Hunderte Menschen nehmen in Wuppertal an der Demonstration gegen Rechts teil

Nordrhein-Westfalen Zahlreiche Demos "gegen Rechts" in NRW

Stand: 09.02.2025 20:54 Uhr

Auch am Sonntag wurde in NRW "gegen Rechts" demonstiert. Am Samstag waren Zehntausende in Deutschland auf die Straße gegangen.

Wie schon am Freitag und am Samstag, so hat es in NRW auch am Sonntag Kundgebungen "gegen Rechts" gegeben. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden - gegen Hass, Hetze und Ausgrenzung. Die Demonstrationen fielen jedoch deutlich kleiner als am Samstag aus, wo in Wuppertal 10.000 Menschen gekommen waren - in München sogar 250.000.

Was zeigen Demos, was zeigen sie nicht

So versammelten sich am Sonntag unter dem Motto "Aufstehen! Ein Lichtermeer für die Demokratie" rund 1.000 Menschen in Mülheim. Auch wurde in Kleve unter dem Motto "Kleve gegen Rechts" demonstriert. In Rheda-Wiedenbrück fand eine Kundgebung unter dem Motto "Wir sind da - wir sind mehr!" statt, bei der "für Menschenrechte und die Demokratie" demonstriert wurde.

In Köln hatten mehrere Organisationen für den Sonntagnachmittag zu einer Kundgebung aufgerufen, bei der "Menschenrechte für alle - deine Stimme gegen Abschottung" gefordert wurden. Laut Polizei kamen rund 350 Menschen. Unter dem Motto "Merz stoppen - Demokratie schützen" fand auch in Düsseldorf eine Demonstration statt - hier versammelten sich laut Polizei rund 500 Menschen.

Am Abend gab es noch in Winterberg die Demo unter dem Motto "Bunt statt Braun" und in Selm eine "Mahnwache für die Demokratie". Für nächstes Wochenende sind weitere Kundgebungen angekündigt.

Zehntausende Menschen bei Demos am Wochenende

Bereits am Samstag hatte es in ganz Deutschland Kundgebungen "gegen Rechts" gegeben. In München kamen laut Polizei mehr als 250.000 Menschen zusammen. Auch in Stuttgart, Frankfurt am Main, Hannover und Bremen wurde demonstriert - und in NRW.

Demo "gegen Rechts" in Wuppertal am 08.02.2025

Demo "gegen Rechts" in Wuppertal

Unter anderem gab es Aufrufe zu Kundgebungen in Wuppertal, Aachen, Duisburg, Gütersloh, Bergisch Gladbach, Gummersbach und Euskirchen. Zu der Demo in Wuppertal versammelten sich laut Polizei etwa 10.000 Menschen. Wegen der hohen Teilnehmerzahl sei die Abschlusskundgebung nach einem Zug durch die Innenstadt am Laurentiusplatz vor das Tanztheater verlegt worden, teilte die Polizei mit.

Demo gegen Rechts in Dortmund

In Dortmund gingen etwa 2.900 Menschen auf die Straße

Auch in Minden kamen nach Angaben der Polizei 4.000 Menschen zu einer Veranstaltung für Demokratie und Vielfalt zusammen. In Dortmund versammelten sich laut Polizei am Samstagmittag etwa 2.900 Teilnehmende. Die Veranstalter sprachen von 5.000 Menschen. Nach Angaben eines WDR-Reporters befanden sich unter den Demonstrierenden auch vereinzelt Vermummte, die sich der Antifa zugehörig zeigten. Insgesamt sei alles friedlich verlaufen. Am frühen Nachmittag war die Versammlung beendet.

Im Münsterland fanden ebenfalls zwei Demos statt: In Ahaus waren bei einer Menschenkette für Demokratie und Vielfalt vom Bündnis "Ahaus bleibt bunt" laut Polizei 1.000 Menschen am Start. In Münster gab es eine Menschenkette der "Omas gegen Rechts" mit etwa 200 Leuten, die vor das historische Rathaus in der Innenstadt zogen.

Demo gegen Kriminalität in Siegen - "gegen Rechts"-Demos in Westfalen

In Siegen war für Samstagnachmittag eine Demonstration gegen Kriminalität mit 200 bis 2.000 Teilnehmern angemeldet. Dort kamen aber zunächst nach Informationen der Polizei nur etwa 150 Menschen zusammen. Die Veranstalter forderten, es müssten "sofortige Maßnahmen ergriffen werden, um Kriminalität und Gewalt einzudämmen". Die Demo sollte "mit einer Schweigeminute für die Opfer der jüngsten Gewaltattacken abgeschlossen" werden, so die Veranstalter. Vor Beginn dieser Demo kam es in Siegen zu einem Flashmob der "Omas gegen Rechts", an dem sich rund 25 Personen beteiligten.

In Paderborn waren 500 Demo-Teilnehmer bei einer Veranstaltung des "Bündnis gegen Rechts" - die damit gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung protestierten. Ebenfalls in Paderborn hatten sich für 15 Uhr noch mal 300 Mitglieder der "Omas gegen Rechts" angekündigt. Am Nachmittag gab es noch ein paar kleinere Demos in Westfalen und im Westmünsterland, zum Beispiel in Bocholt und Herford.

Freitag schon erste Demos für Demokratie

Das Demo-Wochenende hatte schon am Freitag angefangen: In Bielefeld waren nach Angaben der Veranstalter 25.000 Menschen auf der Straße. Die Polizei widersprach der Angabe nicht.

Die Proteste richten sich unter anderem gegen das Abstimmungsverhalten von CDU/CSU und der FDP im Bundestag. Vergangene Woche bekam das erste Mal ein Antrag der Union eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD. Dabei ging es um schärfere Regeln in der Migrationspolitik. Am Freitag vor einer Woche stand diesbezüglich ein Gesetzesentwurf zur Abstimmung. Fast hätten CDU/CSU und FDP dazu erneut eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD bekommen. Das scheiterte jedoch daran, dass einige CDU- und FDP-Abgeordnete nicht mit abstimmten.

Ein Demonstrant in Köln mit einem Schild "Niemand mag Nazis"

Kritik gegen Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz bei Demos vor einer Woche

In der Kritik steht deshalb bei den Demonstrationen auch der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz. Bei den vergangenen Demos gab es viele Plakate mit Sprüchen gegen ihn.

In den aktuellen Umfragen hat die Abstimmung im Bundestag Merz und der Union nicht geschadet. In den Zahlen gibt es kaum Bewegung. Wahlforscher sehen Merz weiter als Kanzler-Favorit ins Ziel gehen. Der aktuelle ARD-DeutschlandTrend sieht die Union mit 31 Prozent vor der AfD mit 21 Prozent, die SPD liegt bei 15 Prozent.

Viele verschiedene Gründe, warum Leute auf die Straße gehen

Die bundesweiten Kundgebungen werden oft als "Demos gegen Rechts" bezeichnet oder als "Demo für Demokratie", "für Toleranz", "für Vielfalt". Dabei sind die Gründe, warum Menschen dabei mitmachen, ganz unterschiedlich.

Ausgelöst wurden die Proteste vor gut einem Jahr durch das sogenannte Potsdamer Geheimtreffen. Laut einer Recherche des Netzwerks Correctiv hatten sich dabei AfD-Politiker mit Rechtsextremen getroffen. Dabei sollen sie die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen haben.

Hohe Umfragewerte für AfD

Die in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei könnte nach aktuellen Stand mehr als 20 Prozent der Stimmen bei der Bundestagswahl holen. Zum Vergleich: Bei der letzten Bundestagswahl 2021 lag die Partei noch bei gut 10 Prozent.

Alarmierende Studien und Forschungsergebnisse

Viele sehen in Demokratien weltweit ein Abdriften ins Rechtsextreme - von Donald Trump in den USA, über Giorgia Meloni in Italien, bis Herbert Kickl in Österreich. Auch aktuelle Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung bringen Menschen auf die Straßen. Erst Ende Januar hatte beispielsweise eine repräsentative Studie der Jewish Claims Conference für Aufsehen gesorgt. Ergebnis: Bei vielen jungen Menschen gibt es große Wissenslücken beim Thema Holocaust.

Befragt wurden dabei Tausende junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren in Europa, den USA und Kanada. In Deutschland gaben etwa 40 Prozent der Befragten an, nicht gewusst zu haben, dass etwa 6 Millionen Jüdinnen und Juden von den Nazis ermordet wurden. Viele sind außerdem der Meinung, es wären deutlich weniger Opfer gewesen. Und beim Begriff "Holocaust" gibt es im Ländervergleich große Unterschiede: In Frankreich gaben 46 Prozent der Befragten in der gleichen Altersgruppe an, noch nie davon gehört zu haben. In Rumänien waren es 15 Prozent, in Österreich 14, in Deutschland 12 Prozent.

In den USA schaffte es fast die Hälfte der Befragten nicht, ein Konzentrationslager beim Namen zu nennen. In Deutschland waren es 18 Prozent. Die Jewish Claims Conference befürchtet, dass die Wissenslücken noch wachsen könnten - auch weil es immer weniger Überlebende gibt, die über die Zeit des Nationalsozialismus noch reden und aufklären können.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Nachrichtenagentur dpa
  • ARD-DeutschlandTrend
  • Jewish Claims Conference

Über dieses Thema berichtete der WDR am 08.02.2025 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 12.45 Uhr.