Die Belegschaft demonstriert vor dem Leoso Hotel beim Ludwigshafener Hauptbahnhof: Sie wurde seit Monaten nicht bezahlt.

Rheinland-Pfalz Lösung für Beschäftige im "Geisterhotel" in Ludwigshafen in Sicht

Stand: 31.01.2025 20:53 Uhr

Nach rund drei Monaten ohne Lohn gibt es Hoffnung für die mehr als 20 Beschäftigten des "Geisterhotels" Leoso in Ludwigshafen. Laut Gewerkschaft gibt es Hilfe vom Arbeitsamt.

Es klingt skurril: Die Beschäftigen des Leoso-Hotels in Ludwigshafen bekommen seit November keinen Lohn mehr, von ihrem Geschäftsführer fehlt jede Spur und sie gehen trotzdem täglich zur Arbeit. Jetzt soll damit laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Schluss sein.

Denn: Nach Angaben der Gewerkschaften hat die Arbeitsagentur Ludwigshafen nun zugesagt, dass sie nun Arbeitslosengeld und einen Ersatz für den Lohnausfall beantragen können, auch wenn sie selbst kündigen.

Darum waren die Mitarbeiter zur Arbeit gegangen

Die Angestellten des Hotels sind durch ihren Arbeitsvertrag verpflichtet, ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Deshalb sind sie trotzdem zur Arbeit gegangen. Wenn sie das nicht getan hätten, wäre das ein Kündigungsgrund gewesen. Eine Eigenkündigung könnte den Angestellten wiederum negativ ausgelegt werden: Die Folge kann eine dreimonatige Sperre für das Arbeitslosengeld beim Arbeitsamt sein, so die Gewerkschaft.

Außerdem sollen die Mitarbeitenden Angst gehabt haben, dass sie damit ihren Anspruch auf Insolvenzgeld gefährden könnten. Dieses ist in der Regel höher als das Arbeitslosengeld. Deshalb erschienen die Angestellten des "Geisterhotels" jeden Tag zum Dienst, auch wenn sie keine Gäste mehr betreuen können.

Die Angestellten des Hotels im Gespräch

Am Freitagnachmittag haben die beiden Gewerkschaften die Beschäftigten des Leoso-Hotels in Ludwigshafen über die Vorgehensweise beim Arbeitsamt informiert.

Leoso-Hotel in Ludwigshafen insolvent?

Am Freitag wurden die Beschäftigten in Ludwigshafen von den Gewerkschaften über die Zusagen vom Arbeitsamt informiert. Teilweise hätten Mitarbeiter Kredite aufgenommen, mussten sich Geld von Freunden leihen, um ihre monatlichen Rechnungen zahlen zu können. "Diese Zeiten sind hoffentlich jetzt vorbei, weil sie nicht mehr durch das staatliche Sicherungsnetz fallen", so Viktor Grauberger, Gewerkschaftssekretär der NGG Region Pfalz.

Laut der Gewerkschaft hat die Arbeitsagentur außerdem mitgeteilt, dass der zeitweise untergetauchte Geschäftsführer im Februar einen Insolvenzantrag stellen wird. Sobald das der Fall ist, könnten den Angestellten die fehlenden drei Monatsgehälter als Insolvenzgeld ausgezahlt werden.

Angebot der Arbeitsagentur sei frech

Für Nikola Lazarev ist die Lösung der Arbeitsagentur Ludwigshafen unzureichend. Er selbst sei einer der wenigen, der bereits vorläufiges Arbeitslosengeld bekommt - von der Arbeitsagentur in Mannheim. Er hatte sich beschäftigungslos gemeldet, das reichte aus. So ein Angebot wünscht er sich auch für seine Kollegen in Ludwigshafen. "Die Leute können nachts nicht mehr schlafen. Sie brauchen keine billige Notlösung", so Lazarev, der in dem Hotel seit 13 Jahren arbeitete.

Er befürchtet: Wenn seine Kollegen jetzt kündigen, damit sie ihr Arbeitslosengeld bekommen, dann können sie gerichtlich keine Ansprüche mehr wie Abfindungen stellen. "Wer weiß, ob bei dem Besitzer etwas zu holen ist, aber die Möglichkeit besteht", so Lazarev, der am Empfang gearbeitet hatte. "Es gibt Leute bei uns, die sind über 60 und werden keinen neuen Job mehr finden."

Die Rezeption des Leoso-Hotels in der Nähe des Hauptbahnhofs: Die Uhren laufen noch - aber Gäste kommen keine mehr.

Die Uhren laufen noch - aber Gäste kommen keine mehr ins Ludwigshafener Leoso-Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs.

"So geht man nicht mit Mitarbeitern um"

Damit erledigt ist die Angelegenheit auch für die Gewerkschaft noch nicht. "Wir sind immer noch der Meinung: Das muss ermittelt werden, was da die letzten Monate gelaufen ist, dass man da zu Rechenschaft gezogen werden muss, dafür dass man so mit seinen Mitarbeitern umgeht", so Grauberger.

Wie die Staatsanwaltschaft Köln mitteilt, prüft sie derweil, ob es Anhaltspunkte gibt, um Ermittlungen wegen einer Insolvenzverschleppung aufzunehmen.

Der Geschäftsführer des Hotels hat auf SWR-Anfrage nicht geantwortet.

Sendung am Fr., 31.1.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4