
Rheinland-Pfalz Auf den Spuren des Militärs in Kaiserslautern
Kaiserslautern ist bekannt für den FCK und den Pfälzerwald – aber auch das Militär hat hier seit Jahrzehnten tiefe Spuren hinterlassen. Eine Stadtführung zeigt, wo diese bis heute sichtbar sind.
Menschen laufen durch die Kaiserslauterer Innenstadt, aber sie wissen gar nicht welche Geschichten sich hinter den Gebäuden, Orten oder Gassen verbergen. Genauso beschreibt Michael Geib, der ehemalige Leiter des Docu-Centers Ramstein, seine Faszination für die Spurensuche in Kaiserslautern.
Faszination für die amerikanische Kultur in Kaiserslautern
"Hier war mal richtig was los! Kennen Sie noch Schallplattenkonzerte?", fragt Michael Geib. "Nein? Die fanden hier regelmäßig statt." 1952 wurde in der Spittelstraße in Kaiserslautern ein Amerikahaus eröffnet, das den Deutschen die amerikanische Kultur näherbringen sollte.

Hier befand sich in den 50-er Jahren in Kaiserslautern das Amerikahaus, welches den Deutschen die amerikanische Kultur näher bringen sollte.
"Bis 1963 gab es hier Jazz-Konzerte, eine Bibliothek mit 13.000 Büchern und sogar ein Filmarchiv." Deutschlandweit gab es insgesamt 16 Amerikahäuser, so Geib. Heute gibt es unter anderem in München noch ein Amerikahaus.
So sorgte Kaiserslautern für Schlagzeilen
Heute reihen sich Cafés, Shops und Bars aneinander – doch früher war das ganz anders. Die Steinstraße hatte in den 1950er-Jahren einen üblen Ruf, erklärt Michael Geib: "Man kann es kaum glauben, aber die Steinstraße war damals der Hotspot für Prostitution." Immer wieder sorgte das Viertel für bundesweite Schlagzeilen. "Die Stadt wollte schließlich etwas dagegen unternehmen – 1957 wurde die Straße für US-Soldaten gesperrt", so Geib.

In der Steinstraße in Kaiserslautern sorgte das Rotlichtviertel immer wieder für Schlagzeilen in ganz Deutschland.
Auch Franzosen hinterließen Spuren in Kaiserslautern
Nicht nur die Amerikaner haben Kaiserslautern geprägt, sondern auch die Franzosen, erklärt Geib. Die Pfalz, also auch Kaiserslautern, war französische Besatzungszone, stellt Geib klar. Es gebe nicht mehr so viele Gebäude, die an die Franzosen-Zeit erinnern würden. "Eins davon ist aber das Casino. Es war mit 26 Zimmern ein Gästehaus. Es gab Räume für Veranstaltungen. Ein Treffpunkt für Franzosen, aber auch Deutsche", sagt Geib. Das Offizierscasino der französischen Truppen aus den 50-er Jahren, Am Altenhof, steht inzwischen unter Denkmalschutz.
Amerikaner bauten Straßen in Kaiserslautern
Die Ost-West-Achse wurde in den 50er Jahren durch Kaiserslautern gezogen. "Im Westen waren die Wohnungen im Osten die Kasernen. Man musste da irgendwie durch, also bauten die Amerikaner hier Straßen", sagt Geib. So wurde Kaiserslautern nach und nach autogerecht: "Das war eine echte Verkehrssensation."

Mit der Ost-West Achse enstanden immer mehr Straßen in Kaiserslautern.
Amerikaner prägten Kaiserslautern und Region
Geib ist überzeugt, dass die Amerikaner Kaiserslautern stark geprägt haben – nicht nur durch Gebäude und Straßen, sondern auch kulturell. "Es ist ja nicht nur die Stadtentwicklung, sondern auch die Sprache, das Essen, das Zusammenleben. Viele deutsch-amerikanische Ehen sind entstanden", erzählt er. Für ihn steht fest: Ohne die Amerikaner wäre die Region eine ganz andere.
Sendung am Mo., 23.6.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz