
Nordrhein-Westfalen Suche nach Einbrechern in historischem Bergbau-Stollen in Sprockhövel
In einen historischen Erbstollen in Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis) sind in der Nacht zu Samstag zwei Männer eingebrochen. Polizei, Feuerwehr und der Betreiber-Verein des Museumsstollens hatten am Morgen Suchtrupps losgeschickt – aber niemanden gefunden.
Um in die kilometerlange Schachtanlage einzudringen, haben zwei Männer offenbar das Schloss am Zugangsgitter geknackt. Von dort führt der Schacht ebenerdig in massiven Felsen. Überall steht gut 20 Zentimeter Wasser, begehbar ist der Stollen nur mit Gummistiefeln. Sitzen oder liegen ist unmöglich.
Und eine besondere Gefahr droht, wenn man den Stollen ohne erfahrene Führer betritt: Sauerstoffmangel.
Sauerstoffmangel kann für unerfahrene Eindringlinge zur Falle werden
Bergbauaktiv Ruhr e. V., der Verein, der das Besucherbergwerk betreibt, hat am Samstagmorgen die Einsatzkräfte alarmiert. Daraufhin haben Feuerwehr, Polizei und Vereinsmitglieder Suchtrupps in den engen Stollen geschickt.
Ausgestattet mit Sauerstoff-Messgeräten, denn: In manchen Seitenarmen ist der Sauerstoffgehalt so niedrig, dass es nicht zum Atmen reicht. Der Verein spricht von akuter Lebensgefahr.
Suchtrupps kehren erfolglos zurück
Das Wasser im Stollen habe sich bei Ankunft der ersten Vereinsmitglieder noch bewegt – und der Schlamm am Boden sei aufgewirbelt gewesen. Deshalb gingen sie zunächst davon aus, dass sich noch jemand im Bergwerk befinde. Fündig wurden die Suchtrupps aber nicht.
Handy- oder Funkempfang ist durch den massiven Stein unmöglich. Im Notfall sind Hilferufe nur über ein historisches Bergbautelefon möglich, dessen Endstation sich außen in einem Versorgungscontainer befindet.
Um die Sicherheit der Rettungskräfte zu gewährleisten, hatte die Feuerwehr mit einem Hochleistungslüfter zusätzlichen Sauerstoff in die Gänge gepumpt.
Wichtigste Überwachungskamera ausgefallen
Die Polizei geht am Samstagnachmittag davon aus, dass die Einbrecher den Stollen wieder durch den einzigen Zugang verlassen haben. Hinweise auf leblose Personen in Seitenarmen des Bergwerks gebe es jedenfalls nicht.
Bei der Überwachungskamera, die den Eintritt der beiden Männer gefilmt hatte, war anschließend der Akku leer, so der Verein des Museumsbergwerks, deshalb sei der mögliche Austritt der beiden nicht dokumentiert.
Verdacht: Einbrecher sind YouTuber aus dem Ausland
Der Verein Bergbauaktiv Ruhr e. V. mutmaßt, dass die beiden Männer Abenteuer-YouTuber sein könnten. Man habe inzwischen zahlreiche Hinweise in diese Richtung erhalten. Im Netz seien schon Namen und Fotos der mutmaßlichen Eindringlinge in Umlauf.
Auch dem WDR liegen Informationen zu mindestens einer Person vor. Die Polizei sagt dazu auf WDR-Anfrage: Es seien noch keine konkreten Tatverdächtigen bekannt. Man ermittle aber auch in den Sozialen Medien.
Per Ausschlussverfahren geht aber auch die Polizei derzeit davon aus, dass es sich um YouTuber oder Lost-Place-Besucher aus dem Ausland handeln muss. Befragungen in der entsprechenden deutschen Szene hätten kein Ergebnis gebracht. Jetzt gibt es Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs.
Museumsstollen ist mehr als 200 Jahre alt
Den "Stock und Scherenberger Erbstollen" hatten Bergleute vor über 200 Jahren angelegt, seit einigen Jahren ist er als Museumsbergwerk wieder Besuchern zugänglich. Dort ist noch bis April Winterpause. Ein Verein kümmert sich um die Instandhaltung und um Führungen.
Unsere Quellen:
- Interview mit Sprecher von Bergbauaktiv Ruhr e. V.
- Überwachungsvideo des Museumsbergwerks
- Kreisleitstelle Ennepe-Ruhr-Kreis
- Freiwillige Feuerwehr Sprockhövel