
Rheinland-Pfalz Windpark auf dem Ranzenkopf: Vom Streitobjekt zum Gewinnbringer
Der kommunale Windpark auf dem Ranzenkopf im Hunsrück war lange umstritten. Jetzt wirft er Gewinne ab - und die Gemeinden profitieren. Ein Ortsbesuch.
Roland Glaz steht vor einem 150 Meter hohen Windrad auf dem Ranzenkopf, einem Waldgebiet zwischen Hunsrück und Mosel im Landkreis Bernkastel-Wittlich. "Dieses Windrad kann pro Stunde 3.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Umgerechnet können damit 3.000 Staubsauger mit Energie versorgt werden", rechnet er vor.
Glaz ist Geschäftsführer der Windpark Am Ranzenkopf GmbH, einer kommunalen Betreibergesellschaft mit Sitz in der Kreisverwaltung in Wittlich.

Der Windpark auf dem Ranzenkopf im Hunsrück war lange umstritten. Jetzt wirft er Gewinne ab - und die Gemeinden profitieren.
Die Anlagen profitieren von den Höhenwinden. Sie laufen schneller, produzieren mehr Strom und sind wirtschaftlicher. Roland Glaz, Geschäftsführer Windpark Am Ranzenkopf GmbH
Insgesamt betreibt die Gesellschaft zehn Windräder auf dem Ranzenkopf. Der Berg im Haardtwald sei ideal für Windkraft: "Hier in 640 Metern Höhe erreichen wir optimale Windgeschwindigkeiten. Die Anlagen profitieren von den Höhenwinden. Sie laufen schneller, produzieren mehr Strom und sind wirtschaftlicher", so Geschäftsführer Glaz.
Windpark deckt zehn Prozent des Strombedarfs im Landkreis
Die kommunalen Windräder auf dem Ranzenkopf erzeugen jährlich bis zu 80 Millionen Kilowattstunden Strom, der direkt ins Stromnetz eingespeist wird. Der Windpark ist an eine 110-kV-Leitung angebunden. "Mit unseren Windrädern können wir ein Zehntel des Strombedarfs im Landkreis Bernkastel-Wittlich decken."

Windpark-Geschäftsführer Roland Glaz an der Schaltanlage einer Windkraftanlage. Dieses Windrad ist schon mehr als 50.000 Stunden in Betrieb und hat bislang etwa 60 Millionen kWh Strom produziert.
Wir haben hier etwas geschaffen, das es so in Rheinland-Pfalz noch nie gegeben hat. Roland Glaz, Geschäftsführer Windpark Am Ranzenkopf GmbH
Das Besondere an dem Windpark: Die angrenzenden Kommunen haben die Anlagen geplant, gebaut und betreiben sie auch. "Wir haben hier etwas geschaffen, das es so in Rheinland-Pfalz noch nie gegeben hat", erzählt Geschäftsführer Glaz stolz.
Windpark am Ranzenkopf bringt Millionen
Alle Gemeinden im Landkreis Bernkastel-Wittlich - mit Ausnahme der Stadt Wittlich und der Verbandsgemeinde Thalfang - sind Gesellschafter des Windparks. "Sie profitieren direkt von den Einnahmen, die hier erzeugt werden."
Der Windpark ist nach Angaben des Geschäftsführers wirtschaftlich erfolgreich: Pro Jahr rechnet die Gesellschaft mit Einnahmen von einer Million Euro. "Man kann damit wirklich Geld verdienen zum Wohle der Bevölkerung", so der Geschäftsführer.

Sind zufrieden mit dem kommunalen Windpark auf dem Ranzenkopf: Wolfang Hauth, Werkleiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues (links) und Roland Glaz, Geschäftsführer der Windpark Am Ranzenkopf GmbH.
Geld für den kommunalen Haushalt
"Über einen Solidarpakt fließt das Geld in die Ortsgemeinden und wir konnten auch schon zwei Jahre lang Gewinne ausschütten", sagt Wolfgang Hauth, Werkleiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues.
Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und die Einheitsgemeinde Morbach sind jeweils mit 25 Prozent an der kommunalen Windpark-Gesellschaft beteiligt. Das bedeutet, dass die beiden Gemeinden zusammen 500.000 Euro pro Jahr erhalten. Die Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Traben-Trarbach und der Landkreis sind jeweils mit zehn Prozent beteiligt.
Neuland für Kommunen und Kritik von Umweltschützern
Am Anfang habe man viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, erinnert sich Geschäftsführer Glaz. "Für die Kommunen war das etwas Neues, einen Windpark nicht nur zu planen, sondern auch zu betreiben und damit die Risiken einzugehen. Aber wir haben alle für das Projekt gewinnen können."
Hier wurde eine Landmarke des Hunsrücks zerstört. Uwe Anhäuser, ehem. Vorsitzender des Bündnisses "Energiewende für Mensch und Natur"
Umweltschützer wurden jedoch nicht überzeugt. Während der Bauphase klagten Umweltverbände vor Gericht gegen die Rodungen im Wald und konnten mit einem Eilantrag die Baumfällarbeiten sogar stoppen.
Am Ende blieb der Protest gegen die Windräder auf dem Ranzenkopf jedoch erfolglos. Seit Ende 2018 ist der kommunale Windpark vollständig in Betrieb. "Hier wurde eine Landmarke des Hunsrücks zerstört", sagt Uwe Anhäuser.

Uwe Anhäuser zählt zu den schärfsten Kritikern des Windpark-Projekts auf dem Ranzenkopf.
Bürgerinitiativen sind enttäuscht
Der Journalist und Heimatforscher war jahrelang Vorsitzender des Bündnisses "Energiewende für Mensch und Natur", einem Zusammenschluss mehrerer Bürgerinitiativen. "Aus allen Richtungen sieht man jetzt die Windräder stehen. Dafür wurde Natur zerstört." Während der Bauphase seien durch Maschinen auch alte Hügelgräber und antike Siedlungsspuren vernichtet worden, sagt Anhäuser.
Die Menschen, die vor etwa zehn Jahren gegen den Windpark protestiert haben, seien inzwischen alle "deprimiert und frustriert, weil letztlich nichts verhindert wurde", so Anhäuser.

Windräder drehen sich im Wald auf dem Ranzenkopf. Vor etwa zehn Jahren klagten Umweltschützer gegen die Rodungsarbeiten für den Bau der Anlagen. Am Ende blieb der Protest erfolglos - der Windpark wurde gebaut.
Schutz für seltene Vögel und Fledermäuse
"Wir haben uns relativ schnell mit den Umweltverbänden einigen können", sagt Windpark-Geschäftsführer Glaz. "Für die Waldschnepfe, einen seltenen Vogel, haben wir Brutstätten errichtet."
Zum Schutz geschützter Fledermausarten wie der Bechsteinfledermaus stehen die Windräder in den Sommermonaten nachts still.
Größere Windräder auf dem Ranzenkopf geplant
In den kommenden Jahren soll der Windpark auf dem Ranzenkopf erweitert werden. "Wir planen eine Verdichtung um drei weitere Anlagen", erklärt Glaz.
Wir können bald deutlich mehr Strom auf dem Ranzenkopf erzeugen. Roland Glaz, Geschäftsführer Windpark Am Ranzenkopf GmbH
Die drei neuen Windräder sind noch größer und breiter als die bisherigen: 165 Meter hoch und mit einem Rotordurchmesser von 180 Metern. "Dadurch können wir bald deutlich mehr Strom auf dem Ranzenkopf erzeugen."
Strom, der im Landkreis Bernkastel-Wittlich gebraucht werde. "Der Strombedarf wird sich in den nächsten Jahren durch E-Mobilität und den Umbau von Heizungen auf Wärmepumpen erhöhen. Deswegen müssen wir weitere Windanlagen planen, um auch in Zukunft den Strombedarf zu decken."