Rheinland-Pfalz Zu wenig Organspenden - Dominik und das bange Warten auf ein Spenderherz
Dominik wartet dringend auf ein Spenderherz. Der 44-Jährige aus dem Kreis Trier-Saarburg ist für die Widerspruchslösung. Was sagen die Parteien vor der Bundestagswahl zum Thema Organspende?
"Ohne ein Spenderorgan werde ich irgendwann sterben müssen", sagt Dominik, der Familienvater aus Waldrach an der Ruwer. Tagtäglich sterben in Deutschland zwei bis drei Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen haben. Als wir Dominik besuchen, wissen er und wir noch nicht, dass er einige Tage nach dem Drehtermin die erlösende Botschaft erhält - nach mehr als zweieinhalb Jahren Warten. Inzwischen lebt er mit einem Spenderherz.
Dominik plädiert für die Widerspruchslösung, "weil die Menschen sich dann mit diesem Thema mehr auseinandersetzen müssen". Danach sind alle Menschen potentielle Organspender, es sei denn, sie widersprechen explizit. Bisher ist es genau andersherum. "Leider hat es die alte Bundesregierung nicht auf den Weg gebracht", sagt Dominik. Er möchte, dass die neue Bundesregierung die Widerspruchslösung schnellstmöglich auf die Tagesordnung setzt.
Rheinland-Pfalz: 2024 nur 35 Organspenden
Es ist ein krasses Missverhältnis: Vielen Menschen, die dringend auf ein neues Organ warten, stehen nur sehr wenige Organspender gegenüber. Das ist in ganz Deutschland so und das ist auch in Rheinland-Pfalz so. Die Zahlen für 2024:
In Rheinland-Pfalz
- spendeten 35 Menschen Organe für die Transplantation (2023: 41)
- wurden 122 Organe entnommen - viele Spender gaben mehrere Organe weiter
- stehen 368 Menschen auf der Warteliste für Spenderorgane (Deutschland: 8.260)
- kommen auf eine Million Einwohner 8,5 Spender (Bundesdurchschnitt: 11,4 Spender)
Organspender werden - man muss sich kümmern
Wer bislang in Deutschland Organspender werden möchte, muss sich proaktiv darum kümmern und ausdrücklich die Erlaubnis für eine Organspende nach dem Tod geben. Der Organspendeausweis ist eine Möglichkeit, das zu tun. Es geht aber auch über eine Patientenverfügung oder das digitale Organspende-Register.
Deutschland ist beim Thema Organspende kein Musterschüler. In den meisten anderen europäischen Ländern sind sehr viel mehr Organspender registriert. Der Musterschüler heißt: Spanien. Auf eine Million Einwohner kommen dort 46 Spender (2022) - mehr als das Vierfache im Vergleich zu Deutschland.
Viele europäische Länder haben Widerspruchslösung
Deshalb fordern Transplantationsmediziner einen Systemwechsel und die Einführung der Widerspruchslösung. Sie sieht vor, dass bei einem hirntoten Menschen Organe entnommen werden dürfen, wenn die betreffende Person dem zu Lebzeiten nicht widersprochen hat. Sie gilt unter anderem in den Niederlanden, in Belgien, Spanien, Frankreich, Italien, Irland und Österreich.
Organspende - was sind die Positionen der Parteien?
Beim Thema Organspende gibt es meistens keine festgelegten Positionen innerhalb der Parteien. Bei der letzten Abstimmung im Bundestag im Jahr 2020 wurde der Fraktionszwang für die Abgeordneten aufgehoben, damit sie frei nach ihrem Gewissen entscheiden konnten. Lediglich die AfD hat sich in ihrem aktuellen Wahlprogramm explizit gegen die Widerspruchslösung ausgesprochen.
Der Bundesrat hat am 5. Juli 2024 beschlossen, einen Gesetztesentwurf zur Organ- und Gewebespende in den Bundestag einzubringen. Darin wird die Widerspruchsregelung gefordert. Der Entwurf wird von zahlreichen Bundesländern unterstützt, darunter Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Der Bundestag debattierte dann Anfang Dezember über eine fraktionsübergreifende Initiative für die Einführung einer Widerspruchsregelung. Wegen der vorgezogenen Neuwahl kam der Entwurf aber nicht mehr zur Abstimmung im Bundestag.