Vor dem Amtsgericht Landau läuft der Prozess gegen einen mutmaßlichen Fluchthelfer

Rheinland-Pfalz Prozess wegen Fluchthilfe: In Germersheim entkommener Doppelmörder sagt aus

Stand: 04.02.2025 11:08 Uhr

Vor dem Amtsgericht Landau muss sich derzeit ein Mann verantworten, weil er einem inhaftierten Doppelmörder zur Flucht verholfen haben soll. Am Montag hat der Doppelmörder vor Gericht den mutmaßlichen Fluchthelfer entlastet.

Der verurteilte Doppelmörder sagte am zweiten Prozesstag vor dem Amtsgericht Landau, seine Flucht am 30. Oktober 2023 sei ein mehr oder weniger "spontaner Gedankenblitz" gewesen. Wer ihm geholfen habe, wolle er nicht sagen, so der 45-Jährige, der in dem Prozess als Zeuge geladen war. Er belaste seine Familienangehörigen nicht, betonte er mehrfach.

Der Angeklagte, ein ehemaliger Mithäftling aus der JVA Bruchsal, soll dem verurteilten Doppelmörder geholfen haben, bei einem bewachten Ausgang an einen Germersheimer Baggersee zu entkommen und sich ins Ausland abzusetzen, so der Vorwurf. Die Staatsanwaltschaft geht zudem davon aus, dass der Geflohene und sein jetzt angeklagter Mithäftling die Flucht bereits im Vorfeld im Gefängnis geplant hatten.

In Germersheim entflohener Häftling: "Angeklagter hat nichts damit zu tun"

Beim Ausgang war der 45-Jährige Straftäter von zwei Wachleuten begleitet worden und hatte eine elektronische Fußfessel getragen. Diese wurde nach seiner Flucht in Germersheim gefunden. Dazu behauptete der Mann am Montag vor dem Amtsgericht, er habe sich die Fußfessel alleine abgenommen.

Den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, der heute 46-jährige Angeklagte habe auf den Geflohenen mit einem Auto in Germersheim gewartet und ihn dann über die Grenze nach Tschechien gebracht, wies der Zeuge zurück. Er sagte, der Angeklagte habe nichts damit zu tun. Aber auch: Er werde dem Gericht nicht erzählen, wie er nach Tschechien gekommen sei.

Spielzeugflugzeug aus Styropor half verurteiltem Mörder

Seine beiden Aufseher schilderten am Montag vor Gericht, wie sich die Flucht abspielte. Demnach hatte der Häftling damals bei seinem bewachten Ausgang seine Frau und seine Kinder an dem Baggersee in Germersheim getroffen. Dort hatten er und seine Kinder mit einem Flugzeug aus Styropor gespielt. Dieses flog dann hinter einen Hügel. Der Strafgefangene gab vor, das Flugzeug zu holen und verschwand aus dem Sichtfeld seiner Aufseher. Als die Wächter hinterher rannten, war er schon weg.

Amtsgericht Landau: Ehefrau und Schwester sagen aus

Vor Gericht sagte auch die Schwester des mutmaßlichen Fluchthelfers aus und gab ihm ein Alibi: Ihr Bruder sei am fraglichen Tag bei ihr in Mannheim gewesen. Deshalb könne er die Tat nicht begangen haben. Die Ehefrau des ehemals Entflohenen gab zu, ihrem Mann bei der Flucht geholfen zu haben. Konsequenzen hat das Geständnis für sie allerdings nicht: Denn ein Angehöriger kann nicht bestraft werden, wenn er einem anderen Verwandten bei der Flucht hilft.

Vor Gericht inhaftierter Mörder und Angeklagter streng bewacht

Die Flucht hatte die Behörden monatelang in Atem gehalten. Dabei war es dem Doppelmörder gelungen, trotz der elektronischen Fußfessel und unter der Aufsicht von zwei JVA-Bediensteten zu fliehen. Zielfahnder konnten ihn nach neun Monaten in der Republik Moldau festnehmen. Inzwischen sitzt der Mann in Offenburg im Gefängnis.

Am Montag erschien der verurteilte Mörder mit Hand- und Fußfesseln vor dem Amtsgericht Landau, begleitet von zwei Justizbeamten. Während seiner Aussage musste auch sein mutmaßlicher Fluchthelfer Handschellen tragen und wurde von Justizbeamten bewacht.

Wie geht der Prozess gegen mutmaßlichen Fluchthelfer weiter?

Am kommenden Montag, den 10. Februar wird der Prozess fortgesetzt. Laut Richterin ist die Beweisaufnahme noch nicht abgeschlossen. Weitere Zeugen werden gehört. Unklar ist, ob an diesem Prozesstag bereits zu den Plädoyers und einem Urteil kommt.

Sendung am Mo., 3.2.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

Mehr Infos zu Prozess und Vorgeschichte