Rheinland-Pfalz Hat Rennsport-Firma aus der Eifel gegen EU-Sanktionsvorgaben verstoßen?
Die Eifeler Rennsport-Firma "Haupt Racing" hat möglicherweise gegen Sanktionsvorschriften der EU verstoßen. Das legen SWR-Recherchen nahe.
Für das "Haupt Racing Team", das in Drees ganz in der Nähe des Nürburgrings ansässig ist, war es der Jahresauftakt in die Motorsport-Saison 2025: Mit einem Mercedes AMG GT3 trat es im Januar bei zwei Rennen auf der arabischen Halbinsel an – bei einem 24-Stunden-Rennen in Dubai und einem Sechs-Stunden-Rennen in Abu Dhabi.
Auf seiner Homepage berichtet "Haupt Racing" noch von einem zweiten Fahrzeug: So sei in Dubai im GT3-Klassement ein weiterer Mercedes mit der Nummer "7“am Start gewesen, "unter der Nennung SMP Racing by Haupt Racing Team". Abgebildet ist ein rot lackierter Mercedes, auf dem der Schriftzug "SMP Racing" deutlich zu erkennen ist.
"SMP Racing" wurde von sanktioniertem Oligarchen gegründet
Wer verbirgt sich hinter "SMP Racing"? Der eigenen Darstellung auf der Homepage im Mai 2024 zufolge ist Gründer und Leiter des Rennstalls der russische Milliardär und Oligarch Boris Rotenberg. Auf dem roten Mercedes ist auch ein Logo zu sehen, das offensichtlich die Initialen von Rotenberg und dessen Ehefrau darstellen soll. Laut einem russischen Medienbericht hat sich der Geschäftsmann auch persönlich zu dem Rennen in Abu Dhabi geäußert. Dort gebe es viele Autos, die wie verrückt fahren und ausrasten würden. Für die Profis sei dies ein Wettlauf ums Überleben.
Boris Rotenberg ist kein Unbekannter. Der 58-jährige Gründer der russischen SMP-Bank steht seit dem 08. April 2022 auf der EU-Sanktionsliste. Er und sein Bruder Arkady Rotenberg, der bereits seit 2015 mit EU-Sanktionen belegt ist, seien eng mit dem russischen Präsidenten Putin verbunden. Boris Rotenberg profitiere direkt von russischen Entscheidungsträgern und der Regierung, heißt es in dem EU-Reglement 2022/581.
Experten halten Sanktionsverstoß für denkbar
Der Trierer Strafrechtsprofessor Mohamad El-Ghazi sieht die Unterstützung von "SMP-Racing" durch das Eifeler Rennsport-Team Haupt daher kritisch. Denn EU-Verordnungen verbieten es, unter Sanktionen stehende Personen und deren Firmen zu unterstützen. Das deutsche Außenwirtschaftsgesetz sieht bei Verstößen Freiheitsstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren vor. "Es ist untersagt, dem Sanktionierten in irgendeiner Weise Geld oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen oder zugutekommen zu lassen. Hierbei kommt es nicht darauf an, ob der Rennstall einen Gewinn erzielt," so El-Ghazi. Voraussetzung sei allerdings, dass Rotenberg "SMP Racing" kontrolliere, er also Mehrheitsanteilseigner des Rennstalls ist. Eine SWR-Anfrage dazu ließ "SMP Racing" unbeantwortet.
Der Sanktionsrechtsexperte Prof. Kilian Wegner, Strafrechtsprofessor an der "Europa Universität Viadrina", sieht einen möglichen Grenzfall. Denkbar sei, dass die Teilnahme an den Rennen in Abu Dhabi und Dubai für Rotenberg und "SMP Racing" eine Art Privatvergnügen war. "Verboten ist nur das Zur-Verfügung-stellen von wirtschaftlichen Ressourcen. Gegenstände, die nur zum privaten Gebrauch gedacht sind, fallen nicht unter die Vorschriften, mit denen bestimmte Personen sanktioniert sind," so Wegner.
Neue EU-Sanktionen gegen Russland
Das Rennen selbst hat durchaus einen kommerziellen Charakter. So gibt es etwa namhafte Sponsoren wie den Reifenhersteller Michelin. Für die Rennserie werden VIP-Tickets für 200 Euro verkauft. Laut Eigendarstellung werden die Rennen zudem in zahlreichen Sportkanälen weltweit übertragen. Nach Veranstalter-Angaben sind zwei der vier Piloten des Teams "SMP Racing" Profi-Rennfahrer.
Eifeler Firma spricht von "technischem Support"
Ein Sprecher der 2020 gegründeten Firma "Haupt Racing" sagte auf Anfrage des SWR, bei der Unterstützung habe es sich um "technischen Support" gehandelt, um den "SMP Racing" gebeten habe. „Da wir eine Sportmannschaft sind, haben wir hier die entsprechende Hilfestellung gegeben,“ heißt es schriftlich. Zur Frage eines möglichen Sanktionsverstoßes hat sich die Firma nicht geäußert. Zu Besitzverhältnissen von anderen Teams könne man keine Auskunft geben. Auch die Frage nach der Art der Unterstützung beantwortete "Haupt Racing" nicht. Laut dem Strafrechtsexperten El-Ghazi kann auch die Erbringung von Arbeitsleistung einen Sanktionsverstoß begründen.
Auf seiner Website geht „Haupt Racing“ ausdrücklich auf das von "SMP-Racing" genutzte Fahrzeug ein und erwähnt unter anderem, dass unter den Fahrern zwei ehemalige Formel-1-Piloten seien. Auffällig ist, dass "SMP-Racing" bei dem Rennen in Abu Dhabi als deutsches Team auftrat, obwohl sämtliche Fahrer aus Russland stammten.