Eine Person zeigt auf Obst. Symbolbild. Bei der größten Tafel der Pfalz in Ludwigshafen werden die Lebensmittel knapp.

Rheinland-Pfalz Tafel in Ludwigshafen bekommt weniger Lebensmittel

Stand: 11.02.2025 18:42 Uhr

Bei der größten Tafel der Pfalz in Ludwigshafen werden die Lebensmittel knapp. Vor allem auf Milch, Geflügel, Obst und Gemüse müssen Bedürftige immer häufiger verzichten.

Eine Banane pro Person, vielleicht noch einen Apfel, eine Kiwi - mehr Obst gibt es an diesem Dienstag nicht für all die Menschen, die draußen vor der Ludwigshafener Tafel in der Bayreuther Straße warten. Es ist kurz vor 12 Uhr mittags, gleich öffnet der Laden.

Jürgen Hundemer, Vorsitzender des Tafel-Trägervereins, zur aktuellen Situation bei Tafel in Ludwigshafen

Frau Asik und ihr Vater sind mit ihren Fahrrädern da. Sie kommen seit vielen Jahren hierher, alle zwei Wochen, immer dienstags. Häufiger ist es den Kunden der Tafel nicht erlaubt. "Früher hat man die Lebensmittel fast gar nicht tragen können, so viele waren es", sagt Asik.

Supermärkte verkaufen bis kurz vor Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums

Doch in den letzten Monaten seien es immer weniger Lebensmittel geworden. "An manchen Tagen kriegen wir keine Milch mehr oder beim Obst wird’s knapp". Woran das liegt, weiß Jürgen Hundemer.

Er ist Vorsitzender des Tafel-Trägervereins Vehra. "Viele Supermärkte verkaufen heutzutage auch noch die Lebensmittel, die kurz vor dem Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums sind, zum Beispiel auf Sonderständen oder durch Rabattaktionen".

Das sei einerseits zwar löblich, weil so weniger weggeschmissen werde. Doch andererseits bleibe so deutlich weniger für die Tafeln übrig, sagt Hundemer. "Besonders Milchprodukte, Obst und Gemüse fehlen uns deshalb häufig", sagt er.

Dazu trägt auch der "Pakt gegen Lebensmittelverschwendung" bei, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft letztes Jahr gestartet hat. Dieser Vereinbarung haben sich viele Supermarktketten angeschlossen. Sie verpflichtet die Ketten dazu, weniger wegzuschmeißen.

Aufnahmestopp bei der Tafel in Ludwigshafen

Hundemer steht seit 2008 an der Spitze des Vereins. Ganz am Anfang bei der Eröffnung in 2005 kamen gerade einmal 27 Menschen zur Tafel, sagt er. Jetzt seien knapp 3.000 Kunden in Ludwigshafen registriert, darunter 1.000 Kinder.

Alle Menschen, die bedürftig sind und in Ludwigshafen wohnen, müssen sich online auf einem Portal registrieren. Aktuell gibt es einen Aufnahmestopp. Knapp vier Monate müsse man warten, um einen Kundenausweis zu bekommen, sagt Hundemer.

Ein Platz wird zum Beispiel dann frei, wenn eine Person über einen längeren Zeitraum nicht mehr bei der Tafel vorbeischaut. Oder, wenn sie nicht mehr auf die Tafel angewiesen ist.

Draußen in der Sonne steht Silvia Schütte, vor ihr auf dem Tisch liegt eine Tafel Schokolade und ein Fertig-Cappucino. Vor zehn Jahren ging Schütte selbst zur Tafel.

Die ersten Male, als ich mir hier Lebensmittel geholt habe, habe ich geheult. Siliva Schütte, Arbeitserzieherin

"Die ersten Male, als ich mir hier Lebensmittel geholt habe, habe ich geheult", sagt sie. Aus Dankbarkeit, weil die Menschen der Tafel so liebevoll sind. Und aus Scham, weil sie nicht fassen konnte, dass sie Lebensmittel von der Tafel braucht.

"Ich habe hier direkt um die Ecke gewohnt, mit meinem Sohn, alleinerziehend". Dann hat sie eine Umschulung machen können. Sie arbeitet jetzt als Arbeitserzieherin. Schütte hilft Bürgergeldempfängern, bei der Tafel Lebensmittel zu bekommen. Und zeigt ihnen, dass man sich nicht schämen muss, zur Tafel zur gehen.

Tafel Ludwigshafen sammelt 20 Tonnen Lebensmittel pro Woche

Auch Schütte merkt, dass die Lebensmittel bei der Tafel knapper werden. "Früher konnte ich überschüssige Lebensmittel an meine Nachbarn verteilen, so viel gab es", sagt sie. Heute sei das nicht mehr möglich.

Und das, obwohl sich so viele bei der Tafel engagieren: Mehr als 100 Menschen arbeiten ehrenamtlich bei der Tafel. Sechs Tage die Woche hat der Laden geöffnet, von Montag bis Samstag. 15 bis 20 Tonnen Lebensmittel sammelt die Tafel, jede Woche.

Dafür fahren die Helfer mit den Transportern etwa 40 Supermärkte in der Stadt an. Mal kommen sie mit Hunderten Kisten zurück, mal sind es deutlich weniger.

Kurz nach 12 Uhr, die ersten Kunden schieben ihre Einkaufswägen durch die Tafel. Noch gibt es genug Brot, Milch, Nudeln, Weihnachtsschokolade, Lauch, Zucchini und ein bisschen Obst.

Frau Selik wartet draußen, ein paar Minuten später kommt ihr Vater heraus. Ob er alles bekommen hat, was er braucht? Er hebt die Schultern. "Man nimmt, was es gibt", sagt er.

Sendung am Di., 11.2.2025 18:00 Uhr, SWR4 am Abend, SWR4

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