
Rheinland-Pfalz Daimler und Stadt Wörth auf der Suche nach Geothermie
Ab Montag suchen im Kreis Germersheim schwere Fahrzeuge - sogenannte Rüttler - im tiefen Untergrund nach heißen Quellen für ein Geothermiekraftwerk. Ziel: Ein neues Geothermiekraftwerk.
Die Rüttler, auch Vibrotrucks genannt, sind im Auftrag der Firma WärmeWerk ab dem 10. Februar bis Anfang März im Kreis Germersheim unterwegs - in Wörth, Kandel, Hagenbach und Jockgrim.
Was ist das Ziel der Untersuchungen?
Ziel der Untersuchungen, der sogenannten seismischen Messungen, ist laut Unternehmen, einen Standort für eine Geothermie-Anlage zu finden. Diese soll das Lkw-Werk von Daimler in Wörth und auch Stadtteile von Wörth mit Wärme versorgen. Erste Bohrungen sollen 2026 stattfinden. Nach aktuellem Planungsstand könnte der Bau eines Geothermiekraftwerks 2028 starten.

Ein Vibrotruck der Firma Geofizyka Torun, die die Messungen im Auftrag der WärmeWerk im Kreis Germersheim durchführt. In Wörth, Hagenbach, Jockgrim und Kandel sollen etwa drei Wochen lang solche Rüttler unterwegs sein.
Was passiert, wenn die Rüttler fahren?
Die Rüttler vermessen - der Name lässt es erahnen - mit Hilfe von Vibrationen und Schwingungen, was sich in tausenden von Metern unter der Erde befindet. Aus den Messergebnissen kann dann eine Art dreidimensionale Landkarte des unterirdischen Gebirges erstellt werden. Udo Mertz, Geschäftsführer des Unternehmens WärmeWerk, ist optimistisch: "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Seismik zügig und erfolgreich abschließen werden."
Die Vibrotrucks sind jeweils in Gruppen von zwei bis drei Fahrzeugen unterwegs. Für die Messungen fahren sie eine Metallplatte aus, die den Boden zum Schwingen bringt. Diese Schwingungen können bei Anwohnern an den Straßen, wo die Fahrzeuge unterwegs sind, durchaus spürbar sein.
In der Tiefe werden die Schwingungen dann von den Gesteinsschichten reflektiert - ähnlich wie bei einem Echo im Gebirge. An der Oberfläche fangen sogenannte Geophone die Schallwellen wieder auf. Mit den so gewonnenen Daten soll der optimale Standort für das Geothermiekraftwerk und die dazugehörigen Bohrungen ermittelt werden.
Was passiert bei Schäden an Gebäuden?
Die Messungen finden montags bis samstags statt. Bewohner in den betroffenen Städten und Gemeinden haben den Angaben nach bereits eingewilligt, dass die Mitarbeiter ihre Grundstücke betreten dürfen, um die Geophone aufzustellen. Doch was passiert, wenn Anwohner nach dem Einsatz der Vibrotrucks Risse oder andere Schäden an ihren Häusern entdecken?
Nach Angaben der Firma WärmeWerk halte man sich an die "strengen Vorschriften für seismische Messungen in Städten". Falls es tatsächlich zu Schäden komme, gelte die sogenannte Beweislastumkehrung: Nicht die betroffenen Anwohner müssen beweisen, dass der Schaden durch das Rütteln verursacht wurde, sondern die Firma, dass der Schaden nicht durchs Rütteln entstanden ist.
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Ein Warnschild an einem der Vibrotrucks macht auf Gefahren des Rüttelns aufmerksam.
Wer ist die Firma WärmeWerk?
Die WärmeWerk Wörth GmbH ist ein Joint Venture von Daimler Truck, dem baden-württembergischen Energiekonzern EnBW und der Stadt Wörth. Das Geothermieprojekt soll wissenschaftlich begleitet werden.
Hotline für alle Bürgerinnen und Bürger
Für Bürgerinnen und Bürger ist während der seismischen Messungen eine Hotline unter 0721 / 72586200 geschaltet.
Sendung am Mo., 10.2.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz