
Rheinland-Pfalz Landkreis Cochem-Zell will "Weg der Erinnerung" endlich umsetzen
Lange schien das Projekt "Weg der Erinnerung" eingeschlafen. Jetzt hat der Landkreis die Planung wieder aufgenommen. Damit soll der Opfer des KZ-Außenlagers Cochem-Bruttig-Treis gedacht werden.
Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wird auch im Moselort Treis der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Auf dem Friedhof treffen sich Menschen aus der Region an einem Gedenkstein. Er ist den Opfern des KZ-Außenlagers Cochem-Bruttig-Treis (historische Schreibweise "Kochem-Bruttig-Treis") gewidmet.
1944 mussten dort ungefähr 1.500 Zwangsarbeiter unter schlimmsten Bedingungen einen stillgelegten Eisenbahntunnel für die Rüstungsproduktion der Nazis ausbauen. Knapp hundert von ihnen sind nach Angaben der Kreisverwaltung Cochem-Zell in dem Lager umgekommen oder wurden ermordet.
Kaum noch sichtbare Spuren des Lagers erhalten
Heute ist kaum noch etwas von dem KZ-Außenlager Cochem zu sehen. Die Spuren des Lagers sind fast verschwunden. Es gibt nur noch wenige Überbleibsel, die davon zeugen: die alte Hauptbaracke, die heute als Lager genutzt wird, kleinere Baracken, die vor vielen Jahren zu Wohnraum umgewandelt wurden und die beiden Tunneleingänge, die mittlerweile verschlossen sind.
"Ohne Vorwissen kann man hier nicht erkennen, was passiert ist", sagt Franziska Bartels von der Abteilung Weiterbildung und Kultur beim Landkreis Cochem-Zell. Mit der Sichtbarkeit droht auch die Erinnerung an das Lager in der Bevölkerung zu schwinden. Franziska Bartels sagt, viele Leute wüssten heutzutage nicht mehr, was in ihrer Region vor mehr als achtzig Jahren passiert ist.
Man denkt immer: Ja, in Auschwitz oder bei Weimar das KZ. Aber das ist halt auch direkt hier bei uns. Felix Zundel, Schüler im Geschichtsleistungskurs des Martin-von-Cochem-Gymnasiums

Helga Jacobs und Franziska Bartels vom Landkreis Cochem-Zell vor der ehemaligen Zentralbaracke des KZ-Außenlagers Kochem.
Schüler aus Cochem setzen sich gegen das Vergessen ein
Das bestätigen auch Schüler des Martin-von-Cochem-Gymnasiums, die sich an der Gedenkfeier auf dem Treiser Friedhof beteiligen. Lange hätten sie nichts von den Geschehnissen gewusst, sagt der Oberstufenschüler Felix Zundel: "Extrem schlimme Sachen sind hier bei uns direkt in der Gegend passiert. Man denkt immer: Ja, in Auschwitz oder bei Weimar das KZ – aber das ist halt auch direkt hier bei uns."
Nachdem er davon erfahren habe, sei er mit einer Karte zu den ehemaligen Baracken gegangen, die heute ein Wohngebiet umgibt. Auf einmal habe er die wohlbekannten Orte mit anderen Augen gesehen. Seiner Mitschülerin Jenny Bartel ging es ähnlich. Sie findet, die Verbrechen der Nationalsozialisten dürfen nicht in Vergessenheit geraten: "Ich finde es sehr wichtig, dass man die Leute darüber informiert, wie schlimm das für die Menschen, die davon betroffen waren, war, damit so etwas nie wieder passiert."
Landkreis will ehemaliges KZ-Außenlager wieder sichtbar machen
Franziska Bartels sagt, dem Landkreis sei es ein Anliegen, das ehemalige Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof (Elsass) wieder sichtbar zu machen. Dafür soll ein etwa acht Kilometer langer "Weg der Erinnerung" entstehen, der die Orte, an denen die Gefangenen leben und arbeiten mussten, kenntlich macht.
"Wir wollen zeigen, wie weit verbreitet hier innerhalb der örtlichen Struktur dieses Lager gewesen ist, um zu zeigen: Das war wirklich hier vor Ort. Da kann niemand sagen, er hätte es nicht mitbekommen", sagt Franziska Bartels.
Projekt verzögerte sich auch wegen der Corona-Pandemie
Die Idee zu dem "Weg der Erinnerung" war bereits 2019 in einem eigens angefertigten Konzept der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz enthalten. Trotzdem verzögerte sich das Projekt. Gründe dafür waren unter anderem die Corona-Pandemie und Personalwechsel in den beteiligten Behörden, sagt Helga Jacobs vom Landkreis Cochem-Zell.
Ende des vergangenen Jahres habe die Arbeitsgemeinschaft des Kreises die Arbeit an dem Projekt aber wieder aufgenommen. Dabei seien auch neue Ideen zur Umsetzung besprochen worden: "Wir hatten zunächst vorgesehen, dass wir Tafeln aufstellen mit einem festen Text. Und jetzt sind wir am Überlegen, stattdessen einen QR-Code anzubringen."
Jacobs sagt, das habe den Vorteil, dass die Texte einfacher aktualisiert werden könnten, wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse gebe. Denn die Forschung zum KZ Außenlager Cochem dauert noch an. Franziska Bartels erklärt, dass es vielfältige Quellen in verschiedenen Archiven gibt, die noch nicht vollständig ausgewertet werden konnten. Trotzdem solle der Weg der Erinnerung im Laufe der nächsten zwei Jahren kommen.
Sendung am Sa., 25.1.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz