
Nordrhein-Westfalen Verfahren um "Mutter aller Hochzeitskorsos" in Düsseldorf eingestellt
Knapp sechs Jahre nachdem eine Hochzeitsgesellschaft die Autobahn A3 bei Ratingen blockiert hatte, wurde das Verfahren jetzt eingestellt.
Die Ermittler hatten den Vorfall als "die Mutter aller Hochzeitskorsos" bezeichnet, weil die Aktion in der Folge hundertfach nachgeahmt wurde. Den 31 - bis 42-jährigen Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gemeinschaftliche Nötigung vor. Einer von ihnen, ein 31-jähriger Deutsch-Pole, war zudem ohne Führerschein unterwegs.
A3 bei Ratingen blockiert
Die Angeklagten sollen als Hochzeitsgesellschaft am Nachmittag des 22. März 2019 mit ihren Autos die A3 bei Ratingen blockiert und auf der Autobahn in Richtung Köln für einen Rückstau gesorgt haben.
Laut Anklage hatten die Männer gegen 17 Uhr mit einem Ford Mustang, zwei Porsches, einem Mercedes, einem Golf und einem Audi R8 des Bräutigams alle Fahrbahnen samt Seitenstreifen blockiert und so den nachfolgenden Verkehr komplett ausgebremst.
Zivilpolizisten filmen mit

Polizisten in Zivil stoppten vor sechs Jahren die Blockade auf der A3
Der Mercedes hatte sich laut Anklage quer zur Fahrbahn gestellt. Der Ford Mustang überholte die anderen über den Seitenstreifen, drehte sich vor dem Brautfahrzeug auf der Autobahn im Kreis und brannte eine runde Bremsspur, einen "Donut" in den Asphalt.
Alles wurde von den Beteiligten gefilmt und fotografiert. Aber auch von einem im Stau stehenden zivilen Polizeifahrzeug aus. Die Zivilstreife hatte damals dem Spuk ein Ende gemacht.
Beweise sind schwerwiegend
Es gibt einige Beweise durch Augenzeugen, Fotos und Videos. Die Anklage der Staatsanwaltschaft stützt sich neben zahlreichen Zeugenaussagen auch auf Fotos und Videos der Autobahn-Blockade, die die Angeklagten am Tattag selbst gemacht haben.

Die Polizei hatte Bilder und Videos beschlagnahmt
Die Polizei hatte im Mai 2019 mit einem Spezialeinsatzkommando die Wohnungen der Verdächtigen durchsucht und dabei unter anderem Handys und Computer sichergestellt.
Angeklagte bekommen Geldauflage
Das Amtgericht hat heute das Strafverfahren gegen fünf Beteiligte eingestellt. Als Geldauflage müssen die Männer aus Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn jeweils 1.200 und einer 2.000 Euro an Kinderhilfseinrichtungen zahlen. Als Grund nannte das Gericht die lange Verfahrensdauer und die geringen Folgen der Blockade.
„Die Angeklagten haben den Verkehr damals nicht ausgebremst“, erklärte der Richter, „sondern den Verkehr aufgehalten, der sich wegen eines nahenden Staus in 200 Meter Entfernung bereits verlangsamt hatte.“ Die Angeklagten gaben ihre Beteiligung an dem Hochzeitskorso zu und betonten, dass es ihnen leid tue.
Heute war der vierte Anlauf für diesen Prozess. Im Juli 2022 war schon der erste Anlauf rund um die Autobahn-Hochzeitskorso-Blockade gescheitert, weil es einen Verteidigerwechsel gab, bei dem zweiten Anlauf erkrankte im Dezember 2023 der Richter und beim dritten Versuch tauchten Ende August vergangenen Jahres ein Angeklagter und mehrere Zeugen nicht auf.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Polizei
- Staatsanwaltschaft