Die Tür einer geschlossenen Eckkneipe in Marl ist zugemauert.

Nordrhein-Westfalen Letzte Runde? Wie Bars, Kneipen und Biergärten gegen das Aus kämpfen 

Stand: 09.06.2025 06:00 Uhr

Früher waren sie einfach da. Heute kämpfen Kneipen, Bars und Biergärten ums Überleben. Dabei sind sie der soziale Kitt. Die Gründe für das Kneipensterben und wie Wirte dagegen kämpfen.

 

Einen Spritz in der Lieblingsbar genießen oder sich mit seinen Freunden auf ein Bier in der Kneipe treffen: All das wird immer schwieriger. Zum einen, weil das immer teurer wird - und zum anderen, weil Läden schließen müssen.

Bundesvibe | Kurzvideo

Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen, dass alleine die Zahl der Kneipen in NRW zwischen den Jahren 2006 und 2023 um fast 42 Prozent gesunken ist. Auch Restaurants, Gaststätten oder Cafés werden seither weniger.

Besonders die Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben die Gastronomien getroffen, sagen sie. Dazu kämen immer höhere Erhaltungskosten.

"Die Rahmenbedingungen in der Gastronomie insgesamt waren in den letzten Jahren besonders herausfordernd. Die wirtschaftliche Lage war und ist angespannt", sagte Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in NRW im Februar der dpa.

Ein Schild mit der Aufschrift "Heute kein lecker Bier" steht in einem Schaufenster in einer Berliner Kneipe.

"Heute kein lecker Bier": In NRW mussten in den letzten Jahren viele Kneipen schließen.

Auch nach der Corona-Pandemie habe sich die Lage nicht wirklich verbessert. Die Umsätze in der Gastronomie lägen immer noch unter denen vor der Pandemie. Man habe Fachkräfte verloren und müsse zum Teil immer noch Hilfen und Kredite zurückzahlen.

Café statt Kneipe

"Dem erhofften Befreiungsschlag nach Corona folgte 2022 der Ukraine-Krieg. Der eingetretene hohe Kostendruck, der Arbeits- und Fachkräftemangel und die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen belasten die Branche", sagt Hellwig.

Eine große Herausforderung bleibe auch die überbordende Bürokratie. Zudem habe sich das Freizeitverhalten verändert. Viele gingen mittlerweile lieber ins Café als in die Kneipe, so Hellwig.

Wie also gegensteuern? In unserer Reportagereihe "Bundesvibe" stellen wir euch drei Menschen vor, die vom Kneipensterben betroffen sind und die ihre Dorfkneipe retten, Biergärten an ungewöhnlichen Orten eröffnen - aber auch den eigenen Laden schließen müssen.

Barbesitzerin Sandra zapft ein Bier.

Sandra muss ihre Bar schließen.

Letzteres betrifft Sandra: Sie führt seit fünf Jahren den "Starken August" in Berlin. Doch steigende Energie- und Lebensmittelpreise sowie eine Mieterhöhung um 1.000 Euro setzen ihr so sehr zu, dass sie nun dichtmachen muss. Ihre Geschichte zeigt: Wenn ihre Bar verschwindet, verliert die Gesellschaft mehr als nur eine Gastronomie.

Mit jedem geschlossenen Tresen geht auch ein Stück gelebter Kultur und Gemeinschaft verloren.

Bar-Betreiberin Sandra

Florian betreibt in München einen Biergarten in einer ehemaligen Baugrube. Für ihn sind faire Preise eine Frage der Teilhabe: "Hier ist es nicht luxuriös, aber dafür kann ich jemand mitnehmen, der es sich sonst nicht leisten kann." Sein Konzept zeigt, dass es auch anders gehen kann: Der Biergarten als sozialer Ort, nicht als Luxus.

Dorfkneipe als sozialer Kitt

Saskia hat gemeinsam mit anderen eine Dorfkneipe im pfälzischen Fischbach übernommen, um den Treffpunkt zu retten. Für sie ist die Kneipe ein unverzichtbarer sozialer Kitt: "Wir möchten auch wieder ein Treffpunkt für verschiedene Generationen aus unserem Dorf werden."

Mehr über Florian, Sandra und Saskia gibt's in unserer neuen "Bundesvibe"-Folge "Letzte Runde? Wie Bars, Kneipen und Biergärten kämpfen": Hier in der ARD-Mediathek anschauen.

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