzölle erlassen. Diese sollen Importe von Aluminium und Stahl in die USA betreffen. Aus Norddeutschland gab es bereits zur Ankündigung der Zölle unterschiedliche Reaktionen.

Für Importe in die Vereinigten Staaten soll ein Zollsatz von 25 Prozent gelten, wie US-Präsident Trump bereits am Sonntag vor Journalisten erklärte. Entsprechende Dekrete unterzeichnete er am Montag. Es werde keine Ausnahmen oder Befreiungen geben, sagte Trump.

Sollten diese Zölle tatsächlich wie von Trump nun verkündet eingeführt werden, wäre auch die Aluminium- und Stahlindustrie in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. Benedikt Hüppe, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) bezeichnete Zölle als "Gift" - vor allem für die exportorientierte Wirtschaft in Deutschland.

Unternehmerverbände Niedersachsen: Zölle bremsen Innovationsfähigkeit

Die USA seien mit Abstand der wichtigste Handelspartner und größter Abnehmer deutscher Exportprodukte, erklärte Hüppe. Zölle würden die Innovationsfähigkeit bremsen. Zudem machten Handelskriege Produkte teurer und würden so die Inflation antreiben. Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass allein aus Niedersachsen von Januar bis November 2024 fast 50.000 Tonnen Stahl, Eisen und Aluminium exportiert wurden. Zusammen hatten die Waren einen Wert von mehr als 260 Millionen Euro. Damit liegt Niedersachsen weit vor Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein.

IHK: Es wird für alle Beteiligten teurer

IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt erwartet steigende Kosten für alle Beteiligten, wie sie am Montag mitteilte. Hierzulande würden derzeit viele Stahlproduktionen versuchen, auf grünen Stahl umzusteigen. Dadurch gebe es ohnehin erhöhte Kosten. Bielfeldt geht von weniger Exporten in die USA aus. Gleichzeitig rechnet sie damit, dass Deutschland wieder mehr Stahl aus China angeboten wird. Ähnlich sieht es Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender des Stahlkonzerns Salzgitter AG und Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. "Die Zölle auf Stahl, die von den USA angekündigt sind, werden zu weiteren Mengenumleitungen nach Europa führen, wodurch der ohnehin bestehende Importdruck durch Überkapazitäten aus China und vielen weiteren Ländern weiter verstärkt wird", so Groebler. Im Norden lag der Anteil der US-Exporte in drei Bundesländern unter zehn Prozent. Lediglich in Mecklenburg-Vorpommern ging fast ein Viertel der Ausfuhr in die USA, wie die Grafik zeigt.

Einigung wurde unter Biden nicht erzielt

Groebler rief die EU dazu auf, mit den USA über ein Abkommen im Gespräch zu bleiben. "Ein solches 'Global Arrangement on Sustainable Steel and Aluminium' könnte uns Europäer auf verschiedensten Ebenen stärken", sagte Groebler. Ein solches Abkommen war nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl unter dem früheren Präsidenten Joe Biden im Gespräch gewesen - es sei aber keine Einigung erzielt worden. Die EU konnte seit Ende Oktober 2021 bei einer festgelegten Quote zollfrei Stahl und Aluminium in die USA exportieren. Für alles, was über die  3,3 Millionen Tonnen Stahl und 384.000 Tonnen Aluminium hinaus ging, mussten 25 Prozent auf Stahlexporte und zehn Prozent auf Aluminiumexporte gezahlt werden.

EU-Kommission wartet auf weitere Details von Trump

Auch die Unternehmerverbände Niedersachsen forderten, Europa müsse nun zusammenstehen und seine Widerstandskraft zeigen. Die EU-Kommission teilte mit, sie wolle die von US-Präsident Trump angekündigten Zölle auf Stahl und Aluminium nicht hinnehmen. Demnach gebe es eine Reaktion, sobald weitere Details bekannt seien, hieß es in Brüssel. Europäische Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher müssten vor ungerechtfertigten Maßnahmen geschützt werden.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Niedersachsen 18.00 | 10.02.2025 | 18:00 Uhr