Ohne Fieberthermometer, Hustensaft, Wärmflasche und Tee geht nichts: Viele Menschen in RLP haben die Grippe

Rheinland-Pfalz Zahl der Grippefälle in RLP "explodiert"

Stand: 11.02.2025 16:30 Uhr

Viele Menschen liegen derzeit flach. Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht von ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen vor allem bei Schulkindern. Besonders Grippeviren seien im Umlauf. Auch Rheinland-Pfalz bleibt nicht verschont.

Die Wartezimmer bei Hausärztinnen und Hausärzten in Rheinland-Pfalz sind, wie bundesweit, aktuell voll. Die Zahlen explodieren, sagt Dr. Christoph Lembens, Hausarzt in Mainz. Es kämen am Tag 30 Patienten mit akuten und schweren Grippe-Symptomen. Dazu gebe es die Patienten, die nicht wirklich gesund werden, die über vier Wochen und länger Husten haben infolge von Atemwegsinfektionen.

Volle Wartezimmer bei Ärzten in RLP

Diesen Eindruck bestätigt der Blick auf den wöchentlichen SURE-Bericht des Landesuntersuchungsamtes (LUA) von Anfang Februar. Dort wird von einem "erhöhten Geschehen durch akute Atemwegsinfektionen" gesprochen. In der Kalenderwoche 5 (27. Januar - 2. Februar) sei in insgesamt 1.994 Fällen das Influenza-Virus (A/B) nachgewiesen worden. Zum Vergleich: In der Kalenderwoche 4 (20. - 26. Januar) wurden dem LUA 1.387 Influenza-Infektionen gemeldet. Auch beim RS-Virus (Respiratorische-Synzytial-Virus) gibt es laut LUA ein erhöhtes Infektionsgeschehen mit 191 nachgewiesenen Fällen.

SURE - Bedeutung und Ziel
Die Abkürzung "SURE" steht für "SUrveillance Respiratorischer Erreger" - also, die Überwachung von Atemwegserregern. Dazu gehören Influenza A/B, SARS-CoV-2 und das Respiratorische Synzytial Virus (RSV). In Rheinland-Pfalz haben sich mehr als 40 Haus- und Kinderarztpraxen ehrenamtlich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und schicken wöchentlich Untersuchungsmaterial von Patientinnen und Patienten mit akuten Atemwegsinfektionen an die Labore des Landesuntersuchungsamtes (LUA). Die Proben werden dort auf eine Infektion mit SARS-CoV-2, Influenza A, Influenza B oder RSV untersucht. Unter anderem aus diesen Ergebnissen erstellt das LUA, in anonymisierter Form, seine wöchentlichen, immer donnerstags erscheinenden Berichte. Fachleute erhoffen sich aus den gewonnenen Daten außerdem Erkenntnisse über die Ausbreitung und Verteilungsmuster der Erreger und ihrer Varianten. Auch können gefährdete Personengruppen gezielter gewarnt und Impfempfehlungen angepasst werden. Quelle: Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz

Besonders Schulkinder von Grippewelle betroffen

Laut RKI haben sich bei den Schulkindern im Alter von fünf bis 14 Jahren die Infektionszahlen seit dem Jahreswechsel mehr als verdreifacht und sind aktuell deutlich höher als in den Grippewellen der Vorsaisons.

Die Grippewelle ist im Gange, sagte in der vergangenen Woche auch Christoph Rode, Sprecher des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz auf SWR-Anfrage. Aber, auch wenn gefühlt an jeder Ecke Menschen husten oder sich die Nase putzen, Rode will nicht von einer außergewöhnlich starken Welle sprechen. Die Zahl nachgewiesener Grippefälle liege allerdings früher als sonst auf einem hohen Niveau.

Grippewelle seit Ende Dezember

Begonnen hat die Grippewelle laut Definition des Robert Koch-Instituts am 30. Dezember. Seitdem füllen sich die Arztpraxen. Der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, sagt: "Diesen Anstieg beobachten wir erfahrungsgemäß immer im Anschluss an die Weihnachtsferien, wenn die Menschen am Arbeitsplatz, in Schule oder Kita wieder verstärkt miteinander in Kontakt kommen."

Grippe ist keine starke Erkältung. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes

Er geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die Zahl der Grippefälle in den kommenden Wochen noch einmal ansteigt, bevor die Welle wieder abflacht. Von vielen Patienten, so Beier, werde die Grippe als starke Erkältung abgetan. Das sei aber falsch. Und "für Impfungen ist es [...] zwar spät, aber nicht zu spät, insbesondere für Risikopatienten", ergänzt der Verbandssprecher.

Grippe oder Erkältung - Was sind die Symptome?
Im alltäglichen Sprachgebrauch geht es gerne durcheinander. Wer eine Erkältung hat, sagt auch mal: "Ich habe die Grippe". Und wer tatsächlich eine Grippe hat, meint, er habe eine schwere Erkältung. Doch es sind unterschiedliche Erkrankungen und Ärzte warnen davor, die Grippe als Erkältung zu verharmlosen. Was sind die häufigsten Symptome einer Erkältung? Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber: Die Hauptsymptome der verschiedenen akuten Atemwegserkrankungen sind sich sehr ähnlich. Ausgelöst werden sie oft von unterschiedlichen Viren. Die genannten Erkältungs-Symptome zeigen an, dass die Atemwegsschleimhäute durch die Viren und die Immunabwehr des Körpers gereizt beziehungsweise geschädigt sind. Was sind die Symptome einer Grippe (Influenza)? Im Gegensatz zu einer "normalen Erkältung" beginnt die Grippe typischerweise mit plötzlichem Fieber und einem schweren Krank­heitsgefühl - oft in Kombination mit Muskel- und/oder starken Kopfschmerzen und später auch trockenem Husten. Die starken Symptome zu Krankheitsbeginn zeigen die Reaktion des Körpers auf die Infektion. Es besteht im weiteren Krankheitsverlauf aber trotzdem ein Risiko für Komplikationen wie Lungenentzündungen, die auch tödlich verlaufen können.  Quelle: Robert Koch-Institut (RKI)

Auch Christoph Lembens sagt, man müsste grundsätzlich mehr impfen. "Die Impfungen werden nicht gut genug angenommen." Manche Patienten seien fünfmal gegen Corona geimpft und fragten sich dann, warum sie sich gegen Grippe impfen lassen sollten. "Man muss deutlich sagen, das eine hat mit dem anderen absolut nichts zu tun."

Sein Kollege Christoph Rode erklärt auch nochmal, wie sich die Menschen im Alltag vor einer Grippe-Infektion schützen können: "Mit einer gesunden Ernährung und viel Bewegung".

Auch mehr neue Covid-19-Nachweise

In seinem wöchentlichen Bericht legt das Landesuntersuchungsamt auch die Infektionsfälle durch SARS-CoV-2 offen. Für die Kalenderwoche 5 liegen dem LUA demnach 205 neue bestätigte Covid-19-Erkrankungen vor. Die diagnostischen Labore des Landes sprechen von einem "mäßig-aktiven Infektionsgeschehen". Auch hier sei eine starke Zunahme gegenüber der Vorwoche zu sehen.

Sendung am Di., 11.2.2025 16:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP