
Rheinland-Pfalz "Extreme Gefahr": Verwunderung über Warn-Text nach Notruf-Ausfall
Dem ein oder anderen Smartphone-Nutzer in Rheinhessen dürfte am Montagabend kurzzeitig das Herz in die Hose gerutscht sein. Mit einem durchdringenden Ton hatten die Handy-Bildschirme gerade vor "extremer Gefahr" gewarnt.
Auch wenn sich die "extreme Gefahr" am Ende "nur" als Ausfall der Notrufnummer 112 im Stadtgebiet von Mainz, im Kreis Mainz-Bingen und im Kreis Alzey-Worms herausstellte, wird seitdem unter anderem über die Überschrift der verbreiteten Warnmeldung diskutiert. Einige Smartphone-Besitzer aus dem betroffenen Gebiet berichten dem SWR, sie hätten die Warnmeldung nie erhalten.
Herausgeber der Warnmeldung am Montagabend um 20:13 Uhr war die Feuerwehrleitstelle Mainz. Sie hatte kurz zuvor den Ausfall der Leitstellen-Telefonanlage samt Notruf-Nummer 112 in einem großen Teil von Rheinhessen festgestellt. Daraufhin ging eine Warnmeldung über das sogenannte "Modulare Warnsystem" (MoWaS) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) raus.
Warnmeldung der Dringlichkeitsstufe 2
Die Feuerwehr Mainz verschickte die Meldung nach Angaben des Innenministeriums vom Dienstagabend mit der Dringlichkeitsstufe 2, die Voraussetzung dafür ist, dass alle Menschen im betroffenen Gebiet mobil erreicht werden können.
- Warnstufe 1 ist die höchste Stufe und eine amtliche Gefahrendurchsage. Es besteht im ausgewählten Warnbereich eine kurzfristig zu erwartende oder bereits eingetretene Gefahr für Leib und Leben der Bevölkerung und/oder für Infrastrukturen und Sachwerte, die zu einer solchen Gefahr führen kann. Der normale Lebensablauf wird (vermutlich) aufgrund der Lage unmöglich [...].
- Warnstufe 2 ist die mittlere Stufe und eine amtliche Gefahrenmitteilung. Es besteht im ausgewählten Warnbereich eine kurzfristig zu erwartende oder bereits eingetretene Gefahr, welche die Unversehrtheit der Bevölkerung (keine Lebensgefahr) bedroht und/oder zu erheblichen Schäden bei Infrastrukturen und Sachwerten führt. Der normale Lebensablauf ist durch dieses Ereignis wesentlich beeinträchtigt [...].
- Warnstufe 3 ist die niedrigste Stufe und eine Gefahreninformation. Es besteht im ausgewählten Warnbereich eine kurzfristig zu erwartende oder bereits eingetretene Gefahr, welche die üblichen Lebensabläufe (signifikant) beeinträchtigt oder zu besonderen Beobachtungen führt. Eine über Beeinträchtigungen hinausgehende konkrete Gefahr besteht (voraussichtlich) nicht [...].

Einige Smartphone-Besitzer berichten dem SWR allerdings, sie hätten die Warnmeldung nie erhalten - trotz Aufenthalts im betroffenen Bereich Rheinhessens.
Vom Innenministerium heißt es dazu in einer schriftlichen Antwort auf eine SWR-Anfrage:
Als Mobilfunknutzer kann man sich über eine Warn-App warnen lassen. [...] Weiterhin besteht die Möglichkeit, über Cell Broadcast Warnmeldungen zu erhalten. Dies setzt voraus, dass das Mobilfunknetz störungsfrei funktioniert, das Endgerät eingeschaltet ist und Cell Broadcast-Meldungen empfangen kann. RLP-Innenministerium
Das Ministerium weist im weiteren Verlauf seiner Antwort darauf hin, dass Mobilfunkgeräte unter Umständen noch für den Empfang von Warnungen konfiguriert werden müssten. Informationen in diesem Zusammenhang könnten bei den Herstellern der Endgeräte, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie bei den Mobilfunkanbietern erfragt werden.
Katastrophen-Warnsystem gibt Integrierten Leitstellen bei Meldung die Überschrift vor
Dass die Warnmeldung der Feuerwehrleitstelle Mainz mit der Überschrift "Extreme Gefahr" auf Smartphones aufploppte, hatte selbst im Innenministerium für leichte Verwunderung gesorgt, wie Ministeriumssprecher Matthias Bockius auf SWR-Anfrage sagt. Er stellt aber auch klar: Auf die Formulierung der Überschrift der Warnmeldung hat der Verfasser keinen Einfluss. Die Überschriften seien je Kategorie vorgegeben. Und es sei auch nicht vorgesehen, die Einstufung der einzelnen Warnstufen zu verändern.
Info der Warnmeldung auf den ersten Blick nicht ersichtlich
Diskutiert wird auch der Fakt, dass die eigentliche Info der Warnmeldung auf den ersten Blick nicht ersichtlich war und erst in Zeile 5 "auftauchte". Dazu heißt es aus dem Ministerium, dass das Land Rheinland-Pfalz als Nutzer des "Modularen Warnsystems" des BBK keinen Einfluss auf die Darstellung einer Meldung auf einem Smartphone habe. Allerdings werde das Thema "im Hinblick auf eine Barrierefreiheit aufgenommen und an das hierfür verantwortliche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe weitergeleitet".
112-Ausfall offenbar auf Defekt bei Feuerwache Mainz-Bretzenheim zurückzuführen
Der Ausfall der Telefonanlage samt Notruf-Nummer 112 bei der Feuerwehrleitstelle Mainz ist nach neuen Angaben vom Mittwoch offenbar auf einen Defekt bei der Feuerwache in Mainz-Bretzenheim zurückzuführen, deren zentrale Kommunikationstechnik am Montag ausgefallen war. Das habe auch dazu geführt, dass die Telefonanlage in der Leitstelle nicht mehr funktioniert hat, so Michael Ehresmann, Pressesprecher der Feuerwehr Mainz.
Sendung am Di., 4.2.2025 6:30 Uhr, SWR4 RP Studio Mainz