Eine Tierärztin untersucht einen Hund in ihrer Tierarztpraxis. Die Kosten für eine Tierarztbesuch sind gestiegen.

Rheinland-Pfalz Warum die Tierarztrechnung oft so teuer ist und ob sich eine Versicherung lohnt

Stand: 06.02.2025 20:36 Uhr

Ein Haustier zu halten ist nicht günstig, besonders durch die gestiegenen Gebühren für den Tierarzt. Lohnt sich eine Tierkrankenversicherung, um die oft so teuren Rechnungen zu bezahlen?

Tierhalter kennen das Problem: Die Kosten für den Tierarzt sind deutlich gestiegen. Für Menschen mit geringem Einkommen kann es kritisch werden, wenn zum Beispiel eine Zahn-OP beim Hund mittlerweile etwa 1.200 Euro kostet.

Teure Tierarztrechnungen – kann man sich bald kein Haustier mehr leisten?

Was die Tierarztrechnungen oft so teuer macht, beantwortet unser FAQ:

Neue Gebührenordnung seit 2022: So teuer ist ein Tierarztbesuch

Seit dem 1. November 2022 gilt eine neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und -ärzte (GOT). Laut Bundestierärztekammer sind die Kosten für Tierhalter damit um durchschnittlich ein Drittel gestiegen.

Wieso sind Tierarztrechnungen teilweise höher als in der Gebührenordnung steht?

Laut der neuen Gebührenordnung kann unter verschiedenen Voraussetzungen jedoch auch das zwei- bis dreifache des Honorars fällig werden. Das hängt von folgenden Faktoren ab: Schwierigkeit der Leistung, Zeitaufwand, Zeitpunkt des Erbringens der Leistung, Wert des Tieres, Örtliche Verhältnisse. Heißt: Muss das Tier dringend nachts oder am Wochenende behandelt werden, kann die Rechnung schnell deutlich höher ausfallen. Wenn es eine komplizierte oder sehr zeitintensive Behandlung ist, wird es ebenso teurer.

Auch die Lage und Ausstattung einer Tierarztpraxis kann für höhere Kosten sorgen. Die Mainzer Tierärztin Dr. Patricia Solms erklärt im Interview, dass die meisten Tierarztpraxen mehr als den ersten Gebührensatz berechnen. Grund dafür seien z.B. Mietkosten oder modernes Equipment.

Außerdem fallen neben dem eigentlichen Eingriff (z.B. Kastration) oft noch viele weitere Kosten an (Allgemeine Untersuchung, Narkose, Infusionen, etc.). Je nachdem mit welchem Satz sie berechnet werden, kann der Eingriff nochmal teurer werden.

Oft wird auf den Tierarztrechnungen nicht ersichtlich, warum welcher Satz genommen wurde. Im besten Fall klären Sie im Vorhinein, welche Kosten auf Sie als Tierhalter oder Tierhalterin zukommen.

Wann lohnt sich eine Tierkrankenversicherung?

Krankenversicherungen für Tiere können vor hohen Kosten schützen. Laut Anna Follmann von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist jedoch ein genauer Vergleich wichtig. "Man sollte immer überlegen, was kostet die Versicherung und was leistet sie wirklich? Vielleicht hat es mehr Sinn, privat Geld zur Seite zu legen. Die Versicherung hat oft Ausschlüsse und Leistungseinschränkungen und zahlt meist doch nicht alles, zahlt nicht für ewig, könnte kündigen - es ist immer ein gewisses Risiko", erklärt sie.

Wie viel kostet ein Haustier?

Beispielsweise übernehmen viele Tierkrankenversicherungen oft nicht die vollen Kosten, sondern nur einen bestimmten Satz (z.B. den einfachen Satz). Wenn die behandelnde Praxis aber einen höheren Satz in Rechnung stellt, bleibt man auf Kosten sitzen.

Was kostet die Versicherung und was leistet sie wirklich? Vielleicht hat es mehr Sinn, privat Geld zur Seite zu legen. Anna Follmann, Verbraucherzentrale RLP

OP-Versicherungen leisten zum Beispiel nur bei Operationen, sind dafür aber deutlich günstiger als eine vollumfängliche Krankenversicherung, die oft bis zu 3-mal so teuer ist. "Man muss sehr genau hinschauen, bevor man eine Versicherung abschließt", so Follmann.

Die Mainzer Tierärztin Dr. Solms befürwortet den Abschluss einer Tierkrankenversicherung. Durch Online-Portale könne man gut vergleichen, was man braucht und was welche Versicherung bietet.

Was mache ich, wenn ich aus meiner Versicherung rausgeworfen wurde?

Jahrelang in die Versicherung eingezahlt und plötzlich wird gekündigt - laut Follmann melden sich immer mehr Menschen bei der Verbraucherzentrale, denen das passiert. Grund dafür sei zum Beispiel, dass das Tier ein gewisses Alter hat. "Dann kann das Versicherungsunternehmen den Vertrag mit einer Kündigungsfrist von circa 3 Monaten kündigen", erklärt sie.

Das ist besonders ärgerlich für Menschen, die viele Jahre in die Versicherung einbezahlt haben und dann, wenn es für das Tier nötig wird, fällt die Versicherung aus. "Aber das ist leider freie Marktwirtschaft. Es gibt kein Recht auf Tierversicherung. Da können wir keine Beschwerde formulieren", so Follmann. Wird man aus seiner Versicherung geschmissen, kann man also rechtlich gesehen nichts tun.

Was kann ich tun, wenn ich meine Tierarztrechnung nicht bezahlen kann?

Für Menschen mit geringem Einkommen, können die gestiegenen Kosten für den Tierarzt kritisch werden. Wenn die Tierarztechnung nicht bezahlt werden kann, gibt es verschiedene Optionen:

  • Ratenzahlung: Manche Tierarztpraxen bieten die Möglichkeit an, die Kosten in Raten zu zahlen. Sollte die Praxis eine Ratenzahlung nicht von sich aus anbieten, kann man gezielt danach fragen. Möglicherweise bietet die Praxis auch Barzahlrabatte an.
  • Tierschutzorganisationen und Notfallfonds: Dabei ist zu beachten, inwieweit ich als Tierhalter eine Bedürftigkeit nachweisen und vorgestreckte Kosten zurückzahlen muss.
  • Crowdfunding: Über Internetplattformen können Spenden für Tierarztkosten gesammelt werden.
  • Soziale Medien und Communitys: Es gibt Gruppen in sozialen Netzwerken, die sich gegenseitig unterstützen.
  • Ehrenamtliche Tierärzt:innen: In vielen Städten helfen ehrenamtliche Tierärzte für eine geringe Pauschale bei der medizinischen Versorgung von Tieren. Meist sind solche Angebote über Spenden finanziert.
  • Tierheime: Mit örtlichem Tierheim in Kontakt treten, ob Hilfe möglich ist. Manchmal ist eine einmalige finanzielle Unterstützung für das Tierwohl keine langfristige Lösung und es kann sinnvoller sein, das Tier abzugeben.

Auch Tierheime berichten immer wieder, dass kranke und verletzte Tiere abgegeben würden, mit dem Argument, man könne die Tierarztkosten nicht bezahlen.

Sendung am Do., 6.2.2025 20:15 Uhr, Zur Sache Rheinland-Pfalz, SWR RP