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Nordrhein-Westfalen Bonn: Familienvater wegen 15-fachen versuchten Mordes vor Gericht
Vor dem Bonner Landgericht muss sich am Montag ein 34-Jähriger wegen 15-fachen versuchten Mordes an seiner Familie verantworten.
Laut Staatsanwaltschaft wollte der Mann im Sommer 2024 in Bad Münstereifel seine Familie auslöschen. Dabei nahm er auch den Tod von zahlreichen Nachbarn in Kauf.
Seine Frau sowie zwei seiner Kinder soll er lebensgefährlich, seine jüngste Tochter schwer verletzt haben. Zu Prozessbeginn hat der Mann die Taten gestanden.
Laut Anklage ging der 34-Jährige äußerst kaltblütig vor. Er soll in den frühen Morgenstunden des 19. Juni von einer Fortbildung aus nach Hause gefahren sein - mit dem Vorsatz, seine Ehefrau, seinen 15-jährigen Sohn und seine 10 und 13 Jahre alten Töchter zu töten. Dafür soll er sich bereits Tage zuvor ein Messer und einen gefüllten Benzinkanister besorgt haben.
Staatsanwaltschaft: kaltblütige Tat war geplant
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Angeklagter (links) mit Verteidiger im Gerichtssaal.
Gegen 3:30 Uhr, sagt die Staatsanwaltschaft, habe sich der Angeklagte zunächst zu seiner Frau ins Bett gelegt. Unter dem Vorwand sein Smartphone vergessen zu haben, sei er wieder aufgestanden - tatsächlich soll er ein Messer geholt haben. Laut Anklage legte sich der Mann auf seine Frau, küsste sie und stach plötzlich mehrmals auf sie ein.
Aufgeschreckt von den Schreien der Mutter kamen die Kinder ins Schlafzimmer. Der Sohn versucht seinen Vater von weiteren Angriffen abzuhalten - und wird selbst Opfer. Auch auf ihn soll der 34-Jährige mehrfach eingestochen haben, dann auch auf seine 13-jährige Tochter. Lediglich das jüngste Mädchen wird nicht durch das Messer verletzt.
"Die ganze Familie, besonders natürlich die Kinder, sind traumatisiert", sagt Sigried Aretz. Die Rechtsanwältin vertritt die Kinder als Nebenkläger im Prozess. "Ich glaube nicht, dass die drei verstehen können, was da passiert ist. Selbst wir Erwachsenen stehen ja vor einem großen Rätsel."
Benzin vor dem Schlafzimmer angezündet
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Einsatzkräfte am Tatort
Der Mutter und den Kindern gelang es schließlich, sich im Schlafzimmer einzuschließen. Da soll der Angeklagte aus seinem Auto einen Kanister geholt, Benzin vor der Schlafzimmertüre ausgeschüttet und angezündet haben. Dadurch soll es zu einer Explosion gekommen sein, bei der die jüngste Tochter Verbrennungen 1. und 2. Grades erlitt.
Der Ehemann und Vater flüchtete aus dem Haus und fuhr zurück in sein Tagungshotel. Mutter und Kinder wurden durch Rettungskräfte aus der brennenden Wohnung geholt. Weil sich das Feuer von der Wohnung auf das ganze Haus ausbreitete, hat der Familienvater nach Ansicht der Staatsanwaltschaft auch versucht, die elf anderen Hausbewohner zu töten.
34-Jähriger wollte Trennung und ein neues Leben
Wenige Stunden nach der Tat rief der 34-Jährige selbst die Polizei. Beamte konnten ihn auf einem Rastplatz an der Autobahn 61 festnehmen. "Ich habe die Liebe, die ich von meiner Frau erfahren habe, nicht mehr ertragen", sagte der Mann im Prozess.
Er habe eine andere Frau kennengelernt und sich von seiner Familie wollen - ohne die damit verbundenen Schwierigkeiten. "Er wollte ein neues Leben anfangen. Wie das mit einer solchen Tat gelingen sollte, wird er uns möglicherweise im Verlaufe dieses Verfahrens erklären."
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte voll schuldfähig ist. Sollte er verurteilt werden, droht dem Mann eine lebenslange Freiheitsstrafe. Ein Urteil wird Anfang März erwartet.
Quellen:
- Landgericht Bonn
- Reporter vor Ort