
Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Krötenwanderung: Warum Frösche und Kröten jetzt in Gefahr sind
Wenn die Temperaturen steigen, bekommen Erdkröte, Grasfrosch und Springfrosch Frühlingsgefühle und gehen auf Wanderung. Wie geht es den Amphibien im Südwesten?
Den Winter verbringen Kröten und Frösche, je nach Art, in Erdlöchern, Felsspalten oder in frostfreien Gewässern. Dort verharren sie in ihrer Winterstarre und warten auf den Frühling. Sobald die Luft wärmer wird und die Temperaturen auch nachts nicht mehr unter fünf Grad Celsius sinken, kommt Bewegung in die kleinen Lurche. Denn frühlingshafte Temperaturen sind für sie das Signal: Die Paarungszeit geht los! Wenn es dazu noch regnet, beginnen sie mit ihren Wanderungen.
Wohin wandern Kröten und Frösche im Frühling?
Die Tiere kommen aus ihren Winterverstecken und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Sie suchen also nach Bächen, Seen oder Tümpeln. Oft, aber nicht immer, kehren sie dabei an die Gewässer zurück, in welchen sie selbst geboren wurden. Manchen Arten genügt auch die kleinste Pfütze als Laichplatz: Der Gelbbauchunke reicht beispielsweise schon die Fahrspur eines Forstfahrzeugs, die sich bei Regen mit Wasser füllt.
An den Gewässern treffen dann geschlechtsreife männliche und weibliche Tiere aufeinander. Die Männchen klettern auf die größeren Weibchen und klammern sich fest. Im seichten Wasser legen die Weibchen dann, je nach Art, hunderte bis tausende Eier ab, die von den Männchen besamt werden.
Welche Amphibien wandern gerade?
Besonders früh wandern Grasfrösche, Erdkröten und Springfrösche. Wenn die Temperaturen nachts bei über fünf Grad Celsius liegen, sind sie schon im Januar und Februar unterwegs. Auch unsere heimischen Molcharten suchen zu dieser Zeit schon nach ihren Laichgewässern. Von dort aus machen sich die Amphibien anschließend direkt auf den Weg in ihre Sommerquartiere.
Andere Arten lassen sich mehr Zeit: Grünfrosch, Laubfrosch, Wechselkröte und Kreuzkröte wandern erst im April und Mai zu ihren Laichgewässern.
Wie wirkt sich der Klimawandel auf Frösche, Kröten und Molche aus?
In Deutschland gibt es 21 heimische Amphibienarten. Davon sind 19 auch in Baden-Württemberg verbreitet, 18 in Rheinland-Pfalz. 11 der Arten, und damit mehr als die Hälfte, stehen aktuell auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ein Grund dafür, dass so viele Arten in ihrem Bestand gefährdet sind, sind die zunehmenden Klimaveränderungen.
Die führen auch zu mehr milden Winternächten, wodurch die Tiere häufig früher mit ihrer Wanderung beginnen als in der Vergangenheit. Das weitaus größere Problem ist dem Amphibien-Fachbeauftragten des NABU Hans-Joachim Bek zufolge aber die Trockenheit. Wenn es bereits im Frühling wenig regnet, können Bachläufe oder Teiche schon austrocknen, während sich die Eier, Larven oder Kaulquappen noch entwickeln. Diese vertrocknen dann.

Ein Grasfrosch-Paar bei ihrer Wanderung. Der Grasfrosch ist nur etwa neun Zentimeter groß, trotz seines Namens nicht grün und wurde von Experten zum "Lurch des Jahres 2018" ernannt.
Wenn es im Sommer längere Dürrephasen gibt, können auch ausgewachsene Tiere austrocknen. Hans-Joachim Bek erklärt, dass Amphibien stärker als andere Tierarten durch ihr Umgebungsklima beeinflusst werden, weil sie wechselwarm sind und eine wasserdurchlässige Haut haben. Wenn Feuchtgebiete trocken fallen, gibt es außerdem weniger Insekten. Die Tiere finden also auch weniger Futter.
Warum sind Waschbären, Goldfische und Menschen eine Gefahr?
Laut Hans-Joachim Bek bedrohen auch eingewanderte Arten unsere heimischen Kröten, Frösche und Molche. Ein noch relativ neuer Fressfeind ist der Waschbär, der im Südwesten mittlerweile stark verbreitet ist. Die Populationen sind in den letzten Jahren vielerorts so stark gestiegen, dass sie zur Gefahr für heimische Arten werden.
So auch für Kröten und Frösche: Die intelligenten Tiere wissen genau, wann sie an Ufer oder Amphibienzäunen sitzen und nur noch abwarten müssen, um sich mit Amphibien vollfressen zu können. Die giftige Haut von Kröten und Unken, die Fressfeinde eigentlich abwehren soll, ist für Waschbären übrigens kein Hindernis: Sie häuten die Kröten einfach, denn das Fleisch darunter ist ungiftig.
Hans-Joachim Bek warnt außerdem davor, Haustiere wie Goldfische in Gewässern auszusetzen. Er habe bereits beobachten können, dass ausgesetzte Goldfische den Froschlaich in einem Teich auffressen.
Auch andere Eingriffe von Menschen in die Lebensräume der Amphibien stören ihre komplexe Lebensweise, etwa die zunehmende Sportfischerei oder der Straßenbau durch ihre Wandergebiete.
Was kann man tun, um Kröten und Frösche zu schützen?
Man kann sich der großen Zahl von Freiwilligen anschließen, die jedes Jahr Schutzzäune entlang der Straßen aufstellen, die durch die Wandergebiete der Amphibien führen. Sie sorgen dafür, dass die Tiere nicht von Autos überfahren werden.

Jedes Jahr wandern die geschützten Amphibien vom Winterquartier ins Laichgewässer. Dabei werden sie oft überfahren.
Das Prinzip der Amphibienzäune: Kröten, Frösche und Molche tapsen am Zaun entlang und fallen dann in eingegrabene Eimer. So können sie dann sicher über die Straße getragen werden. Wer selbst sichergehen will, kein Tier zu überfahren, verzichtet in milden, regnerischen Nächten am besten so gut es geht auf Autofahrten durch Amphibiengebiete. Diese Gebiete sind oft durch Hinweisschilder gekennzeichnet.
Mancherorts werden auch dauerhafte Schutzanlagen, zum Beispiel Amphibien-Tunnel oder Umleitungen, gebaut. Auch dafür kann man sich auf kommunaler Ebene einsetzen.
Sendung am Fr., 21.2.2025 12:00 Uhr, Aktuell um 12, SWR1 Rheinland-Pfalz