Seit dem 13.06.2025 greift Israel den Iran mit schweren Luftangriffen an. Wie ein Iraner aus Trier die Angriffe erlebt und warum er zwischen Angst und Freude lebt.

Rheinland-Pfalz Im Zwiespalt: So erlebt ein Iraner in Trier Israels Angriffe

Stand: 20.06.2025 06:03 Uhr

1998 verließ Ali Anvari den Iran und ging nach Trier. Um zu studieren und in Freiheit zu leben. Nach den Angriffen Israels hofft er, dass das Regime stürzt und seine Familie gesund bleibt.

Von Ludger Peters

Ali Anvari steht in seinem Atelier in Trier. Der Künstler arbeitet an einem neuen Bild. Doch in diesen Tagen fällt es ihm schwer, konzentriert zu bleiben.

Es ist alles sehr bedrückend. Ich habe gar keine Ruhe mehr. Und mir geht es allgemein nicht richtig gut im Moment. Ali Anvari, Trierer Künstler aus dem Iran

Anvari macht sich große Sorgen um seine Familie. Sein Bruder und seine Schwester leben in Teheran. Täglich erleben sie israelische Luftangriffe. "Es ist alles sehr bedrückend. Ich habe gar keine Ruhe mehr. Und mir geht es allgemein nicht richtig gut im Moment."

Seit dem 13.06.2025 greift Israel den Iran mit schweren Lufangriffen an. Wie ein Iraner aus Trier die Angriffe erlebt und warum er zwischen Angst und Freude lebt.

Wenn Ali Anvari an seinen Bildern arbeitet, kann er gut abschalten. Seit den Angriffen auf den Iran fällt ihm das schwer.

So geht es Ali seit der Nacht des 13.06.2025. Spät abends entschließt er sich, kurzfristig nochmal in seinem Atelier vorbeizuschauen. Er möchte mit einem neuen Bild beginnen.

Dass ich in der Nacht der Angriffe malen wollte, ist im Nachhinein ein seltsames Gefühl. Ali Anvari, Trierer Künstler aus dem Iran

Während Ali in Trier in seinem Atelier mit einem neuen Bild beginnen will, bereiten Kampfpiloten in Israel zur gleichen Zeit ihre Jets auf das Bombardement seiner Heimat vor.

Am frühen Morgen erreichen ihn am Handy erste kurze Nachrichten über Angriffe auf den Iran. Richtig einordnen kann er das nicht. Bis sein Bruder aus Teheran sich bei ihm meldet. "Ihm gehe es gut, hat er mir gesagt und es sei ihnen nichts passiert. Es ist im Nachhinein ein seltsames Gefühl, dass ich in der Nacht der Angriffe noch ein Bild malen wollte und wach war", erzählt Ali.

Iranische Familie in Sicherheit

Seit dieser Nacht ist bei Ali Anvari nichts mehr, wie es vorher war. Täglich denkt er an seine Familie und macht sich Sorgen, wenn sie nicht zu erreichen ist. Mittlerweile habe sein Bruder Teheran verlassen. Die Wohnung sei nach einer Explosion nicht bewohnbar. Die Familie ist im Norden des Landes.

Zwei Trierer und der Iran-Krieg

Sorge auch um Freunde in Israel

Als Künstler hat Ali Anvari aber auch viele Freunde aus der Kunstszene in Israel. Aus dem Land, das seine Heimat mit Raketen beschießt. Einige davon traf er noch wenige Tage vor den Angriffen bei einer gemeinsamen Ausstellung. Auch sie leben jetzt mit täglichem Raketenbeschuss. "Die machen sich alle Sorgen und haben auch Angst. Egal ob sie in Israel leben oder im Iran."

Seit dem 13.06.2025 greift Israel den Iran mit schweren Lufangriffen an. Der Iraner Ali Anvari lebt in Trier und macht sich Sorgen um seine Familie in der Heimat.

Seit Tagen ist Ali Anvari im Dauerkontakt mit Freunden aus Israel und seiner Familie im Iran. Alle haben Angst vor den Raketenangriffen beider Seiten.

Iraner zwischen Angst und Freude

Das Leben seiner Familie und das vieler anderer Iraner bewege sich zwischen Angst und Freude, erzählt Anvari. Seine Hoffnung ist, dass das Mullah-Regime im Iran gestürzt wird. Gleichzeitig sorgen ihn die Bilder von Zerstörung und Toten in seiner Heimat.

Natürlich hat jeder Angst vor Krieg. Ich will auch keinen Krieg. Aber es ist der Preis für Freiheit. Ali Anvari, Trierer Künstler aus dem Iran

Die große Mehrheit der Menschen im Iran geht davon aus, dass Israels Angriffe der einzige Weg sein könnte, sich vom Regime um Ayatollah Chamenei zu befreien, glaubt Anvari. "Diese Leute haben in den letzten 46 Jahren gnadenlos jeden umgebracht, der sich ihnen in den Weg gestellt hat und alle Aufstände niedergeschlagen. Jeder hat Angst vor Krieg. Aber das ist jetzt der Preis für unsere Freiheit", glaubt Anvari.

Sendung am Di., 17.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP

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