Rheinland-Pfalz Brustkrebs mit 22: "Was ist, wenn ich sterbe?"

Stand: 05.02.2025 00:05 Uhr

Der 4. Februar ist Weltkrebstag. Nina Jäger aus Kaiserslautern hat mit 22 Jahren die Diagnose Brustkrebs erhalten. Wie hat die Erkrankung ihr Leben verändert?

Nina Jäger kann sich noch genau an den Tag erinnern, an dem sie gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Die damals 22-Jährige stand unter der Dusche und hat an ihrer Brust einen Knoten ertastet.

"Es hat sich angefühlt wie ein Kirschkern. Ich bin direkt zu meiner Mutter gegangen und wollte, dass sie auch mal tastet", erzählt sie.

Zu der Zeit arbeitete sie als Erzieherin und spielte Handball. Erst habe sie sich noch keine großen Sorgen gemacht. Ihre Mutter habe sie jedoch ermutigt, zur Gynäkologin zu gehen, da in ihrer Familie schon jemand an Brustkrebs gestorben war.

Längerer Weg zur Diagnose

Nina Jäger erzählt, dass die Ärztin nach der Untersuchung gesagt habe, dass man in dem Alter keinen Brustkrebs bekomme und dass es etwas Gutartiges sei. Ihre Mutter habe sich damit nicht zufrieden gegeben und sie gedrängt, auf eine Biopsie zu bestehen.

Die heute 28-Jährige ist ihrer Mutter dankbar für die Beharrlichkeit, denn ein paar Tage nach der Biopsie habe sie die Diagnose Brustkrebs erhalten.

"Als ich das erfahren habe, hat es sich angefühlt, als würde die Welt stehen bleiben. Man weiß einfach nicht, was auf einen zukommt. Man hört oft, Krebs bedeutet Tod", erzählt die junge Frau.

Informationen über den Weltkrebstag
Die Deutsche Krebshilfe teilt mit, dass der Weltkrebstag seit 2006 jedes Jahr weltweit am 4. Februar begangen wird. Das übergeordnete Ziel sei, die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Deutsche Krebshilfe nehme den diesjährigen Weltkrebstag zum Anlass, um auf eine bessere Versorgung von Krebs-Langzeitüberlenden aufmerksam zu machen. Das Leben der Betroffenen sei auch viele Jahre später geprägt von verschiedenen Folgen der Erkrankung. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe ist dieses Feld bislang aber nur wenig erforscht.

Steigende Brustkrebszahlen bei jüngeren Frauen

Alexander Ast ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Westpfalz-Klinikum. Dort leitet er das zertifizierte DKG Brustzentrum. "In den vergangenen 15 bis 20 Jahren stellen wir einen Anstieg bei den Erstdiagnosen der Brustkrebserkrankungen bei jungen Frauen unter 40 bis 50 Jahren fest", sagt der Arzt.

Er denkt, dass der Anstieg auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückzuführen ist. Einerseits hänge er damit zusammen, dass junge Frauen häufiger zum Frauenarzt und zur Vorsorge gehen. Auch der Lebensstil, die hormonelle Situation und die genetische Disposition könnten eine Rolle spielen.

"Mittlerweile wird Plastik überall nachgewiesen, auch in unserer Nahrung. Ob das eine Rolle spielt, kann man noch nicht abschätzen", erklärt Ast.

Wie häufig kommt Brustkrebs in Deutschland vor?
Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut sind im Jahr 2022 74.512 Frauen und 694 Männer in Deutschland neu an Brustkrebs erkrankt. Alexander Ast, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Westpfalz-Klinikum, teilt auf Anfrage des SWR mit, dass mittlerweile jede achte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt. Brustkrebs sei die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland.

"Wie sagt man das seinen Eltern?"

Ein großes Problem für Nina Jäger: "Wie sagt man das seinen Eltern? Ich habe mir das schlimmste ausgemalt und mich gefragt, wie es sich wohl anfühlen muss, sein eigenes Kind ans Grab zu tragen?"

Doch ihre Sorge sei unbegründet gewesen: "Meine Eltern haben gesagt, dass wir das gemeinsam schaffen und den Weg zusammen gehen."

Kampf gegen den Krebs

In den nächsten Monaten kämpfte sie gegen den Krebs: Sie erhielt Chemotherapien, wurde bestrahlt und operiert. Ihre Haare fielen durch die Therapien aus.

Nina Jäger erinnert sich: "An einem Abend während der Chemotherapie ging es mir gar nicht gut. Da dachte ich mir: Was ist, wenn ich sterbe, war mein Leben lebenswert?"

Wie viele Menschen sind im Jahr 2022 neu an Krebs erkrankt?
Nach Schätzungen des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut sind in Deutschland im Jahr 2022 insgesamt rund 493.200 Krebserkrankungen erstmalig diagnostiziert worden. Bei Männern seien circa 267.772 Erkrankungen aufgetreten. Bei Frauen seien rund 236.394 Fälle registriert worden.

Angst vor Nachsorgeterminen

Knapp acht Monate nach der Diagnose erhielt Nina Jäger die erlösende Nachricht, dass sie krebsfrei ist. Trotzdem sei nicht alles wie vorher: "Bis 2030 muss ich ein Medikament nehmen, was mich in die künstlichen Wechseljahre versetzt. Dadurch habe ich Hitzewallungen und Knochenschmerzen."

Auch jeder Nachsorgetermin sei kritisch:

 Was ist, wenn die Ärztin sagt, ich habe was gefunden? Nina Jäger

Lehren aus der Erkrankung

Am 6. März 2025 wird Nina Jäger voraussichtlich fünf Jahre krebsfrei sein. Sie hat ihren Weg gefunden, mit den Folgen der Erkrankung zu leben.

Der Brustkrebs habe sie viel gelehrt: "Ich fahre oft in Urlaub und erlebe viel. Ich habe gelernt, dass ich auf mich achten muss und dass ich auch mal nein sagen darf. Vor der Krankheit habe ich das kaum gemacht."

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