
Nordrhein-Westfalen Lebhafte Diskussion in Soest: Wie umgehen mit Saatkrähen in der Stadt?
In Soest sind Saatkrähen in der Stadt ein echtes Problem. Über den Umgang damit gibt es geteilte Meinungen - ein Stimmungsbild.
Die geschützten Saatkrähen sorgen seit vielen Jahren in der westfälischen Stadt Soest für Kontroversen. Das hat sich auch gestern auf dem Marktplatz wieder bestätigt: Mehr als 200 Menschen sind zum WDR Lokalzeit Stadtgespräch gekommen.
Auch in den Kommentaren auf WDR.de und auf der WDR aktuell-Facebookseite wurde heiß diskutiert, die Positionen zu den Saatkrähen reichen von Bewunderung und Toleranz bis hin zu kompletter Ablehnung.
Laute Krähen, laute Klagen
"Schöne und intelligente Tiere" und "Lebt doch einfach mal mit der Natur" - solche Bewertungen rund um die Diskussion in Soest stehen im krassen Gegensatz zu den Berichten über Lärm, Dreck und genervte Anwohner: "Gekreische von morgens bis abends", sagt Rainer Stratmann. Er wohnt an einem der Krähen-Hotspots in Soest.
Baurat Matthias Abel berichtet von Lärmmessungen an einem besonders betroffenen Park in der Krähenhauptstadt Soest und zieht einen Vergleich: "Wenn das Gewerbelärm wäre, gäbe es Einschränkungen für die Betriebe". Außerdem klagen viele über Vogeldreck überall.
Wie kann die Lösung aussehen?
Joachim Drüke von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz ABU im Kreis Soest zeigt Verständnis für die Klagen der Anwohner. "Der Naturschutz profitiert von diesem Konflikt um die Saatkrähen nicht. Wir wollen es gelöst", sagt er. Nur: Wie diese Lösung aussehen kann, da gehen die Meinungen sehr weit auseinander.

Diskussion auf dem Podium: Moderatorin Judith Schulte-Loh, Anwohner Rainer Stratmann, Soester Stadtbaurat Matthias Abel und Joachim Drüke, ABU Kreis Soest
Die Stadt Soest hat schon viel ausprobiert: angefangen von Leuchtmitteln über akustische Lockrufe bis hin zu einem Vogelflüsterer. Auch drei Krähenwälder vor der Stadt wurden angelegt, in der Hoffnung, dass die Krähen dorthin umziehen. Doch Fehlanzeige, die Saatkrähen blieben lieber städtisch.
Sind Abschuss oder Anti-Baby-Pille eine Option?

CDU-Landtagsabgeordneter Heinrich Frieling im Gespräch mit WDR-Moderator Arndt Brunnert
Ganz schnell kommt die Sprache beim Stadtgespräch auf den niedersächsischen Landkreis Wesermarsch: Dort gibt es eine Ausnahmegenehmigung. Die eigentlich geschützten Saatkrähen dürfen dort geschossen werden. "Bei gleichem Bundesrecht, bei gleichem EU-Recht wie in Soest", sagt Matthias Abel. Heinrich Frieling, Soester CDU-Landtagsabgeordneter: "Wir gucken genau, was Niedersachsen gemacht hat."
Holger Sticht, Vorsitzender der Umweltschutzorganisation BUND NRW, appelliert, die Nahrungsverfügbarkeit für Saatkrähen in Städten zu begrenzen, etwa keine Pommes-Schalen rumliegen zu lassen. Zudem schlägt er kreisübergreifende Rückzugsräume für die Vögel vor. "Und dort sollte keine Jagd mehr stattfinden. Das ist ein lautstarkes Ereignis, das die Saatkrähen vergrämt."

Etwa 200 Menschen waren beim WDR Lokalzeit Stadtgespräch auf dem Soester Marktplatz.
Eine Anti-Baby-Pille für die Saatkrähen - davon verspricht sich Matthias Abel von der Stadt Soest viel. Bei Tauben habe das schließlich auch geklappt. Allerdings gibt es die Pille für Saatkrähen noch nicht, da ist noch Forschung nötig: "Das ist ein langfristiges Projekt."
Als betroffene Soesterin ist Gisela Droste-Wegmann mit der Diskussion zufrieden: "Die war gut und sachlich. Tierwohl darf nicht über Menschenwohl gehen. Ob es der Abschuss sein muss, weiß ich nicht. Aber ich möchte eine Lösung, die jetzt greift und nicht erst in zehn Jahren."
Unsere Quelle:
- WDR-Reporterin vor Ort