Die Südpfalzkaserne in Germersheim

Rheinland-Pfalz Beginn der Corona-Pandemie: Vor fünf Jahren kamen Wuhan-Rückkehrer in Germersheim an

Stand: 04.02.2025 07:05 Uhr

Es war einer der ersten Kontakte Deutschlands mit dem Thema Corona: Am 1. Februar 2020 landete ein Flugzeug mit 128 Menschen aus Wuhan in China auf dem Frankfurter Flughafen. Viele der Passagiere kamen in Qurantäne - in eine Kaserne in Germersheim. Wir blicken zurück.

In dem Flugzeug saßen Deutsche und enge Angehörige, die von der Bundeswehr aus China evakuiert wurden, zehn Passagiere mit Corona-Symptomen wurden isoliert und in die Uniklinik Frankfurt gebracht. Die anderen kamen in der Südpfalzkaserne in Qurantäne. Fritz Brechtel (CDU) war 23 Jahre lang Landrat des Kreises Germersheim, doch was er im Februar 2020 erlebte, gehörte zu den größten Herausforderungen im Amt: "Wir hatten zwei Tage Vorbereitungszeit. Abends ein Telefonat, zwei Tage später standen 126 Wuhan-Rückkehrer vor der Kaserne und plötzlich hieß es: Der Landkreis ist zuständig!"

Ehemaliger Landrat, Fritz Brechtel, CDU

Der frühere Landrat des Kreises Germersheim, Fritz Brechtel (CDU) vor der Südpfalz-Kaserne

Kreis durfte nicht öffentlich von Quarantäne sprechen

Es sei alles neu gewesen damals, es gab keine Erfahrungswerte, die man zur Bewältigung der Situation hätte heranziehen können: "Das Virus war unbekannt. Wir wussten nur: Er ist gefährlich, es gibt Todesfälle", erinnert sich Brechtel. "Wir mussten auf Nummer sicher gehen und am Anfang durften wir noch nicht einmal den Begriff Quarantäne-Station benutzen." Denn das hätte der Bevölkerung Angst gemacht.

Beim negativen Test knallten die Sektkorken

Aber Fritz Brechtel ging schnell dazu über, Klartext zu reden, sagt er heute. Täglich sei die Bevölkerung durch Pressekonferenzen informiert worden. Auch als zwei der Rückkehrer tatsächlich mit Corona infiziert waren. Angesteckt hatte sich sonst keiner: "Da haben wir natürlich den Sekt aufgemacht, und wir waren froh und haben gedacht: Jetzt haben wir es überstanden. Aber heute wissen wir: Da hat es erst richtig angefangen!" 

Der damalige Landrat Fritz Brechtel (CDU) bei einer seiner täglichen Presserunden, Germsheim 2020

Der damalige Landrat Fritz Brechtel (CDU) bei einer seiner täglichen Presserunden während der Quarantäne in Germersheim 2020.

Ex-Landrat räumt Fehler ein

Für ihn sind diese letzten Wochen vor Ausbruch der Pandemie nach wie vor "ein äußerst erfolgreiches Beispiel einer militärisch-zivilen Zusammenarbeit." Natürlich seien aus heutiger Sicht auch Fehler gemacht worden, zum Beispiel im Umgang mit Nicht-Geimpften. Wahr ist laut Brechtel aber auch: "Wir sind heute deutlich besser vorbereitet als vor zwei, drei Jahren."

Corona Wuhan-Rückkehrer Germersheim

Freiwillig in die Isolation

Kai Falke vom Deutschen Roten Kreuz ist damals freiwillig mit in Quarantäne in der Kaserne gegangen, um die Rückkehrer zu betreuen. Klar, habe er auch Bedenken gehabt, sagt er im Gespräch mit dem SWR. Aber nicht so sehr der eigenen Gesundheit wegen, als vielmehr wegen der Verfassung der Rückkehrer: "Man wusste ja nicht, sind die verängstigt? Wie reagieren die darauf? Die waren ja auch dann zwei Wochen eingesperrt."

DRK Ortsverein Grünstadt

Kai Falke: Er ist damals freiwillig in Quarantäne gegangen.

So war es im Inneren der Südpfalz-Kaserne

Was seine eigene Sicherheit betrifft, war er nach eigenen Angaben relativ entspannt: Es sei ja ein kalkulierbares Risiko gewesen, weil es sehr viele Schutzmaßnahmen für ihn und die anderen Helfer gegeben habe: "Wir hatten getrennte Bereiche für uns. Unsere Aufenthaltsbereiche waren sauber, dort konnten wir uns ohne Maske aufhalten. Ansonsten haben wir ja sehr viel desinfiziert und mit Masken gearbeitet. Deswegen würde ich sagen, hatte ich keine Angst."

Die Südpfalzkaserne in Germersheim

Die Südpfalz-Kaserne in Germersheim: Hier wurden die Rückkehrer untergebracht.

Wie Landrat Fritz Brechtel ist auch Falke überzeugt, dass die Verantwortlichen heute besser auf eine ähnliche Lage vorbereitet wären. Sicher ist: Die zwei Wochen in Quarantäne Anfang Februar 2020 haben sich in die Erinnerung des heute 33-Jährigen eingebrannt: "Was wir damals gemeinschaftlich geschafft haben, war einfach eine sehr, sehr gute Teamleistung!" Dafür sei er noch heute dankbar.

Sendung am Di., 4.2.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

Mehr Nachrichten aus der Südpfalz