
Nordrhein-Westfalen Kind und Mutter sterben nach Anschlag in München
Seit am Donnerstag in München ein Auto in einen Demonstrationszug gefahren war, schwebten zwei Menschen in Lebensgefahr. Beide sind nun gestorben.
Bei der Tat sind insgesamt 39 Menschen verletzt worden, einige davon schwer. Die beiden Menschen, die in Lebensgefahr schwebten, konnten nicht mehr gerettet werden. Sie starben am Samstagnachmittag. Dabei handelt es sich um eine 37-jährige Mutter und ihre zweijährige Tochter.
Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen weiter davon aus, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat. Der Fahrer sitzt in Untersuchungshaft.
Gestorbene 37-Jährige in Algerien geboren
Am Samstagnachmittag sprach die Familie der beiden Gestorbenen mit der in München beheimateten "Süddeutschen Zeitung". Demnach heißt die 37-jährige Mutter Amel, die zweijährige Tochter Hasfa - sie saß bei dem Anschlag im Kinderwagen.
Wie die Familienangehörigen, darunter der Mann und Vater der Gestorbenen berichten, ist die getötete Mutter in Algerien geboren. Vor mehr als drei Jahrzehnten kam sie nach Deutschland. Bis zu ihrem Tod war die Ingenieurin bei der Stadt München beschäftigt.
Familie bittet, keinen "Hass zu schüren"
Die Familie erklärte, es sei ihr wichtig, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht genutzt werde, "um Hass zu schüren" - er dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden. Und weiter: "Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung."
Täter war offenbar vorher nicht straffällig

Am Donnerstag gegen 10.30 Uhr fuhr der Mann mit seinem Pkw, ein Mini Cooper, in die Karlstraße/Seidlstraße in die Demo
Laut Polizei München handelt es sich bei dem Fahrer um einen 24-jährigen Afghanen. Er sei als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks ist er bisher nicht straffällig geworden und auch nicht ausreisepflichtig gewesen sein. Das hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bestätigt, ebenso die Polizei München.
Der Mann soll eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis von der Stadt München gehabt haben und vorher nicht straffällig gewesen sein. Allerdings hatte der 24-Jährige im Netz offenbar einen auffälligen Post abgesetzt. Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks heißt es aus Sicherheitskreisen, er habe auf Instagram "Oh Allah, beschütze uns immer" geschrieben.
Terrorismusexperte sieht Muster der Terrorgruppe IS

Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler im Interview
Der Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler sieht bei der Tat in München Parallelen zu den Anschlägen in Solingen und Aschaffenburg. Schindler sagte dem WDR, die Terrorgruppe IS propagiere bereits seit 2017, mithilfe von Fahrzeugen und Messern Anschläge zu begehen. Online-Radikalisierung und Algorithmen, die Hass fördern, seien ein riesiges Problem. Terrorgruppen wie der IS müssten potentielle Attentäter nicht mal mehr direkt rekrutieren. Der IS müsse nur Dinge ins Netz stellen und warten, bis sich Leute radikalisieren.
NRW-Innenminister Reul: "Wie können wir Menschen schützen?"

NRW-Innenminister Herbert Reul im Interview
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich im WDR entsetzt. Eine schnelle Antwort sei jetzt nicht das Richtige, sondern eine nüchterne Analyse. "Wie können wir Menschen schützen?" Man habe immer darauf hingewiesen, dass solche Taten jederzeit in Deutschland an jeder Ecke passieren könnten.
Die Sicherheitsorgane müssten so ausgestattet sein, dass sie arbeitsfähig seien, betonte Reul. Die zentrale Aufgabe sei nun zu beantworten, wie man frühzeitig Informationen bekommen könne, um solche Taten zu verhindern. In der Politik fehle es an Mehrheiten, um beispielsweise etwas beim Datenschutz zu verändern, was die Vorratsdatenspeicherung betreffe.
Die Diskussion um mehr Befugnisse für Behörden und wie solche Taten verhindert werden könnten, hat es nach vergangenen Ereignissen immer wieder gegeben:
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