Bei einem Raketenangriff in Isjum in der Ukraine sind fünf Menschen getötet worden.

Rheinland-Pfalz Trier trauert nach Angriff auf ukrainische Partnerstadt Isjum

Stand: 05.02.2025 19:58 Uhr

Nach einem russischen Raketenangriff hat der Trierer Stadtrat eine Schweigeminute für die Opfer in Isjum eingelegt. Hilfsorganisationen sammeln Spenden und organisieren Hilfskonvois.

Meterhoch türmen sich die Trümmer im Stadtzentrum von Isjum auf. Das Rathaus ist nur noch eine Ruine. Wieder einmal: Denn es wurde gerade erst wiederaufgebaut, nachdem es 2022 bereits im Krieg niedergebrannt wurde.

Gerade erst saniert und schon wieder zerstört: das Rathaus im Stadtzentrum von Isjum in der Ukraine.

Gerade erst saniert und schon wieder zerstört: das Rathaus im Stadtzentrum von Isjum in der Ukraine.

Tobias Schneider aus Trier hat das Gebäude vergangenes Jahr bei einem Besuch in der Partnerstadt besichtigt. "Es erstrahlte in neuem Glanz", sagt der Präsident der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft - bevor am Dienstag eine russische Rakete mitten im Stadtzentrum eingeschlagen ist und dort nach ukrainischen Angaben fünf Menschen getötet und 30 verletzt hat.

Trier trauert nach Angriff auf ukrainische Partnerstadt Isjum

Geflüchtete machen sich Sorgen um ihre Angehörigen

"Da leben viele Menschen, die wir kennen", sagt Schneider, der auch für die FDP im Trierer Stadtrat sitzt. Und er erzählt von einer ukrainischen Journalistin, die dort ihr Auto abgestellt hatte: "Es ist total zerstört." Immerhin: Sie kam mit dem Leben davon. Derzeit wohnen rund 25.000 Menschen in der Kleinstadt in der Nähe von Charkiw, die seit Mai 2024 die zehnte Partnerstadt von Trier ist.

Vor sechs Monaten hat Tobias Schneider von der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft die Trierer Partnerstadt Isjum zum letzten Mal besucht. Ende Februar will er erneut dorthin fahren.

Vor sechs Monaten hat Tobias Schneider von der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft die Trierer Partnerstadt Isjum zum letzten Mal besucht. Ende Februar will er erneut dorthin fahren.

Es waren einmal fast doppelt so viele vor dem russischen Angriffskrieg und den Kämpfen vor zweieinhalb Jahren. Seitdem sind viele Einwohner geflohen, manche nach Trier. Die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft steht mit einigen von ihnen in Kontakt. "Die machen sich natürlich Gedanken, weil Familie und Freunde noch in Isjum leben. Man schickt Nachrichten und hofft auf ein Lebenszeichen."

Schweigeminute im Stadtrat

Für viele Menschen dort sei der Angriff aus dem Nichts gekommen. Seit Ende der Besetzung 2022 blieb es in Isjum vergleichsweise ruhig. Tägliche Sirenen gehörten zwar zum Alltag, nicht aber ein Raketenangriff mitten im Stadtzentrum, ohne militärischen Zweck. "Das war ein Angriff auf die Zivilbevölkerung, ein Kriegsverbrechen", sagt Tobias Schneider: "Das ist so ungefähr, als würde man das Trierer Rathaus bombardieren."

Im Trierer Rathaus ist die Betroffenheit groß. Der Oberbürgermeister habe seine Anteilnahme bei der Leitung der Militäradministration ausgedrückt, sagte er dem SWR: "Die Delegation aus Isjum war ja auch in Trier - und da fragt man sich: Sind diese Menschen, die hier waren, verletzt, wurden sie getötet?"

Deshalb wolle die Stadt immer wieder versuchen, Isjum zu helfen. Am Mittwochabend wurde im Stadtrat eine Schweigeminute für die Opfer eingelegt. Die Verwaltung wolle zudem zu Spenden an die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft aufrufen.

Hilfskonvoi fährt in drei Wochen nach Isjum

Die plant am 26. Februar erneut mit einem Hilfskonvoi in die Ost-Ukraine aufzubrechen. In den nächsten Tagen wolle man mit den Menschen vor Ort darüber sprechen, was konkret gebraucht werde. Sach- und Geldspenden würden auf jeden Fall benötigt, sagt Schneider.

Was ihn freut: Seit Dienstag hätten einige Trierer ihre Unterstützung zugesagt. Die Gesellschaft bekomme derzeit viele Anfragen. "Der Angriff hat vielleicht wieder in Erinnerung gerufen, dass der Krieg nicht weit weg ist und auch Menschen betrifft, mit denen wir direkt in Kontakt stehen", sagt Schneider. Es sei traurig, dass es dafür einen so schrecklichen Anlass brauche.

Sendung am Mi., 5.2.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4