
Nordrhein-Westfalen Nie wieder still: Tausende Besucher beim CSD in Aachen
In Aachen hat am Freitag und Samstag der Christopher Street Day stattgefunden, an dem die queere Community feiert und für ihre Rechte demonstriert. Wegen einer Unwetterwarnung endete das Programm am Samstagabend jedoch früher als geplant.
Um die 4.000 Menschen sind am Samstagmittag in einem bunten Protestzug durch die Aachener Innenstadt gezogen, um die Vielfalt zu feiern und für mehr Toleranz und Teilhabechancen zu demonstrieren. Das Wetter war stürmisch, hin und wieder zogen Schauer durch. Beim anschließenden Bühnenprogramm musste die Veranstaltung wegen einer Unwetterwarnung zwischenzeitlich unterbrochen werden.
Aus Sicherheitsgründen wurden die Besucher gebeten, den Markt zu verlassen. Wegen seiner exponierten Lage bestand die Sorge, hier könnte das stürmische Unwetter besonders zuschlagen. Nach knapp einer halben Stunde dann Entwarnung - es konnte weitergehen.
Die Besucher ließen sich von der Unterbrechung nicht die Stimmung verderben und feierten ausgelassen weiter. Doch ein paar Stunden später kam dann die zweite Unwetterwarnung. Der CSD musste beim vorletzten Musik-Act abgebrochen werden und endete dadurch rund 1,5 Stunden früher als geplant.
Laut sein – gegen Trump, Anfeindungen und Rechtspopulismus
Das Motto lautete dieses Jahr: "Nie wieder still - Wir sind queer und wir sind laut, weil man uns die Rechte klaut“ - eine Anspielung unter anderem auf Rechtspopulismus und auf den US-Präsidenten Donald Trump, der in den USA die Rechte von trans Menschen immer stärker beschneidet.
Auch hierzulande spüre man diese politische Entwicklung, sagt Christine Kölb vom Verein Rainbow Aachen e.V.: "Dass man auch in Deutschland versucht, das Selbstbestimmungsgesetz potenziell infrage zu stellen. Das lassen wir uns nicht gefallen.“
Deswegen rückten die Organisatoren die politischen Forderungen dieses Jahr noch stärker in den Fokus. Der CSD sei in diesen Zeiten wichtiger denn je, hieß es in einer Rede am Samstag.
Partys, Pride und Politik

Bands und Solokünstler beim Aachener CSD
Auch außerhalb der Demo hatten die Veranstalter von Rainbow Aachen e.V. einiges an Programm auf die Beine gestellt. Zur Eröffnung am Freitag hatten bereits DJs, Bands und Solokünstler zwischen Dom und Rathaus für Pride-Festival-Atmosphäre gesorgt. Besonders regionalen und queeren Gruppen wollte man mehr Sichtbarkeit verschaffen, so die Veranstalter.

Die Modenschau beim CSD in Aachen
Am Samstag ging es gleich an zwei Orten weiter: Auf dem Katschhof unter anderem mit Redebeiträgen und Konzerten - darunter auch ein Song mit den Omas gegen Rechts. Die Stimmung war ausgelassen, bei einer Modenschau des Secondhand-Kaufhauses Breitseite wurden die Models selbst im Regen laut bejubelt. Auf dem Markt gab es in diesem Jahr über 40 Info- und Verkaufsstände - mehr als jemals zuvor. DJs legten auf. Und bei einem Polit-Talk stellten sich wenige Monate vor der Kommunalwahl Oberbürgermeister- und Spitzenkandidaten Fragen zur Unterstützung der queeren Community.
Ein Konzept, das ankam: Laut Polizei waren trotz des durchwachsenen Wetters zeitweise rund 6.000 Menschen auf dem Gelände. Die Veranstaltung sei "unglaublich wichtig für unsere Rechte, generell eigentlich für alle“, findet auch Andy Angelov, der mit seinem Freund den CSD besuchte.
Es ist ein Tag, an dem wir anerkennen, dass es Menschen mit Unterschieden gibt. Und diese Menschen sind trotzdem Menschen. Und haben das Recht, in unserer Gesellschaft zu leben.
Andy Angelov
Finanzierung für dieses Jahr steht – und danach?

Für dieses Jahr ist die Finanzierung sicher
Probleme wie beim großen Kölner CSD, dass wegen der US-Politik Sponsoren abspringen, hat es in Aachen nicht gegeben. Hier setzt man vor allem auf Fördermittel aus öffentlicher Hand - von Stadt, Städteregion und Land – und auf Sponsoren aus der Region.
Allerdings blickt man auch in Aachen mit Sorge in die Zukunft. Im nächsten Jahr könnte es deutlich weniger Fördergelder geben, fürchtet Andreas Sommer vom Verein Rainbow Aachen, dann müsse der CSD unter Umständen kleiner ausfallen. Etwas Hoffnung gibt indes die OB- und Spitzenkandidatenrunde: Gefragt danach, ob sie im Falle einer Wahl den CSD mit einer mindestens gleichhohen oder höheren Finanzierung wie in diesem Jahr unterstützen würden, antworteten alle anwesenden Vertreter der Parteien mit "Ja".
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Rainbow Aachen e.V.
- Website des CSD Aachen
- Polizei Aachen