Polizist an der Hochschule der Polizei in Enkenbach-Alsenborn schießt

Rheinland-Pfalz Gewaltdelikte gegen Polizisten bleiben auf hohem Niveau

Stand: 31.01.2025 07:42 Uhr

Heute vor drei Jahren erschütterte der Mord an zwei jungen Polizisten bei Kusel ganz Deutschland. Solch brutale Attacken auf Polizeibeamte sind in Rheinland-Pfalz die absolute Ausnahme. Gewaltdelikte gegen Polizisten sind trotzdem keine Seltenheit.

Es war eine Routinekontrolle, die am 31. Januar 2022 einen jungen Polizisten und eine angehende Polizistin das Leben gekostet hat. Um Wilderei zu vertuschen, schoss ein Mann mehrfach auf die beiden. Der Täter wurde inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt. Nur wenige Tage nach der Tat berichtete die Polizei von einer Welle an Hasskommentaren im Internet gegen Polizeibeamtinnen und -beamte. Dass die Tat darüber hinaus auch Auswirkungen auf körperliche Angriffe gegen Polizisten hatte, geht aus Zahlen des Innenministeriums nicht hervor.

Angriffe auf Polizisten in Rheinland-Pfalz bleiben auf hohem Niveau

Allerdings: Die Angriffe auf Polizisten bleiben auf einem hohen Niveau. 2022 registrierte das Innenministerium 1.788 Delikte. 2023 waren es nur 30 Fälle weniger. Für das erste Halbjahr des vergangenen Jahres - soweit reicht die aktuelle Statistik - wurden 849 Gewaltdelikte gegenüber Polizeibeamten in Rheinland-Pfalz erfasst. Die meisten Taten ereigneten sich in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres bisher im Bereich des Polizeipräsidiums Koblenz (272), die wenigsten im Polizeipräsidium Trier (100). Für den Bereich des Polizeipräsidiums Westpfalz in Kaiserslautern liegen dem Innenministerium in diesem Zeitraum 146 Delikte vor.

Viele Blumen und zahlreiche kleine Engelchen und Herzen stehen am Gedenkort für die beiden ermordeten Polizisten bei Kusel.

Viele Blumen und zahlreiche kleine Engelchen und Herzen stehen am Gedenkort für die beiden ermordeten Polizisten bei Kusel.

Gewerkschaft der Polizei spricht von besorgniserregenden Zahlen

Laut Innenministerium handelt es sich bei den meisten Fällen um Widerstände, tätliche Angriffe oder Bedrohungen. In den letzten drei Jahren wurden in Rheinland-Pfalz aber auch fast 80 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung erfasst. "Jede Gewalttat gegen Polizeibeamte ist eine zu viel. Auch, wenn es im Jahr 2023 etwas weniger Angriffe als 2022 gab, die Zahlen sind besorgniserregend und man kann insgesamt von einem Trend nach oben sprechen", sagt Stefanie Loth, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Rheinland-Pfalz.

Tat in Kusel war kein "klassischer Widerstand"

Der Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Friedel Durben, stellt aber auch klar, dass solche Fälle nicht mit der Tat bei Kusel vergleichbar sind: "Hier ging es nicht darum, Widerstand gegen eine polizeiliche Maßnahme zu leisten. Der Täter wollte die Kollegen gezielt töten und hat sie auch mit einer unbeschreiblichen Brutalität getötet." Ein gewisses Risiko bestehe im Polizeiberuf allerdings immer.

Friedel Durben zum Risiko des Polizeiberufs:

Trauer sitzt bei Polizeipräsidium Westpfalz noch immer tief

Das Polizeipräsidium Westpfalz in Kaiserslautern trauert noch immer um seine verstorbenen Kollegen. "Der 31. Januar wird immer Teil des Polizeipräsidiums sein. Diese schreckliche Tat wird uns immer begleiten", erzählt Pressesprecher Bernhard Erfort. Dass seine Kolleginnen und Kollegen seitdem aber Angst vor Kontrollen haben, beobachtet er nicht: "Man ist einfach noch umsichtiger und wachsamer geworden - wachsamer auch im Miteinander."

Bernhard Erfort zum Polizeiberuf

Wie sich die Polizeiausbildung seit den tödlichen Angriffen verändert hat, lesen Sie hier:

Sendung am Fr., 31.1.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz