Bewaffnete Polizisten in Schutzausrüstung sperren eine Straße in Weitefeld, wo drei Menschen getötet wurden.

Verdächtiger auf der Flucht Polizei bittet nach Westerwald-Verbrechen um Hinweise

Stand: 12.04.2025 18:53 Uhr

Nach dem gewaltsamen Tod einer Familie in Weitefeld im Kreis Altenkirchen fahndet die Polizei nach wie vor nach dem Täter. Inzwischen gibt es etwa 700 Hinweise.

Nach dem Gewaltverbrechen an einer dreiköpfigen Familie in Weitefeld im Westerwald wird weiter fieberhaft nach dem Täter gesucht. Am Samstag befragte die Polizei erneut Nachbarn und Bürger. Es gehe immer noch darum, den mutmaßlichen Dreifachmörder Alexander Meisner zu finden. Dessen Aufenthaltsort sei immer noch unbekannt.

Die Bevölkerung sei verunsichert und habe Angst. Sie sei froh, dass die Polizei mit vielen Kräften im Einsatz sei, so ein Polizeisprecher am Samstag.

Obduktion ist abgeschlossen

Inzwischen steht die Todesursache der drei Opfer fest. Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts in Koblenz, Mario Mannweiler vom Donnerstag, wurde das Ehepaar durch mehrere Messerstiche und Schnitte sowie durch Schüsse verletzt. Demnach zeigen die vorläufigen Obduktionsergebnisse, dass der 47-jährige Mann und die 44-jährige Frau verblutet sind. Der 16-jährige Jugendliche sei erschossen worden.

Außerdem gab die Staatsanwaltschaft weitere Details zum Polizeieinsatz am Sonntag bekannt. Die Polizei hatte zuvor bereits mitgeteilt, dass die getötete Ehefrau am Sonntagmorgen um 3:45 Uhr selbst noch den Notruf gewählt habe.

Polizei sah Tatverdächtigen aus Haus in Weitefeld flüchten

Laut Mannweiler konnte die Polizei beim Eintreffen noch eine Person beobachten, die zunächst ins Haus und dann über ein Fenster auf der Rückseite des Hauses nach draußen flüchtete und verschwand. Die Staatsanwaltschaft vermutet nach eigenen Angaben, dass es sich um den gesuchten Tatverdächtigen Alexander Meisner aus dem Nachbarort Elkenroth handelte. Sie geht demnach derzeit nicht davon aus, dass es einen oder mehrere Mittäter gibt.

"Aufgrund der unklaren Tatortsituation, der nicht bekannten Anzahl möglicher Täter und des unklaren Gesundheitszustands der Opfer war eine sofortige, effektive Nacheile ausgeschlossen", sagte Mannweiler dem SWR. In einer solchen Lage stehe die Eigensicherung und die Sorge um die Opfer im Vordergrund, von denen nicht klar war, ob sie noch lebten.

Porträt von Alexander Meisner - er wird verdächtigt, drei Menschen in Weitefeld im Westerwald getötet zu haben.

Mit diesem Bild sucht die Polizei europaweit nach dem mutmaßlichen Täter Alexander Meisner.

Polizei geht etwa 700 Hinweisen nach

Nach dem mutmaßlichen Täter wird weiter mit Hochdruck gefahndet. Die Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl wegen des Verdachts des dreifachen Mordes gegen Alexander Meisner erwirkt. Die Polizei bittet die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe.

Inzwischen seien etwa 700 Hinweise eingegangen. Die Kriminalpolizei Koblenz hat den Angaben zufolge eine 100-köpfige Sonderkommission eingerichtet. Den Hinweisen werde akribisch nachgegangen. Das führe dazu, dass beispielsweise alle in Frage kommenden - auch ehemaligen - Aufenthaltsorte des Tatverdächtigen abgeklärt würden.

Gleichzeitig warnt die Polizei Koblenz vor Falschmeldungen im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Dreifachmord in Weitefeld. Vor allem im Bereich Hof im Westerwald kursierten derzeit WhatsApp-Sprachnachrichten mit Hinweisen zum angeblichen Aufenthaltsort des gesuchten Verdächtigen. Die Polizei stellt klar, dass dies Falschmeldungen sind.

Weitere Durchsuchungen möglich

Bei der Suche nach Meisner könnten erneut Spezialeinheiten mit spezieller Schutzausstattung sowie der Polizeihubschrauber zum Einsatz kommen. Aktuell werde in Rheinland-Pfalz und angrenzenden Bundesländern gesucht.

Es war eine brutale und rohe Tat. Mario Mannweiler, Leitender Oberstaatsanwalt Staatsanwaltschaft Koblenz

Der 61-jährige Alexander Meisner steht unter dringendem Tatverdacht, am Sonntag die dreiköpfige Familie getötet zu haben. Das habe insbesondere die Analyse der forensischen Spuren am Tatort ergeben. Der Leitende Oberstaatsanwalt in Koblenz, Mario Mannweiler, sprach gegenüber dem SWR von einer "brutalen und rohen Tat".

Alexander Meisner ist einschlägig vorbestraft - Fahndung läuft

Polizei: Verdächtigen nicht ansprechen - Notruf wählen

Die Ermittler warnen davor, den Mann anzusprechen, sollte man auf ihn aufmerksam werden. Konkrete Hinweis auf eine Gefahr für die Bevölkerung lägen zwar nicht vor. Aber man gehe davon aus, dass der Verdächtige gefährlich und gewaltbereit ist.

Wir müssen davon ausgehen, dass diese Person drei Menschen getötet hat. Da ist von einer Gefährlichkeit auszugehen. Jürgen Fachinger, Sprecher Polizei Koblenz

Der Verdächtige sei "ein Stück weit in die Enge gedrängt" und wisse, dass er gesucht werde. Wer meine, den Mann gesehen zu haben, solle in jedem Fall den Notruf wählen, so Jürgen Fachinger, Sprecher der Polizei Koblenz.

So sieht der Tatverdächtige aus

Der gesuchte Alexander Meisner ist laut Polizei etwa 1,74 Meter groß, hat braune Haare und blau-graue Augen. Er habe eine Narbe am rechten Oberarm, an der Augenbraue und am linken Unterarm. Auf dem Handrücken links trage er ein Tattoo "Katja" (in der in Russland verwendeten kyrillischen Schrift).

Telefonnummer für Hinweise zur Tat
Unter der Nummer 0261 103 50399 nimmt die Kriminalpolizei Hinweise zu der Tat in Weitefeld entgegen.

Mutmaßlicher Täter bereits wegen versuchten Totschlags verurteilt

Alexander Meisner ist für die Justiz kein Unbekannter. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt dem SWR am Dienstag bestätigte, wurde er 2011 schon einmal zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt - wegen des versuchten Totschlags an seiner damaligen Ehefrau.

Die Freiheitsstrafe habe er auch zum großen Teil verbüßt. Für das letzte Drittel der Strafe habe das zuständige Landgericht Koblenz damals dann eine Bewährungsstrafe gewährt. Diese Bewährungszeit habe der Mann überstanden, sagte Mannweiler.

Im Jahr 2018 folgte laut Staatsanwaltschaft eine Verurteilung wegen Bedrohung gegen seine damalige Ehefrau. Das Amtsgericht Betzdorf habe ihn daraufhin zu einer Strafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. 

Hintergründe für Gewalttat im Westerwald noch unklar

Der Leitende Oberstaatsanwalt sagte gegenüber dem SWR, dass bis jetzt kein konkretes Motiv für die Tat in Weitefeld zu erkennen sei, das über bloße Vermutungen hinausgehe. Es sei auch keine konkrete Verbindung erkennbar zwischen dem mutmaßlichem Täter und den Opfern.

Sendung am Do., 10.4.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

Mehr zur Gewalttat in Weitefeld

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR aktuell am 08. April 2025 um 16:00 Uhr.