Ein im Bett liegender Mann hält sich mit einer Hand den Kopf, in der anderen ein Smartphone

Schleswig-Holstein Facharzt-Hotline stark genutzt: Mehr Anrufe auf 116 117

Stand: 10.06.2025 18:54 Uhr

Auf der Suche nach einem Facharzt-Termin nutzen immer mehr Menschen die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung. Das zeigt die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der SSW-Landtagsfraktion.

Im vergangenen Jahr wählten fast 440.000 Menschen die Hotline, wie eine Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der SSW-Landtagsfraktion zeigt. Das ist eine Steigerung innerhalb 2 Jahren um fast 20 Prozent (2022: 372.000 Anrufe). Am stärksten nachgefragt waren Termine bei Radiologen, Psychotherapeuten und Nervenärzten. Die 116 117 ist die zentrale bundesweite Nummer für die Vermittlung von Arztterminen für Kassenpatienten und für den ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Dringlichkeitscode vom Hausarzt benötigt

Die Hotline hat zwei wichtige Funktionen: Erstens kann der Anrufer bei einem akuten Problem mit seiner Telefon-Vorwahlnummer zu seiner zuständigen Bereitschaft weitergeleitet werden. Zweitens hilft die Nummer bei der Suche nach einem Facharzt. Für den Terminservice braucht der Patient eine Überweisung vom Hausarzt, mit einem sogenannten Dringlichkeitscode. Gesetzlich versicherte Patienten sollen so schneller einen Termin bei einem Facharzt, Haus-, Kinder- und Jugendarzt sowie Psychotherapeuten bekommen - in dringenden Fällen innerhalb von vier Wochen.

Diese Fachärzte wurden am stärksten nachgefragt
Facharzt Zahl der Anrufe
Radiologen 15.500
Psychotherapeuten 13.400
Nervenärzte 11.200

SSW: "Zu wenig Fachärzte im Land"

Der SSW ist sich sicher: Die starke Nachfrage nach der Facharzt-Hotline weise auf ein grundsätzliches Problem hin. "Die Zahlen zeigen, dass offensichtlich immer weniger Menschen in der Lage sind, direkt einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen", so der SSW-Fraktionsvorsitzende Christian Dirschauer. Dieses Problem werde sich durch die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel in den Arztpraxen absehbar weiter verschärfen.

Ärztekammer-Präsident fordert gute Patientensteuerung

"Fachärzte wie Radiologen oder Psychotherapeuten werden stark frequentiert und gleichzeitig werden die Personalressourcen aufgrund des erhöhten Behandlungsbedarfs immer knapper", sagte zu der Diskussion der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Henrik Herrmann. Außerdem werde die Rufnummer 116117 bei Patientinnen und Patienten immer bekannter und auch deswegen mehr genutzt. Klar ist für ihn, dass man eine gute Patientensteuerung benötige. Dazu könnte auch das geplante Primärarztsystem beitragen. Es müsse aber gewährleistet sein, dass Patientinnen und Patienten in regionaler Nähe einen Hausarzt aufsuchen könnten

Primärarztsystem: im Koalitionsvertrag von Union und SPD

Der Hausarzt soll nach dem neuen System zum Dreh- und Angelpunkt werden. Er untersucht die Patientin und den Patienten und entscheidet dann, ob ein Facharzt - und wenn ja, welcher - eingeschaltet werden muss. Die Überweisung vom Haus- an den Facharzt soll demnach grundsätzlich Pflicht werden - so sind zumindest die Pläne der künftigen Bundesregierung. Das Ziel: Termine in Facharztpraxen sollen so sinnvoller gesteuert und Patienten besser versorgt werden. Und das Ganze soll viel Geld einsparen, bis ins Jahr 2028 rund zwei Milliarden Euro, so die Kalkulationen der potenziellen Koalitionspartner.

Dirschauer: "Problem damit nicht gelöst"

"Nur weil Patienten zuerst über den Hausarzt gehen, haben wir nicht plötzlich mehr Fachärzte", sagte SSW-Fraktionschef Dirschauer dazu. Man brauche in Schleswig-Holstein insgesamt ein breiteres Angebot. Eine Untersuchung bei einem Radiologen sei eine wichtige Grundlage für weitere Behandlungen. Da seien die langen Wartezeiten nicht hinzunehmen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 09.06.2025 | 13:00 Uhr