
Nordrhein-Westfalen Mehrweg-Systeme: So kann man Verpackungs-Steuer und Müll vermeiden
In Köln und Bonn soll eine Verpackungssteuer für Einwegverpackungen eingeführt werden. Mehrweglösungen wären die Alternative.
Keine Frage - wir produzieren zu viel Müll. Um ihn zu reduzieren, gibt es verschiedene Ideen. Köln und Bonn nehmen in NRW jetzt Betriebe mehr in die Pflicht und wollen eine Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen einführen: Für Kaffeebecher werden dann 50 Cent fällig, für Besteck 20 Cent. Zwar gilt die Steuer für Betriebe, könnte aber an Kundinnen und Kunden weitergegeben werden.
Mehrwegsysteme im Poolsystem oder betriebseigen

Kaffee im Mehrwegbecher
Durch die Einführung der Steuer könnten dann Mehrweglösungen beliebter werden. Wer aber nicht immer mit eigenem Kaffeebecher und der Brotdose unterwegs sein möchte, kann auf bereits bestehende Mehrwegsysteme zurückgreifen. Hier haben sich besonders zwei Varianten bewährt:
- Lokale und überregionale Poolsysteme
In diese Kategorie fallen beispielsweise wiederverwendbare Kaffeebecher, die man häufig in verschiedenen Cafés für einen Zusatzbeitrag kaufen, aber dann auch wieder befüllen lassen kann. Diese sind häufig sogar überregional nutzbar und immer weiter verbreitet.
Ähnlich funktioniert es mit App-basierten Leihsystemen für Schalen oder Schüsseln. Bei Partnerbetrieben kann sich der Konsument oder die Konsumentin einen Behälter kostenlos über die App ausleihen, das Essen mitnehmen und die Schüssel später vor Ort zurückgeben. Kosten fallen nur an, wenn die Behälter nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zurückgegeben wird.
- Betriebseigenes Mehrweg (Insellösung)
Betriebe können eigene Mehrwegbehälter zum Mitnehmen anschaffen und ein Pfand für die geliehenen Behältnisse erheben. Bei Rückgabe bekommen Kundinnen und Kunden das dann Pfand zurück.
Problem: Systeme eher urban
Schaut man sich allerdings an, wo diese Mehrweglösungen, besonders die Poolsysteme, verfügbar sind, konzentrieren sich die Anbieter bisher eher auf den städtischen Raum. Einige sind auch nur in bestimmten Regionen in Deutschland verfügbar.
Die Deutsche Umwelthilfe hat im Mai 2023 eine Auflistung verschiedener Anbieter veröffentlicht. Es wird deutlich: Selbst der größte Anbieter in der Liste hat bislang "nur" 6.000 Ausgabestellen. Allein in NRW gab es im Jahr 2022 mehr als 33.000 Unternehmen im Wirtschaftszweig Gastronomie.
Etwas besser sieht es bei dem Anbieter aus, der sich vor allem auf Mehrwegbecher für Getränke spezialisiert hat, mittlerweile aber auch Schüsseln anbietet. Immerhin gibt es hier schon 20.000 Aus- und Rückgabestellen laut eigener Angaben.
Mehrwegsangebotspflicht schon seit 2023
Seit gut zwei Jahren gibt es überall in Deutschland bereits die Mehrweg-Angebotspflicht im To-Go-Bereich. Heißt: Restaurants oder Cafés müssen Lebensmittel und Getränke zum Mitnehmen auch in Mehrwegverpackungen anbieten als Alternative zu Plastik-Einwegverpackungen.
Nur wenige kleinere Betriebe sind davon ausgenommen. Das gilt zum Beispiel für Kaffeebecher, Plastikschalen oder Styroporverpackungen. Ab dem Frühjahr wird dies auch für Aluschalen oder Pappe gelten.
Ernüchternde Bilanz der Deutschen Umwelthilfe
Die Deutsche Umwelthilfe zieht allerdings eine ernüchternde Bilanz. Denn die Angebotspflicht biete eben nur genau das: ein Angebot. Und keine Verpflichtung, dieses auch zu nutzen.
Die neue Verpackungssteuer, die in Bonn und Köln nun nach dem Modell in Tübingen eingeführt werden soll, könnte der DUH zufolge helfen, "Unternehmen für deren Einweg-Müll in die Verantwortung zu nehmen und für mehr Umweltgerechtigkeit zu sorgen."
Unsere Quellen:
- Bundesumweltministerium
- Deutsche Umwelthilfe
- Verbraucherzentrale
- Statistisches Bundesamt