
Nordrhein-Westfalen Toter Pottwal am Strand von Sylt geborgen
Vor Sylt ist ein toter Pottwal aus der Nordsee geborgen worden. Der Kadaver wird nun abtransportiert, zerlegt und untersucht.
Der 14,3 Meter lange Walbulle wurde bei auflaufendem Wasser auf den Strand nahe des Hörnumer Hafens gezogen, wie der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz berichtete.
Der Kadaver war laut Schutzstation Wattenmeer am Samstag von Muschelfischern in die Nähe des Hafens in Hörnum geschleppt und dort mit einem Tau gesichert worden. Nun zerlegt eine Fachfirma den Kadaver, um ihn in Containern zur Tierkörperverwertungsanlage nach Jagel bei Schleswig zu transportieren.
Zartbesaitet durften Schaulustige am Sylter Strandabschnitt nicht sein, als Experten im Tagesverlauf damit begannen. Der beißende Geruch konnte Übelkeit hervorrufen und blieb an der Kleidung haften, wie eine dpa-Reporterin feststellte. Der Unterkiefer des Pottwals wurde mit Hilfe einer Baggerschaufel abgetrennt. Der Kiefer soll vorerst auf Sylt bleiben.
Bergung mit Tauen und Traktor
In Jagel wollen Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover das Tier untersuchen. Ein Team des zugehörigen Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung aus Büsum wird Proben entnehmen, um mehr über den Zustand des Tieres und die mögliche Todesursache zu erfahren sowie das Grundlagenwissen über die Tiefseegiganten zu erweitern. Die Auswertungen werden einige Wochen in Anspruch nehmen.
Der 10 bis 15 Tonnen schwere Walkörper sollte voraussichtlich in den kommenden Tagen aufs Festland gebracht werden. Um das schwere Tier aus dem Wasser zu ziehen, brauchten die Experten am Nachmittag nicht nur einen Traktor, sondern auch ein Raupenfahrzeug. Zuvor hatten Mitarbeitende Ketten und Taue an dem Kadaver befestigt, um ihn an Land zu ziehen.
Riesiger Körper kann explodieren
Weil das Tier explodieren kann, war der Strand rund 50 Meter davor abgesperrt worden. "Das Tier hat eine sehr dicke Speckschicht, das heißt, innen drin sind Bakterien, die atmen, die bilden Gase und es kann sein, dass der Wal dann unter Spannung steht und die Luft dann irgendwohin muss", sagte Anne Schacht, eine Sylter Nationalpark-Rangerin. Dies könne für Menschen gefährlich werden.
Am Rücken sei ein Riss, über den möglicherweise schon Gas entwichen sei. Darüber, wie das Tier in die Nordsee vor Sylt gelangt und woran es gestorben ist, könne bisher nur spekuliert werden, sagte Schacht. "Junge Bullen machen enorme Wanderungen vom Äquator bis an den Nordpol und zurück. Entweder hat sich das Tier verschwommen - es kann aber auch sein, dass es nichts gehört hat und dadurch orientierungslos war."
Negativbeispiel Oregon
Wie man Walkadaver besser nicht beseitigt, zeigte der US-Bundesstaat Oregon im Jahr 1970. Damals griff die Straßenbaubehörde zu 500 Kilo Dynamit und sprengte den toten Wal in die Luft. Das Resultat: Fetzen flogen weiträumig durch die Gegend und zerstörten sogar ein Auto. Ein Video des Ereignisses kommt bei Youtube heute auf mehr als 21 Millionen Aufrufe.
Pottwale verirren sich in die Nordsee und stranden
Pottwale sind mit teils mehr als 20 Meter Länge und über 50 Tonnen Gewicht die größten Zahnwale der Welt. Sie bleiben nach Angaben der Schutzstation auf der Jagd oft eineinhalb Stunden unter Wasser und können mehrere Tausend Meter tief tauchen.
Verirren sich Pottwale in die flache Nordsee, stranden sie oft - so wie zuletzt 2016, als 30 Pottwale hier verunglückten, davon 12 im deutschen Wattenmeer.
Ortungssystem von Pottwalen ist auf Tiefsee ausgelegt
Forscher, die die toten Wale 2016 untersuchten, gehen davon aus, dass es nicht nur einen Grund für die Strandungen gab. Für sie ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Kombination verschiedener Umweltfaktoren dazu führte, dass die Pottwale sich so dicht an die Küste verirrten. Hinweise auf Krankheiten oder Schwächungen fanden die Forscher nicht.
Bekannt ist aber: Geraten die Wale erst einmal in die flacheren Randbereiche der Nordsee, funktioniert ihr Ortungssystem nicht mehr so gut. Denn Pottwale, die sonst bis zu 2.000 Meter tief tauchen, orientieren sich per Schall über ein Echolot - ein System, das eigentlich auf die Tiefsee ausgelegt ist.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Schutzstation Wattenmeer
- Interview mit Meeresbiologe Dr. Joseph Schnitzler