Rheinland-Pfalz Brustkrebs mit 22: "Was ist, wenn ich sterbe?"
Der 4. Februar ist Weltkrebstag. Nina Jäger aus Kaiserslautern hat mit 22 Jahren die Diagnose Brustkrebs erhalten. Wie hat die Erkrankung ihr Leben verändert?
Nina Jäger kann sich noch genau an den Tag erinnern, an dem sie gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Die damals 22-Jährige stand unter der Dusche und hat an ihrer Brust einen Knoten ertastet.
"Es hat sich angefühlt wie ein Kirschkern. Ich bin direkt zu meiner Mutter gegangen und wollte, dass sie auch mal tastet", erzählt sie.
Zu der Zeit arbeitete sie als Erzieherin und spielte Handball. Erst habe sie sich noch keine großen Sorgen gemacht. Ihre Mutter habe sie jedoch ermutigt, zur Gynäkologin zu gehen, da in ihrer Familie schon jemand an Brustkrebs gestorben war.
Längerer Weg zur Diagnose
Nina Jäger erzählt, dass die Ärztin nach der Untersuchung gesagt habe, dass man in dem Alter keinen Brustkrebs bekomme und dass es etwas Gutartiges sei. Ihre Mutter habe sich damit nicht zufrieden gegeben und sie gedrängt, auf eine Biopsie zu bestehen.
Die heute 28-Jährige ist ihrer Mutter dankbar für die Beharrlichkeit, denn ein paar Tage nach der Biopsie habe sie die Diagnose Brustkrebs erhalten.
"Als ich das erfahren habe, hat es sich angefühlt, als würde die Welt stehen bleiben. Man weiß einfach nicht, was auf einen zukommt. Man hört oft, Krebs bedeutet Tod", erzählt die junge Frau.
Steigende Brustkrebszahlen bei jüngeren Frauen
Alexander Ast ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Westpfalz-Klinikum. Dort leitet er das zertifizierte DKG Brustzentrum. "In den vergangenen 15 bis 20 Jahren stellen wir einen Anstieg bei den Erstdiagnosen der Brustkrebserkrankungen bei jungen Frauen unter 40 bis 50 Jahren fest", sagt der Arzt.
Er denkt, dass der Anstieg auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückzuführen ist. Einerseits hänge er damit zusammen, dass junge Frauen häufiger zum Frauenarzt und zur Vorsorge gehen. Auch der Lebensstil, die hormonelle Situation und die genetische Disposition könnten eine Rolle spielen.
"Mittlerweile wird Plastik überall nachgewiesen, auch in unserer Nahrung. Ob das eine Rolle spielt, kann man noch nicht abschätzen", erklärt Ast.
"Wie sagt man das seinen Eltern?"
Ein großes Problem für Nina Jäger: "Wie sagt man das seinen Eltern? Ich habe mir das schlimmste ausgemalt und mich gefragt, wie es sich wohl anfühlen muss, sein eigenes Kind ans Grab zu tragen?"
Doch ihre Sorge sei unbegründet gewesen: "Meine Eltern haben gesagt, dass wir das gemeinsam schaffen und den Weg zusammen gehen."
Kampf gegen den Krebs
In den nächsten Monaten kämpfte sie gegen den Krebs: Sie erhielt Chemotherapien, wurde bestrahlt und operiert. Ihre Haare fielen durch die Therapien aus.
Nina Jäger erinnert sich: "An einem Abend während der Chemotherapie ging es mir gar nicht gut. Da dachte ich mir: Was ist, wenn ich sterbe, war mein Leben lebenswert?"
Angst vor Nachsorgeterminen
Knapp acht Monate nach der Diagnose erhielt Nina Jäger die erlösende Nachricht, dass sie krebsfrei ist. Trotzdem sei nicht alles wie vorher: "Bis 2030 muss ich ein Medikament nehmen, was mich in die künstlichen Wechseljahre versetzt. Dadurch habe ich Hitzewallungen und Knochenschmerzen."
Auch jeder Nachsorgetermin sei kritisch:
Was ist, wenn die Ärztin sagt, ich habe was gefunden? Nina Jäger
Lehren aus der Erkrankung
Am 6. März 2025 wird Nina Jäger voraussichtlich fünf Jahre krebsfrei sein. Sie hat ihren Weg gefunden, mit den Folgen der Erkrankung zu leben.
Der Brustkrebs habe sie viel gelehrt: "Ich fahre oft in Urlaub und erlebe viel. Ich habe gelernt, dass ich auf mich achten muss und dass ich auch mal nein sagen darf. Vor der Krankheit habe ich das kaum gemacht."