Demolierte Kühlerhaube eines roten Schrottautos: Ein Autohaus soll Betrug mit stark beschädigten Autos begangen haben.

Rheinland-Pfalz Hat Autohändler in Bad Dürkheim im großen Stil mit Unfall-Autos betrogen?

Stand: 17.04.2025 11:16 Uhr

Die Europäische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Betreiber eines Autohauses in Bad Dürkheim. Er soll zu einem kriminellen internationalen Netzwerk gehören, das stark beschädigte Autos aus den USA aufgehübscht und verkauft haben soll.

Am Dienstag hatten Zollfahnder das Autohaus in Bad Dürkheim durchsucht und dort mehrere Autos beschlagnahmt. Die Zeitung "Die Rheinpfalz" hatte zuerst von den Durchsuchungen berichtet.

Das Autohaus der Betrügerbande

Das Autohaus ist nach der Durchsuchung mittlerweile geschlossen und leer.

Razzia in zehn Ländern

Die Europäische Staatsanwaltschaft bestätigte dem SWR, dass es bei der Durchsuchung in Bad Dürkheim eine Festnahme gab. Die Razzia der Aktion "Nimmersatt" erstreckte sich aber auf zehn Ländern, darunter Litauen, Bulgarien, Estland, Ungarn, Rumänien und Deutschland. Insgesamt zehn Tatverdächtige wurden festgenommen.

Das Autohaus der Betrügerbande

Eine Person wurde in Bad Dürkheim festgenommen.

Bei 18 weiteren laufen ebenfalls Ermittlungen. Es handele sich um ein "riesiges kriminelles Netzwerk, das im Schmuggel schwer beschädigter Fahrzeuge aus den USA in die EU tätig ist und sie nach oberflächlicher Reparatur" an Kunden verkaufe, teilte die Europäische Staatsanwaltschaft in Luxemburg mit.

Unfallautobande

Eines der Schrottautos, das kosmetisch repariert werden sollte.

Bei den Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft geht es unter anderem um die Unterschlagung von Zöllen und Mehrwertsteuern beim Verkauf von Unfall-Autos aus den USA.

Bande verkauft 16.500 geschönte Unfallautos

Der Vorwurf: Die Schrott-Autos wurden über ein Netzwerk von Scheinfirmen mit gefälschten Rechnungen aus den USA und Kanada importiert. Dabei wurden die Autos am Zoll mit weit geringerem Wert angegeben. Sie kamen nach Litauen und wurden dort lediglich kosmetisch repariert und dann bei verschiedenen Autohändlern - alle wohl Teil der Bande - in verschiedene Länder verkauft. Dort wurden sie als unfallfrei oder professionell repariert angegeben, so die Ermittlungsbehörde.

Dabei sollen Einfuhrzölle und Mehrwertsteuer in Höhe von insgesamt rund 31 Millionen Euro hinterzogen worden sein. Allein aus Litauen seien seit 2020 mindestens 16.500 Fahrzeuge im Wert von 144 Millionen Euro verkauft worden.

Unfallautobande

Beschlagnahmte Luxusautos

Autohändler gefährden Sicherheit der Kunden

"Die Fahrzeuge stellen auch eine ernste Gefahr" für die Autokäufer dar, die Autos seien ein Sicherheitsrisiko, so die Staatsanwaltschaft. Bei den Reparaturen wurden zum Beispiel keine Airbags ersetzt oder andere schwerwiegende Mängel blieben unrepariert. An der Spitze der Bande stand ein Mann aus Litauen, aber auch in Russland gab es laut Staatsanwaltschaft führende Mitglieder der Bande.

Unfallautobande

Bargeld und Autos wurden beschlagnahmt.

Staatsanwaltschaft friert Konten ein

Mehrere Bankkonten, die der international agierenden Bande zugeordnet werden, wurden eingefroren. Insgesamt wurden 116 Fahrzeuge im Wert von 2,3 Millionen Euro beschlagnahmt, sowie eine halbe Million Euro in bar und Luxusartikel. Die Ermittler nahmen 18 Tatverdächtige fest, alle aus Litauen. Der Drahtzieher soll aus Russland stammen.

Sendung am Do., 17.4.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

Mehr zu Betrug mit Autos

Weitere ungewöhnliche Betrugsmaschen