Zwei Frauen konsumieren Lachgas mit einem Luftballon

Nordrhein-Westfalen Dortmund verbietet den Verkauf von Lachgas an Minderjährige

Stand: 14.02.2025 02:18 Uhr

Dortmund verbietet als erste Stadt in NRW den Verkauf von Lachgas an Minderjährige. Lachgas ist bei Jugendlichen eine beliebte Partydroge.

Von Michael Westerhoff

"An sich ist es wie betrunken sein. Wie ziemlich betrunken sein. Das hält nur zwei bis drei Minuten an", beschreibt ein Dortmunder Jugendlicher den Rausch, nachdem er Lachgas genommen hat. "Man fühlt sich benebelt. Alles ist etwas witziger". Ein anderer ergänzt: "Das ist geruchlos. Dadurch kann man das gut vor Eltern verstecken."

Lachgas wird in der Regel aus Flaschen in Luftballons gefüllt und aus den Ballons eingeatmet. Es zählt zu den sogenannten Legal Highs, also zu den Drogen, die straffrei konsumiert werden können. Lachgas fällt nicht unter das Betäubungsmittelschutzgesetz. Es ist völlig legal.

Lähmungen und Erfrierungen möglich

Ärzte warnen allerdings vor dem Konsum. Er kann zu Hirnschäden oder Lähmungen führen. Prof. Dr. Volker Limmroth hat als Arzt in einer neurologischen Klinik in Köln häufig mit Konsumenten zu tun: "Was wir beobachten, dass sich Patienten psychisch verändern. Sie ändern ein Stück ihrer Persönlichkeit, indem sie sehr distanziert sind".

Der Arzt beschriebt es als eine Egal- und Gleichgültigkeitshaltung. Auch zu Erfrierungen an Lippen oder in der Lunge kann das minus 55 Grad kalte Gas führen.

Lachgas im Kiosk kaufen

Jugendliche kommen problemlos an Lachgas, das beispielsweise auch Zahnärzte für die Betäubung benutzen. Es wird in bunten Flaschen im Internet oder auch an Kiosken verkauft. Hersteller bewerben es als Stoff, der locker und entspannt macht.

Kiosk-Besitzerin Esra Kabadei verkauft in ihrem Büdchen ebenfalls Flaschen, die zwischen 30 und 65 Euro kosten: "Es gibt auch 12- und 13-Jährige, die das Lachgas kaufen", erzählt sie uns.

Bundesweites Gesetz nicht beschlossen

Eigentlich wollte die Bundesregierung den Konsum in ganz Deutschland verbieten. Es gab bereits einen Gesetzentwurf. Der konnte aber nicht mehr beschlossen werden, weil zwischenzeitlich die Ampel-Regierung geplatzt war.

Deshalb beschließen Kommunen jetzt auf kommunaler Ebene Verbote. Hamburg hat das bereits zum 1. Januar getan, Dortmund zieht jetzt als erste Stadt in NRW nach. Der Rat hat das Verbot einstimmig beschlossen.

Auf das Thema aufmerksam machen

Dortmunds Ordnungsdezernent Norbert Dahmen weiß, dass sich Jugendliche zur Not im Internet oder außerhalb der Stadt eine Kartusche kaufen, trotzdem ist ihm das Verbot wichtig. "Einer muss ja der Erste sein. Und wenn andere Städte nachziehen, bringt die Regelung auch was."

Dortmund will mit dem Verbot Aufmerksamkeit auf das Thema lenken: "Das Wichtige ist das Signal. Die Öffentlichkeitswirkung. Wir wollen Eltern und Kinder und Jugendliche sensibilisieren. Deswegen auch die Verbotsverfügung".

Andere Städte wollen nachziehen

Dortmund will jetzt auf Nachbarstädte und auf das Land tzugehen, damit der Verkauf möglichst flächendeckend verboten wird. Einige Städte in NRW wie Köln, Bielefeld und Bochum haben bereits signalisiert, dass sie sich auch ein Verbot vorstellen können.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Stadt Dortmund
  • Prof. Dr. Volker Limmroth, Neurologe
  • Ratssitzung Dortmund

Über dieses Thema berichtet der WDR am 13.02.2025 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Dortmund und im Radio auf WDR 2.