
Nordrhein-Westfalen Unwetter in NRW: Krefelder Zoo blieb bis Montagmittag geschlossen
Über weite Teile NRWs sind am Samstag Unwetter mit teils heftigen Gewittern, Starkregen und Hagel gezogen. In Hückelhoven musste deswegen ein Festival geräumt werden. Auch andernorts hatten die Feuerwehren viel zu tun.
Nach den Unwettern am Samstag in NRW laufen die Aufräumarbeiten. Im Krefelder Zoo gab es nach Angaben auf der Website des Zoos die Gefahr, dass "Äste und Stämme ... die aktuell noch lose in den Bäumen hängen" herunter fallen könnten. Deshalb musste der Zoo am Vormittag geschlossen bleiben.

Der Sturm hat Äste vor dem Vogelhaus im Krefelder Zoo runtergerissen
Am Samstag hat das Unwetter schwere Auswirkungen in Hückelhoven. Die Kölner Mundart-Band "Domstürmer" stand gerade auf der Bühne. Da spitzte sich die Situation in Hückelhoven im Kreis Heinsberg zu. Die Veranstalter des Festivals "Jeck en de City" entschieden: Ab jetzt wird es wegen des Unwetters zu gefährlich - die Veranstaltung ist beendet. Die "Höhner" und "Kasalla" werden nicht mehr auftreten. 5.500 Menschen müssen das Gelände verlassen.
Die Nachricht verkündete Viktoria Just von 1LIVE. Sie war als Moderatorin beim Festival dabei. Sie sagt: "Es hat mächtig geregnet. Dazu gab es erst leichten Hagel, dann etwa Tischtennisball große Hagelkörner."
Laufen lassen oder abbrechen?

Festival in Hückelhoven vor dem Unwetter
Mit dieser Frage hätten sich die Festival-Organisatoren Backstage die ganze Zeit beschäftigt und die Menschen darüber auch immer wieder informiert. "Die Veranstalter hatten Wetterexperten vor Ort – das Team hat die ganze Zeit auf mehreren Plattformen und Bildschirmen Radar und Wetter beobachtet."
Kurz vor 19 Uhr seien dann die Generatoren ausgeschaltet worden, weil die Geräte Blitze anziehen. Der Sänger der "Domstürmer" habe zuerst noch a cappella weitergemacht. "Viele Leute hatten keine Lust zu gehen", sagt Viktoria Just.
Kurze Zeit später war dann ganz Schluss mit Musik: Der Veranstalter öffnete die Bühne, damit Menschen sich unterstellen konnten. Besucher wurden gebeten, dass Gelände durch die Notausgänge zu verlassen. Auch die Band "Miljö" sollte auf dem Fest spielen und hielt das Unwetter in ihrer Instagram-Story fest.
Elf Verletzte durch Hagel
Durch den Hagel wurden elf Personen leicht verletzt. Die Veranstalter des Festivals schrieben bei Facebook: "Wir wünschen allen, die sich verletzt haben schnelle Genesung. Uns lag die Sicherheit unserer Besucher zu jedem Zeitpunkt am Herzen und haben so schnell wie wir konnten reagiert."

Posting von Jeck en de City zu Unwetter
Am Vorgehen der Festival-Veranstalter gab es auch Kritik. Ein Facebook-User schrieb: "Einfach nur peinlich, als Veranstalter und Stadt Hückelhoven bei anstehender Unwetterwarnung null Sicherheitskonzept zu haben."
Ein Sprecher der Feuerwehr Hückelhoven sagte dazu: "Es gab Menschen, die sagen, es sei zu spät geräumt worden - andere hätten gefragt, warum überhaupt geräumt worden sei." Die Räumung sei geordnet und koordiniert abgelaufen. Die Feuerwehr habe den Veranstalter beraten. Der habe den Entschluss gefasst, das Festival abzubrechen.

Feierabendtickets werden erstattet
Am Tag nach dem Unwetter ist das Festival-Gelände wieder geöffnet - allerdings nicht für Musik. Der Veranstalter, die Electrisize GmbH, zahlen seit dem Morgen Geld für Feierabendtickets und Token zurück.
Zug bleibt nach Blitzeinschlag liegen
Etwa zur selben Zeit an anderer Stelle in Hückelhoven ereignete sich ein weiterer Zwischenfall wegen des Unwetters. Ein Zug, der Richtung Brachelen unterwegs war, wurde durch einen Blitzeinschlag in der Oberleitung kurz vor dem Brachelener Bahnhof gestoppt. Laut Feuerwehr kam der Zug auf einer Brücke zum Stehen.
Etwa 160 Menschen mussten zu Fuß über die Gleise zum Bahnhof laufen. Menschen, die nicht gut laufen konnten oder schweres Gepäck dabei hatten, seien mit Rollbrettern über die Schienen transportiert worden.
Einige Autofahrer in der Gegend hatten derweil ein anderes Problem. Der heftige Regen spülte laut Feuerwehr Schlamm auf einige Land und Kreisstraßen.
Zehntausende Blitze in NRW
Auch an anderen Orten in NRW hatte das Unwetter Auswirkungen. So musste die Veranstalter des CSD in Leverkusen am Samstagnachmittag die Stände in der Fußgängerzone abbauen. Es wurde aber trotz des Regens weiter getanzt und gefeiert.

Tischtennisgroße Hagelkörner in Nettetal
Mancherorts fielen mehr als 60 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden und nicht nur in Hückelhoven dicke Hagelkörner. Zudem blitzte es mehr als 70.000-mal im ganzen Land.

Blitze über Hönnepel, Ortsteil von Kalkar in der Nacht
Am Boden gab es laut WDR-Wetterredaktion mehr als 10.000 Blitz-Einschläge. Besonders viele Blitze gab es Samstagabend rund um Grevenbroich und den Tagebau Garzweiler. Dort waren es mehr als 3.800 Blitze innerhalb von 30 Minuten, davon fast 500 Einschläge am Boden. Mehrmals wurden amtliche Unwetterwarnungen ausgesprochen.
Hausbrand nach Blitzschlag in Essen
In Essen schlug gegen Mitternacht ein Blitz in ein Haus ein. Der Dachstuhl fing Feuer - die Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Doch das Haus wurde schwer beschädigt. Es ist laut Feuerwehr derzeit nicht mehr bewohnbar, die Feuerwehr löschte stundenlang.
Viele Feuerwehr-Einsätze in Euskirchen, Erftstadt und Krefeld

Einsatz in Euskirchen
Schäden wurden aus Euskirchen gemeldet: Dort standen nach Informationen eines Reporters Straßen unter Wasser. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz, um mehrere vollgelaufene Keller abzupumpen. Kurz nach dem großen Regen beruhigte sich die Lage. Verletzte gab es nach Angaben der örtlichen Behörden nicht.

Ein Feuerwehrmann in Erftstadt läuft durch Hochwasser
In Erftstadt gab es an etwa 100 Gebäuden Einsätze, sagte ein Feuerwehrsprecher in Kerpen. Am Abend fiel im Ortsteil Herrig wegen Überschwemmungen zeitweise der Strom aus. Laut Radar fielen in dem Gebiet in wenigen Stunden an die 60 Liter Regen pro Quadratmeter, etwa noch mal so viel wie bisher im gesamten Monat Mai.
Ein Video bei Facebook von Blaulicht Rheinland NRW zeigte großflächige Überschwemmungen in Erftstadt.

Feuerwehrmänner und ein Anwohner beseitigen umgewehte Bäume in Krefeld
Besonders viele Einsätze wegen vollgelaufener Keller, überschwemmter Straßen und umgestürzter Bäume gab es am Abend auch in Krefeld. "Wir haben Land unter", sagte eine Sprecherin der Polizei. Feuerwehr und Polizei hätten alle Hände voll zu tun und unzählige Notrufe zu bearbeiten gehabt, wie die Sprecherin erklärte.

Feuerwehrleute in Krefeld fegen Blätter und Äste von den Schienen
Auch bei der Feuerwehr in Mönchengladbach gingen ab 18.30 Uhr Notrufe wegen vollgelaufener Keller, Wasser auf der Straße oder hochgespülter Kanaldeckel ein.
"Gran Fondo Race" in Aachen abgesagt
In Aachen wurde am Sonntag das "Gran Fondo Race" der Radsportveranstaltung 3Rides abgesagt. Rund 1.000 Athletinnen und Athleten hatten sich für das 136 Kilometer lange Rennen durch die Eifel angemeldet. Es sollte als Qualifikationsrennen für die UCI-Gran-Fondo-Weltmeisterschaft im Oktober in Australien dienen.
Beeinträchtigungen bei der Bahn
Das Unwetter hatte auch am Sonntag noch Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Auf der Strecke von Hückelhoven-Baal nach Lindern gibt es Änderungen bei den Linien RE 4 und RB 33. Nach einem Blitzeinschlag in der Oberleitung ist der Streckenabschnitt laut Pressestelle der Bahn nur eingleisig befahrbar. Die Züge der Linie RE 4 enden und beginnen in Erkelenz. Der RB 33 kann sich vereinzelt verspäten oder ausfallen. "Das Ende können wir leider noch nicht abschätzen", sagt die Bahn.
Zwischen Engelskirchen und Ründeroth fährt die Regionalbahn RB25 nach einem Hangrutsch langsamer. Wie lange die Störung dauert, ist auch hier noch unklar.
Die weiteren Wetter-Aussichten für NRW
Am Montag geht es trocken mit Sonne und Wolken los. Ab dem Vormittag ziehen einzelne Schauer und örtliche Gewitter aus Richtung Niederlande rein und erreichen am Nachmittag Südwestfalen. Sonst gibt es weiter Sonne und Wolken im Wechsel. Die Temperaturen erreichen in Wermelskirchen 18, in Paderborn 20 und in Leverkusen 21 Grad.
Der Dienstag bringt auch erst Sonne, später mehr Wolken, aber nur selten Schauer bei 21 bis 26 Grad.
Am Mittwoch gibt es auch einzelne Schauer, aber nur selten Gewitter bei 18 bis 22 Grad.
Am Donnerstag gibt es mal Sonne, mal mehr Wolken und gebietsweise Regen bei 18 bis 22 Grad.
Unsere Quellen:
- WDR-Wetterredaktion
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Polizei Kreis Heinsberg
- Feuerwehr Hückelhoven
- Polizei Mönchengladbach
- Feuerwehr Essen
- Pressestelle Bahn
- Jeck en de City bei Facebook
- Electrisize GmbH