Der Politiker Bernhard Vogel

Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Ehemaliger Ministerpräsident von RLP Bernhard Vogel ist tot

Stand: 03.03.2025 08:33 Uhr

Er ist bislang der einzige Politiker, der Ministerpräsident zweier Länder war - davon zwölf Jahre lang in Rheinland-Pfalz. Jetzt ist Bernhard Vogel im Alter von 92 Jahren gestorben.

Das Leben von Bernhard Vogel war ein Leben für die Politik. Er war zunächst Bundestagsabgeordneter, wurde dann Kultusminister in Rheinland-Pfalz und später Ministerpräsident des Landes. Nach der Wende übte der CDU-Politiker das gleiche Amt in Thüringen aus. Bis ins hohe Alter blieb Vogel politisch interessiert und bezog Position.

Er kam in seinem Leben viel herum, fand sein Zuhause aber schon früh in Speyer. Über 50 Jahre lebte der gläubige Katholik in der Pfalz - bis zu seinem Tod. Politik war bei den Vogels Familiengeschäft. Sein Bruder Hans-Jochen war SPD-Politiker. Er verstarb 2020 im Alter von 94 Jahren.

Früherer RLP-Ministerpräsident Bernhard Vogel gestorben

Kohl holt Vogel ins Kabinett

Mit 34 Jahren wurde der Bundestagsabgeordnete Vogel Kultusminister in Rheinland-Pfalz - durchgedrückt vom damaligen Fraktionsvorsitzenden der Landes-CDU, Helmut Kohl, und gegen den Willen des Parteichefs Peter Altmeier. Zusammen mit Heiner Geißler rückten erstmals zwei derart junge Minister ins angestammte Mainzer Kabinett. Von seinen Ministerkollegen sagte Vogel später in einem Interview: "Die waren alle doppelt so alt, rauchten Zigarre und tranken morgens um 9 schon Spätlese."

Der junge Bernhard Vogel krempelte das Bildungssystem im Land komplett um. So machte er aus katholischen und evangelischen Bekenntnisschulen neue christliche Gemeinschaftsschulen, gründete Haupt- und Realschulen und sorgte dafür, dass Rheinland-Pfalz mit der Doppel-Universität Trier-Kaiserslautern eine zweite Hochschule bekommt.

1974 ging es um die Nachfolge von Helmut Kohl als Landesvorsitzenden. Der wollte eigentlich Geißler ins Amt hieven - es kam zur Feuertaufe von Bernhard Vogel, der nun indirekt gegen seinen einstigen Förderer Kohl antrat. Erstmals musste Vogel um ein Amt kämpfen, doch er gewann. Zwei Jahre später wurde er Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Zwei Mal holt Vogel bei rheinland-pfälzischen Landtagswahlen die absolute Mehrheit.

Berhard Vogel neben Helmut Kohl auf dem 19. Landesparteitag der CDU

Berhard Vogel neben Helmut Kohl auf dem 19. Landesparteitag der CDU

Zwei Tragödien in Vogels Amtszeit

Überschattet wurden seine insgesamt zwölf Jahre an der Spitze des Landes von zwei großen Tragödien. Das wohl emotionalste Ereignis im Leben von Bernhard Vogel war die Entführung seines Freundes, des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, im September 1977. Die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt wollte der Forderung der Entführer auf keinen Fall entsprechen. Für Bernhard Vogel ist diese Situation deshalb besonders zwiespältig, da sein Bruder Hans-Jochen - inzwischen Bundesjustizminister - diese Linie mit vertrat. "Es war eine der schwierigsten Situationen, die ich erlebt habe", sagte Vogel 40 Jahre später.

Die zweite Tragödie ist zugleich wohl eine der größten des Landes Rheinland-Pfalz: die Ramstein-Katastrophe 1988. Bei einer Flugshow, für deren Durchführung er sich trotz zahlreicher Proteste persönlich eingesetzt hatte, starben 70 Menschen, mehr als tausend wurden verletzt. Vogel hielt beim anschließenden Trauergottesdienst eine viel beachtete Rede. "Nur, wenn es einen Gott gibt, können wir das Schreckliche aushalten. Wenn wir nur auf uns selbst hoffen, endet unsere Hoffnung an unseren Grenzen", hieß es darin.

Abschied aus Rheinland-Pfalz

Kurze Zeit später folgt das politische Aus - zumindest in Rheinland-Pfalz. Seit dem Verlust der absoluten Mehrheit 1987 grummelte es in der CDU. Die Union entzieht ihm schließlich das Vertrauen als Vorsitzender. "Ich war in der Tat fassungslos", sagte er später. Vogel trat auch als Ministerpräsident zurück. Dabei sagte er: "Ich bin am 2. Dezember 1976 zum Ministerpräsidenten gewählt worden, der 2. Dezember 1988 wird mein letzter Arbeitstag sein". Danach folgen seine wohl bekanntesten Worte:

Gott schütze Rheinland-Pfalz Bernhard Vogel 1988

Ministerpräsident von Thüringen

Gerade einmal vier Jahre sollte es dauern, bis Vogel wieder an der Spitze eines Landes steht, diesmal in einem der neuen Bundesländer, in Thüringen. Dorthin hatten ihn die Verbindungen der Konrad-Adenauer-Stiftung gebracht, deren Vorsitzender er 1989 geworden war. Er modernisiert die Wirtschaft in Thüringen, setzt sich für die Neugründung der Universität Erfurt ein, für neue Autobahnen und Bahnstrecken. 2003 tritt er aus Altersgründen als Ministerpräsident zurück. Noch bis heute gilt er als "Brückenbauer".

Beim Festakt zu seinem 90. Geburtstag in Speyer bedankte er sich vor allem bei seinen Wählerinnen und Wählern und rief dazu auf, sich ehrenamtlich oder politisch in der Gesellschaft zu engagieren, um die Demokratie zu stärken."Ich habe lange keinen Gedanken auf diesen Tag verwendet", sagte Vogel damals über den runden Geburtstag. "In meinem Alter ist es nicht so sicher, dass man ihn erlebt."

91-jährig stellt er seine Autobiografie vor

Noch einmal für Aufsehen sorgte er im vergangenen Mai, als der inzwischen 91-Jährige in Speyer seine Autobiografie vorstellte. Bei diesem Anlass äußerte er sich auch zur AfD. Es dürfe nicht darum gehen, sich den inhaltlichen Aussagen der AfD anzunähern, mahnte er. Die demokratischen Parteien der Mitte müssten Wähler, die sie an die AfD verloren hätten, zurückgewinnen.

Bernhard Vogel lebte bis zuletzt als Junggeselle. Auf die Frage, ob er dies aus Überzeugung sei, sagte er einmal vor vielen Jahren: "Nein, aus Überzeugung nicht, wenn Sie darunter verstehen, dass ich mit 20 den Entschluss gefasst habe, nicht zu heiraten." Er sei so früh in wichtigen politischen Ämtern gewesen, dass für Familie einfach keine Zeit geblieben sei.

Wie das Konrad-Adenauer-Haus dem SWR am Montag bestätigte, ist Bernhard Vogel im Alter von 92 Jahren gestorben.

Bernhard Vogel - Stationen eines Lebens
- Geboren am 19. Dezember 1932 in Göttingen
- Besucht die Schule in Gießen und macht nach dem Umzug der Familie nach München dort sein Abitur
- Studiert Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft und promoviert 1960 in Heidelberg
- 1965: Wahl zum Bundestagsabgeordnten
- 1967: Ernennung zum Kultusminister von Rheinland-Pfalz
- 1974: Übernahme vom CDU-Landesvorsitz
- 1976: Wahl zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz
- 1988: Niederlage bei der Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden, Rücktritt auch als Ministerpräsident
- 1992: Wahl zum Ministerpräsidenten von Thüringen
- 2003: Rücktritt aus Altersgründen

Sendung am Mo., 3.3.2025 8:30 Uhr, SWR1 RP Nachrichten