Demonstranten ziehen durch die Kölner Innenstadt

Nordrhein-Westfalen "Wir sind die Brandmauer" - Demos gegen Rechtsruck in NRW

Stand: 02.02.2025 20:26 Uhr

An mehreren Orten in NRW haben am Wochenende zehntausende Menschen gegen einen Rechtsruck demonstriert. Viele Proteste richteten sich auch gegen die Migrationspläne der Union. Am Sonntag hat unter anderem eine Demonstration mit Booten auf dem Rhein in Köln stattgefunden.

Deutschlandweit haben hunderttausende Menschen am Wochenende gegen einen Rechtsruck demonstriert. Im Fokus vieler Proteste stand auch der Kurs der CDU in der Migrationspolitik. Die größten Veranstaltungen gab es in Berlin (rund 160.000 laut Polizei) und Hamburg (65.000 laut Polizei) - in NRW zogen Demos in Köln die meisten Teilnehmenden an.

Hunderte demonstrieren in Essen gegen Rechts

Über 14.000 Menschen demonstrieren in Essen

Aber auch im Rest von NRW gab es Protstkundgebungen und Demozüge. Allein in Essen zogen nach Angaben der Polizei am Samstag über 14.000 Menschen durch die Stadt. Die angemeldete Teilnehmerzahl von 3.000 sei bei weitem überschritten worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Auftaktkundgebung des Bündnisses "Zusammen gegen Rechts" fand in der Nähe der Essener Uni statt.

Die Union hatte am Mittwoch mit Hilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag durchgesetzt - der hat aber keine direkten politischen Folgen. Ein Gesetzentwurf zur tatsächlichen Begrenzung der Migration am Freitag scheiterte.

"Keine Zusammenarbeit mit Faschisten" - große Demo in Köln

In der Kölner Innenstadt sollen nach Veranstalter-Angaben 45.000 Menschen unter dem Motto "Demokratie verteidigen - Keine Zusammenarbeit mit Faschisten" demonstriert haben, die Polizei spricht von circa 16.000. Los ging es mit einer Kundgebung auf dem Heumarkt. Danach zog der Demonstrationszug durch die Kölner Altstadt und vorbei an der CDU-Parteizentrale bis nach Deutz. Auf mehreren Transparenten war das "C" von "CDU" durchgestrichen. Und die Hinweise auf den Unionskanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) häuften sich: "Kein Merz ab März", "Auch du, Friedrich" und "SCHmerz lass nach" war zu lesen. Auf einem Plakat war Merz neben Franz von Papen abgebildet, einem der letzten Reichskanzler der Weimarer Republik, der als Steigbügelhalter Hitlers galt und zwei Jahre sein Vizekanzler war.

Eine andere Teilnehmerin trug ein Schild mit der Aufschrift: "Fritz hör auf Mutti!" Altkanzlerin Angela Merkel (CDU), die in ihrer Regierungszeit zuweilen "Mutti" genannt wurde, hatte sich gegen gemeinsame Abstimmungen mit der AfD ausgesprochen und Merz Vorgehen in dem Zusammenhang als "falsch" bezeichnet. 

In Aachen zehnmal so viele Menschen wie erwartet

Zu einer Kundgebung am Mittag waren in Aachen laut Polizei ungefähr 600 Menschen gekommen. Am späten Nachmittag versammelten sich nach Angaben der Polizei in Aachen dann circa 3.000 Menschen zu einer Kundgebung unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer - unsere Stimme gegen den Tabubruch". Angemeldet waren nur 250 - erschienen sind also ungefähr zehnmal so viele. Deshalb mussten unter den Demonstrierenden spontan Freiwillige gesucht werden, die als Ordner mitlaufen.

Demonstranten ziehen durch Aachen

Die Kundgebung am Mittag gegen den CDU-Migrationskurs in Aachen

Es gab viel Wut und Kritik an Friedrich Merz, ihm wurde Wortbruch vorgeworfen. Die Stimmung bei der Kundgebung am Mittag war emotional, Demonstrierende berichteten, dass Erfahrungen mit Rassismus zugenommen hätten oder erzählten von Kriegserinnerungen ihrer Großeltern und warum Faschismus nie wieder einen Platz haben dürfe. Bei einem Lied darüber, dass "nie wieder" jetzt sei, kamen einzelnen Demonstrierenden die Tränen.

Auch in Neuss, Recklinghausen, Arnsberg, Paderborn und Wuppertal haben Menschen demonstriert.

Demonstration auf dem Rhein in Köln am Sonntag

In Köln gab es am Sonntag eine Demonstration auf dem Rhein - mit 440 Paddlerinnen und Paddlern und zahlreichen Teilnehmenden am Uferrand. Insgesamt haben laut Wasserschutzpolizei 1.000 Menschen an der Demonstration teilgenommen. Die Veranstalter sprachen von der "ersten Kölner Rheindemo". Dafür wurde ein Teil des Rheins bei Köln gesperrt. Weitere Teilnehmer per Boot wurden aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugelassen.

In Bonn versammelten sich laut Polizei am Sonntag mehr als 10.000 Menschen zu einer "Kundgebung für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt".

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • WDR-Reporter vor Ort in Köln
  • WDR-Reporter vor Ort in Essen
  • WDR-Reporterin vor Ort in Aachen